Tokio (dpa)
Herz zerbrochen: Hockey-Herren verpassen Finale
Dem deutschen Hockey droht das erste Olympia ohne Medaille seit 21 Jahren. Nach dem Viertelfinal-Aus der Damen scheitern die Herren im Halbfinale von Tokio und können nur noch auf Bronze hoffen.
Geschockt nach dem geplatzten Traum vom Olympia-Gold trotteten die deutschen Hockey-Herren mit geröteten Augen in die Kabine.
Unter dem Flutlicht des Oi Hockey Stadiums hatte das Team um Kapitän Tobias Hauke zuvor in traurigen Umarmungen Trost nach dem 1:3 (1:2) gegen Australien im Halbfinale von Tokio gesucht. „Wenn man so viel Herz reinschmeißt, dann läuft man Gefahr, dass es auch mal zerbricht“, sagte Bundestrainer Kais al Saadi und versprach: „Aber ab morgen kleben wir es zusammen.“ Zumindest Bronze ist am Donnerstag (3.30 Uhr MESZ) im Spiel um Platz drei gegen Indien noch möglich.
Durch das bittere Aus der Damen schon im Viertelfinale droht dem deutschen Hockey nun sogar das erste Olympia ohne Medaille seit 21 Jahren. Zuletzt hatte die Herren-Auswahl viermal in Serie Edelmetall bei Sommerspielen geholt. In Sydney 2000 waren letztmals beide deutschen Teams leer ausgegangen. „Die Medaille ist wahnsinnig wertvoll, das realisiert man, wenn man Dritter geworden ist und auf dem Treppchen gestanden hat“, sagte Routinier Florian Fuchs.
Australier mit viel Selbstvertrauen
Nach einer durchwachsenen Vorrunde hatte die deutsche Auswahl mit dem 3:1 im Viertelfinale gegen Rio-Olympiasieger Argentinien Hoffnungen geweckt, wie zuletzt 2008 und 2012 sogar wieder nach Gold greifen zu können. Allerdings hatte der Weltranglistenerste Australien zuvor in Tokio noch nicht verloren und legte wie gewohnt mächtig los.
Tim Brand schloss schon in der siebten Minute einen tollen Angriff des Favoriten mit der Führung ab. Die deutsche Mannschaft aber ließ sich nicht irritieren und kam nach einer Strafecke zum schnellen Ausgleich (10.). Lukas Windfeder erzielte bereits seinen sechsten Turniertreffer. Auch danach agierten beide Teams auf Augenhöhe, ehe erneut die Australier in Führung gingen. Blake Govers ließ DHB-Torwart Alexander Stadler nach einer Strafecke keine Chance.
„Haben vieles richtig gemacht“
Der EM-Zweite ließ es nun an der noch gegen Argentinien gezeigten Effizienz etwas vermissen. „Das muss man sich vorwerfen lassen. Wir haben vieles richtig gemacht, nur kein Tor geschossen“, analysierte Windfeder, betonte aber auch: „Es war am Ende keiner auf dem Platz, der noch Körner hatte.“ Einige gute Gelegenheiten des Weltranglisten-Sechsten blieben ungenutzt, zudem fiel Abwehrspieler Linus Müller früh verletzt aus.
Die Australier, die vor Olympia wegen der Corona-Pandemie seit März 2020 keine interkontinentalen Spiele mehr ausgetragen hatten, wurden zwar immer müder, hielten den wachsenden deutschen Angriffsbemühungen aber stand. „Wir waren nicht effizient genug am Kreis, das ist offensichtlich und bitter“, sagte Fuchs.
Risiko wird nicht belohnt
Zunehmend verzweifelter drängte das DHB-Team nach vorn, aber vor dem Tor gelang nicht viel. Als Coach al Saadi ins Risiko ging und für Torwart Stadler einen zusätzlichen Feldspieler einwechselte, machte Lachlan Sharp mit einem Treffer ins leere Tor alles klar (59.).
Nach einer Nacht der Trauer will die deutsche Mannschaft nun zumindest die olympische Medaillen-Serie weiterführen. Gegen die Inder, die im Halbfinale 2:5 gegen Weltmeister Belgien verloren, setzt Kapitän Hauke auf die Stehauf-Qualitäten seiner Kollegen: „Die Mannschaft ist so eng beieinander und geht von Tag eins auf dieser Reise in die gleiche Richtung, egal was passiert.“
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