Hamburg/Wolfsburg (dpa)
Chipkrise könnte Volkswagen noch länger belasten
Einem Medienbericht zufolge dürfte Volkswagen Probleme bekommen, seine erst kürzlich beschlossene Fünfjahresplanung ganz zu erfüllen.
Der Mangel an Elektronikteilen könnte den Autobauer Volkswagen einem Bericht zufolge stärker belasten als erwartet.
Nach Informationen des „Manager-Magazins“ dürfte der Hersteller Probleme bekommen, seine in der vorigen Woche beschlossene Fünfjahresplanung ganz zu erfüllen. Die für 2022 angepeilten Verkäufe von knapp zehn Millionen Autos und von fast elf Millionen 2023 seien angesichts fehlender Chips wohl zu optimistisch, heißt es unter Berufung auf einen beteiligten Krisenmanager.
Selbst wenn es „halbwegs vernünftig laufe“, werde VW im kommenden Jahr wohl unterhalb der für 2021 erwarteten Zahlen liegen. Für das jetzt auslaufende Jahr kalkuliert der Konzern mit einem Absatz von etwa neun Millionen Fahrzeugen. Im schlimmsten Szenario könnte der Hersteller 2022 sogar nur auf etwa acht Millionen Verkäufe kommen, heißt es in dem Bericht. Demnach wird in der Konzernspitze damit gerechnet, dass die Chipkrise die Lage besonders bei der Kernmarke Volkswagen Pkw sowie der Tochter Skoda weiter verschlechtern dürfte.
Kürzlich hatte VW-Konzernchef Herbert Diess auch bei Bosch zum Thema vorgesprochen. Laut dem Blatt wollen die Schwaben für die nächste Zeit rund 30 Prozent weniger zusichern, als bei ihnen bestellt wurde. Es habe sich aber immerhin wohl „etwas bewegt“, wurde nun ein Teilnehmer des Treffens zitiert. Bei Volkswagen kümmert sich eine eigene „Taskforce“ um die Chip-Beschaffung - doch schon zuletzt hatte sich abgezeichnet, dass die Versorgungsengpässe sich noch länger hinziehen dürften.
Auch Betriebsratschefin Daniela Cavallo hatte gerade erst vor anhaltenden Problemen gewarnt. „Die kommenden Monate werden hart, vor uns liegt eine echte Durststrecke“, sagte sie. In diesem Jahr gab es bei VW und etlichen anderen Autobauern immer wieder Kurzarbeit wegen fehlender Elektronikteile. Cavallo schätzt: „Noch das ganze nächste Jahr wird Mangelversorgung herrschen. Und auch 2023 wird es nicht plötzlich besser werden. Wir haben das Schlimmste noch vor uns.“
Das VW-Stammwerk Wolfsburg ist schwach ausgelastet, hier dürften dieses Jahr weniger als 400.000 Autos fertig werden - ein Niveau wie Ende der 1950er Jahre. In weiteren VW-Werken wie Emden verlieren infolge fehlender Halbleiter und damit einhergehender Produktionsausfälle bereits Zeitarbeiter ihren Job. Offiziell hatte der Konzern in der vergangenen Woche noch eine mögliche, allmähliche Entspannung der Chipkrise 2022 angedeutet.
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