Berlin (dpa)
Karliczek will Bafög ausbauen - Kritik von GEW und Grünen
Menschen, die erst später ein Studium beginnen, sollen auch Bafög bekommen können, fordert die Bildungsministerin. Nötige Weiterentwicklung oder „unglaubwürdiges Wahlkampfmanöver“?
Bildungsministerin Anja Karliczek will das Bafög-System ausbauen. „Wir brauchen in der neuen Wahlperiode eine Weiterentwicklung des Bafög“, sagt die CDU-Politikerin der „Augsburger Allgemeinen“ (Montag).
Als Beispiele für ihre Reformideen nannte Karliczek, die Bafög-Altersgrenze für Studentinnen und Studenten nach hinten zu verschieben. „Wir wollen auch mehr für Menschen tun, die später im Leben noch ein Studium anstreben, auch wenn sie zum Beispiel bereits älter als 35 Jahre sind.“ Die Förderung soll nach ihren Vorstellungen nicht mehr automatisch mit der Regelstudienzeit auslaufen. Das Bafög müsse besser als bisher die neuen Bildungsbiografien abbilden, die nicht mehr so einheitlich ablaufen wie früher.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßte die Äußerungen, rügte aber: „Der Kurswechsel kommt aber leider zu spät und nur in Tippelschritten.“ Die Koalition habe eine überfällige Reform des Bafög die ganze Wahlperiode blockiert. Auch als die Corona-Krise überdeutlich gemacht habe, dass die Förderung nur einen Bruchteil der Studierenden erreiche, habe das Bildungsministerium mit einer „halbherzigen“ Überbrückungshilfe und verzinsten Bankkrediten reagiert, kritisierte der stellvertretende GEW-Vorsitzende Andreas Keller.
Der Grünen-Wissenschaftsexperte Kai Gehring nannte die Ankündigung der Ministerin „ein durchschaubares und leider unglaubwürdiges Wahlkampfmanöver“. Die Ministerin habe den Studierenden in ihrer Amtszeit „regelmäßig die kalte Schulter gezeigt“, beklagte Gehring. Es sei höchste Zeit für einen Bafög-Neustart mit einer Grundsicherung für Studierende und Auszubildende.
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