Frankfurt/Main (dpa)

Fitnessstudios bangen wegen Corona um Jahresstart

| 02.01.2022 08:21 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Für die gesamte Fitnessbranche ist der Jahresauftakt die wichtigste Zeit. Foto: Oliver Dietze/dpa
Für die gesamte Fitnessbranche ist der Jahresauftakt die wichtigste Zeit. Foto: Oliver Dietze/dpa
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Keine Saison ist für Fitnessstudios so wichtig wie der Jahresbeginn. Dann werben sie viele Leute an, die mit guten Vorsätzen Kilos loswerden wollen. Doch die Branche fürchtet erneut um ihr Geschäft.

Im zweiten Corona-Winter bangen viele Fitnessstudios in Deutschland erneut um ihr Geschäft. Zwar gilt nun kein harter Lockdown mehr, doch wegen strenger Vorschriften fürchtet die Branche zum wegweisenden Jahresbeginn um den Zuwachs neuer Mitglieder.

„2G-plus-Vorschriften haben signifikante Auswirkungen auf die Neuanmeldungen“, sagt Ralph Scholz, Vorsitzender des Deutschen Industrieverbands für Fitness und Gesundheit (DIFG). Vielen Menschen sei es zu aufwendig, zusätzlich zu einem Impf- oder Genesenennachweis einen aktuellen Test vorzulegen („2G plus“). „Dort wo die Regel eingeführt wurde, ist das Neugeschäft fast komplett weggebrochen.“

Viele Neuanmeldungen

Der Jahresauftakt ist die wichtigste Zeit für Fitnessstudios - dann haben viele Menschen nach der Völlerei an Weihnachten gute Vorsätze. Im ersten Quartal erzielen Fitnessstudios laut dem Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV) üblicherweise ein Drittel der Neuanmeldungen eines Jahres.

„Mit der Omikron-Variante dürfte das erste Quartal mindestens so schlimm werden wie vergangenes Jahr“, fürchtet Scholz. Waren damals die Fitnessstudios im Lockdown geschlossen, laufen jetzt im Betrieb die Kosten voll weiter. „Betreiber haben wieder Existenzsorgen.“ Angesichts von Kündigungen brauche die Branche 15 bis 20 Prozent Neuanmeldungen, um das Niveau an Mitgliedern zu halten, sagt Scholz.

Krise hat Spuren hinterlassen

Zwar sei im Sommer nach langem Lockdown das Geschäft überraschend gut angelaufen, doch die Krise habe Spuren hinterlassen. Der DIGF rechnet zum Jahreswechsel mit 9,5 Millionen Mitgliedern, gut zwei Millionen weniger als im Vorkrisenjahr 2019 (11,6 Mio). In Fitnessstudios seien noch rund 190.000 Menschen beschäftigt, 40.000 weniger als vor einem Jahr. Immerhin blieb trotz herber Umsatzverluste im Krisenjahr 2020 eine Pleitewelle aus, da die Politik hohe Finanzhilfen gewährte.

Derzeit gilt für Fitnessstudios ein Flickenteppich von Regeln - in einigen Bundesländern gilt allein die 2G-Regel (nur für Geimpfte und Genesene), in anderen wird zusätzlich ein Schnelltest verlangt, in manchen entfällt dieser für Menschen mit Auffrischungsimpfung. „Der Politik fehlt eine Langfriststrategie“, moniert Scholz. Für Fitnessstudios sieht er weniger den Trend zu Heimsport als Gefahr, sondern die „Entwöhnung von körperlicher Betätigung an sich“.

Der Arbeitgeberverband DSSV hatte schon bei Einführung der 2G-plus-Regeln in einigen Bundesländern vor Umsatzausfällen von 1,3 Milliarden Euro in der Branche gewarnt. Die Vorschrift bedeute eine sinkende Nachfrage und ausbleibende Neuanmeldungen, warnte Präsidentin Birgit Schwarze. Die Folge seien 50 Prozent mehr Kündigungen als üblich. „Für viele Mitglieder ist die zusätzliche finanzielle und zeitliche Belastung ein Grund, das Fitnessstudio nicht mehr aufzusuchen“, sagte Schwarze.

© dpa-infocom, dpa:220102-99-563765/2

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