Tokio (dpa)

Gummibärchen nach Bronze: Schindler holt erste Medaille

Tobias Brinkmann und Holger Schmidt, dpa
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Von Tobias Brinkmann und Holger Schmidt, dpa
| 25.08.2021 08:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Die erste Medaille bei den Paralympics in Tokio gewinnt eine deutsche Radsportlerin. Mit ihrer Prothese überzeugt sie nicht nur auf der Bahn. Die deutschen Rollstuhlfechter hadern mit ihrem Glück.

Die erste Paralympics-Medaille bei den Spielen in Tokio wollte sich Denise Schindler mit Gummibärchen versüßen.

Die 35 Jahre alte Radsportlerin holte in der japanischen Hauptstadt nicht nur Bronze in der 3000-Meter-Verfolgung, sondern gewann die erste sportartübergreifende Paralympics-Medaille in der japanischen Hauptstadt. „Ich stand so unter Druck, ich war den ganzen Tag nicht ansprechbar“, sagte sie: „Am Ende sind mir so viele Steine vom Herzen gefallen, das hat die ganze Bahn gehört“, fügte die Münchnerin hinzu.

Mit einem lautem Jubelschrei ließ die „Killerbiene“ genannte Schindler ihre Freude im Izu Velodrome freien Lauf. In 3:55,120 Minuten besiegte sie im Bronze-Rennen die US-Amerikanerin Clara Brown (4:01,523) deutlich, auch dank der Unterstützung der deutschen Delegation um DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher. „Der Präsident höchstpersönlich hat mich heute zu Bronze geschrien“, sagte sie. Das erste Paralympics-Gold holte die Australierin Paige Greco.

Prothese aus dem 3D-Drucker

Schindler rutschte als Zweijährige in ihrer Geburtsstadt Chemnitz auf eisigem Weg unter eine Straßenbahn und verlor ein Bein. Ihre Prothese lässt sie mit einem 3D-Drucker erstellen und brachte damit auf der Hannover-Messe 2016 den damaligen US-Präsidenten Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Staunen.

Bereits bei den Paralympics in London 2012 und vier Jahre später in Rio de Janeiro holte Schindler insgesamt zweimal Silber und einmal Bronze, allerdings auf der Straße. Nun klappte es gleich im ersten Rennen in Tokio. „Ich bin unheimlich dankbar und glücklich“, betonte sie und peilt weiteres Edelmetal auf der Straße an. „Ich lass das jetzt auch erstmal sacken“, erklärte Schindler.

Der frühere Olympia-Dritte Robert Förstemann ist bei seiner Paralympics-Premiere als Partner des sehbehinderten Radsportlers Kai Kruse schon nach 1000 von 4000 Metern aus Sicherheitsgründen ausgestiegen. Kruse stürzte in der vergangenen Woche und fokussiert sich auf das 1000-Meter-Zeitfahren am Samstag.

Niederlagen für Fechter

Verdauen müssen auch die Rollstuhlfechter ihr vorzeitiges Aus. Sylvi Tauber hatte im Viertelfinale gegen die ukrainische Favoritin Olena Fedota mit 9:15 klar das Nachsehen. „Ich weiß nicht, warum ich nicht reingekommen bin. Vielleicht war alles ein bisschen zu schnell für mich. Aber insgesamt bin ich trotzdem hochzufrieden“, sagte Tauber.

Maurice Schmidt unterlag bei seiner Paralympics-Premiere bereits im Achtelfinale äußerst unglücklich. Gegen den Rio-Paralympicssieger Andrii Demtschuk aus der Ukraine führte der Böblinger schon mit 14:12 und hatte bei den letzten beiden Punkten jeweils nach Studium der Video-Bilder mit 14:15 knapp das Nachsehen.

„Es ist schon böse, wenn man so gut dabei ist und die ganze Zeit führt“, sagte der 22-Jährige, wollte die Niederlage aber nicht als Pech bezeichnen. „Ich war zu nervös und nicht selbstbewusst genug. Ich habe zu viel nachgedacht“, sagte er. Am Donnerstag besitzt Schmidt im Degen-Wettbewerb eine neue Medaillen-Chance.

Goalballer siegen

Erfolgreich haben die hochambitionierten Goalballer ihre Mission Gold begonnen. Gegen die Türkei gewann das Team der Trainer Johannes Günther und Stefan Weil mit 6:4 (4:2). Am Donnerstag geht es gegen die Ukraine weiter.

Im Schwimmen verpassten Verena Schott über 50 Meter Freistil und Marlene Endrolath (100 Meter Schmetterling) die Endläufe.

© dpa-infocom, dpa:210825-99-957817/5

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