Gera (dpa)

Tödlicher Angriff auf Oma vor Gericht

| 30.11.2021 16:41 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Der Angeklagte vor dem Landgericht Gera zu Prozessbeginn. Foto: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa
Der Angeklagte vor dem Landgericht Gera zu Prozessbeginn. Foto: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa
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Ein Enkel geht mit seiner Großmutter im Wald spazieren. Auf einmal fängt er an, im Drogenwahn zu halluzinieren: Er glaubt, dass ihr Hörner wachsen, und geht auf sie los. Die Frau stirbt wenig später.

Weil er im Drogenwahn seine Großmutter geschlagen und tödlich verletzt haben soll, muss sich ein 25-Jähriger seit Dienstag vor dem Landgericht Gera verantworten.

Der junge Mann gestand zum Auftakt des Totschlagsprozesses den Angriff, der nach Angaben der Staatsanwaltschaft zum Tod der 81-Jährigen zehn Tage später geführt hatte. „Ich habe die Oma körperlich massiv zugerichtet, das gebe ich zu“, sagte er. Er habe vor der Tat Drogen konsumiert und dann Wahnvorstellungen entwickelt.

Die Staatsanwaltschaft hatte dem Deutschen vorgeworfen, seine Großmutter an einem Apriltag in einem Waldstück bei Altenburg ins Gesicht geschlagen und mehrmals ihren Kopf gegen den Boden gestoßen zu haben. Zuvor soll er ihr vorgeworfen haben, den Großvater umgebracht zu haben, und gerufen haben: „Oma, du bleibst hier, ich bring dich um.“ Zehn Tage später sei die Frau an einem akuten Lungenversagen infolge des Angriffs gestorben.

Wegen einer durch Drogen verursachten Psychose sei der Mann nicht schuldfähig, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Für ihn käme eine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt oder in einem psychiatrischen Krankenhaus in Betracht. Für den Prozess sind sieben Verhandlungstage angesetzt.

Nach den Drogen kamen die Wahnvorstellungen

Er habe an dem Tag im April dieses Jahres zunächst mit seiner Großmutter gefrühstückt, erzählte der Angeklagte. Danach sei er nach Hause gegangen und habe verschiedene Arten von Drogen konsumiert. Später habe er die Frau, mit der er ein gutes Verhältnis gehabt habe, zu einem Spaziergang gemeinsam mit ihm und seinem Mini-Chihuahua abgeholt.

Im Wald hätten die Wahnvorstellungen begonnen. Er habe Hörner bei seiner Großmutter wachsen sehen. „Ich habe gedacht, sie ist der Teufel“, sagte er. Darauf habe er sie angegriffen. Auch auf seinen geliebten Hund sei er losgegangen, weil er dachte, das Tier sei ein „Höllenhund“. Als er in einem klaren Moment zu sich gekommen sei, habe er den Notruf abgesetzt. „Dann habe ich die Oma in den Arm genommen, weil ich gemerkt habe, dass sie doch nicht der Teufel ist.“

Auch die Aussage der später gestorbenen Frau wurde vor Gericht vorgelesen. Kurz nach der Tat hatte sie geschildert, wie ihr Enkel auf sie losging. Zunächst seien sie spazieren gegangen. „Das war alles schön.“ Dann habe er angefangen komisch zu werden und zu sprechen, als ob er in einer anderen Welt wäre. Er habe ihren Arm gepackt und sie geschüttelt. Dann sei sie mit dem Gesicht auf die Erde gefallen. Er habe sie immer wieder mit dem Kopf nach unten gedrückt, als sie schon am Boden gelegen habe. Über ihren Enkel sagte sie laut Vernehmung: „Er war so auf einem guten Weg.“

© dpa-infocom, dpa:211130-99-203090/4

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