Meinung

Jobabbau bei Enercon trifft Aurich ins Mark

Stephan Schmidt
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Von Stephan Schmidt
| 08.11.2019 17:18 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Die angekündigte Massenentlassung bei Enercon ist ein Schock für die Mitarbeiter und trifft Aurich ins Mark. Der Konzern räumt Fehler ein, aber die Schuld tragen andere.

Wie eine Tragödie entwickelte sich der Niedergang des Auricher Vorzeigeunternehmens Enercon. Alle wussten: Der Windkraftanlagenhersteller steckt in einer Krise. Der Schock, den die angekündigte Massenentlassung des Konzerns auslöst, ist dennoch beträchtlich. Weil so viele Menschen davon betroffen sind. Das sind vor allem die Mitarbeiter, deren Angehörige, aber auch viele weitere Betriebe und die Kommune. Der Verlust von 1500 Arbeitsstellen trifft Aurich ins Mark.

Enercon räumt in seltener Offenheit eigene strategische Fehler ein. Diese haben die Krise ganz sicher verstärkt. Aber den fast totalen Einbruch der Aufbauzahlen in Deutschland haben andere zu verantworten: die Regierung in Berlin. Vordergründig wird dort versprochen, den Klimawandel stoppen zu wollen. Und gleichzeitig lässt die Koalition eine Branche, die klimaschonende Energie liefert, vor die Hunde gehen. Unter anderem die jüngste Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetz hat sich als katastrophaler Fehler herausgestellt. Oder es war den Wortführern in der Bundeshauptstadt egal, was mit Enercon und der Branche geschieht. Auch das wäre möglich. Denn alle Hilferufe, alle Warnungen wurden in den Wind geschlagen.

Der blanke Hohn: Tiefste Krise ausgerechnet im „Greta-Thunberg-Jahr“

90 Prozent weniger Aufbauten innerhalb eines Jahres in Deutschland: Einen solchen Auftragseinbruch verkraftet kein Unternehmen. Dass Enercon trotz eines Jahresverlusts von 200 Millionen Euro noch weiterarbeiten kann, ist den Rücklagen zu verdanken. Der Konzern hat tiefe Taschen. Die werden jedoch in absehbarer Zeit ausgeschöpft sein, sollte sich nichts Grundlegendes ändern. Damit zumindest die verbleibenden Arbeitsplätze in Deutschland gesichert werden, muss die Politik nun handeln. Entsprechende Initiativen laufen, vor allem auf Druck aus Niedersachsen. So geht es etwa um die Mindestabstände von Windkraftanlagen. Die Politik muss zeigen, ob die Windkraft an Land ihr wenigstens einigermaßen wichtig ist.

Dass Enercon ausgerechnet 2019, dem „Greta-Thunberg-Jahr“, eine existenzgefährdende Krise durchmacht, ist der blanke Hohn. Sollte sich die Politik doch noch besinnen und die Hersteller von Onshore-Windkraftanlagen durch bessere Rahmenbedingungen fördern, kommt das für viele Mitarbeiter in Aurich zu spät. Die Klima-Sonntagsreden waren für sie nichts wert.

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