Berlin/Nürnberg (dpa)

Joana Mallwitz wird Chefdirigentin am Konzerthaus Berlin

Gerd Roth, dpa
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Von Gerd Roth, dpa
| 31.08.2021 10:57 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Joana Mallwitz im Staatstheater Nürnberg. In zwei Jahren geht die Dirigentin nach Berlin. Foto: Daniel Karmann/dpa
Joana Mallwitz im Staatstheater Nürnberg. In zwei Jahren geht die Dirigentin nach Berlin. Foto: Daniel Karmann/dpa
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Frauen am Dirigentenpult sind immer noch rar gesät. Am Konzerthaus Berlin gibt in zwei Jahren Joana Mallwitz den Takt an.

Die international gefeierte Joana Mallwitz wird Chefdirigentin am Konzerthaus Berlin.

Die 34-Jährige, derzeit Generalmusikdirektorin am Staatstheater in Nürnberg, wird die künstlerische Leitung des Orchesters in der Hauptstadt mit der Saison 2023/24 für zunächst fünf Spielzeiten übernehmen, wie Konzerthaus und Kulturverwaltung am Dienstag mitteilten. Zuvor war die Personalie im zuständigen Senat der Hauptstadt.

Die erste Dirigentin auf der Stelle wird damit in zwei Jahren Nachfolgerin von Christoph Eschenbach. Der 81-Jährige hat den Posten seit 2019 inne.

Mallwitz hatte Ende Juli angekündigt, ihren Vertrag als Generalmusikdirektorin in Nürnberg nicht zu verlängern und das Staatstheater mit Ende der Spielzeit 2022/23 zu verlassen. Als einen Grund nannte sie ihre familiäre Situation. Mallwitz erwartet im Herbst ihr erstes Kind. Zudem waren gescheiterte Pläne für den Bau eines neuen Konzerthauses in Nürnberg ausschlaggebend.

Klangschönheit des Orchesters

In einer Mitteilung bezeichnete sich Mallwitz als sehr geehrt, sie freue sich ungemein auf die Arbeit mit dem Konzerthausorchester. Die Musikerinnen und Musiker habe sie bereits bei zwei Projekten „als modern denkende, musizierfreudige, entdeckungslustige und überaus zugewandte Persönlichkeiten“ kennengelernt. „Gepaart mit der spannenden und inspirierenden Geschichte des Ortes, der Klangschönheit des Orchesters und des wunderbaren Teams um Intendant Sebastian Nordmann sind dies Voraussetzungen, die man sich als Dirigentin nicht besser wünschen kann.“

Nordmann sieht „eine unglaubliche Kraft und Dynamik“ im Dirigat von Mallwitz. „Schon beim konzentrierten Proben zieht sie einen in ihren Bann.“ Auch Gespräche mit ihr „über die Zukunft klassischer Musik, ihre große Hingabe und ihre Begeisterung für Musikvermittlung haben sie schnell zur Wunschkandidatin gemacht“.

Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) freut sich auf „eine inspirierende Musikerin sowie eine hervorragende Musikvermittlerin“. Mallwitz verkörpere eine neue Generation der Orchesterleitung und werde mit dem Konzerthausorchester dazu beitragen, ein breites Publikum für klassische Musik zu begeistern.

Steile Karriere

In Salzburg wurde Mallwitz gerade erst wieder für ihre musikalische Interpretation von Mozarts Oper „Così fan tutte“ gefeiert. Bei den Festspielen hatte sie im vergangenen Jahr als erste Frau in der 100-jährigen Geschichte des Klassikfestivals einen großen Premierenzyklus geleitet.

Die Karriere der in Hildesheim geborenen Dirigentin begann mit 19 Jahren als Solorepetitorin am Theater Heidelberg, wo sie schon nach ihrer ersten Spielzeit zur Kapellmeisterin aufstieg. Als damals jüngste Generalmusikdirektorin Europas wechselte sie 2014 ans Theater Erfurt. Vier Jahre später ging es nach Nürnberg. 2019 kürten Fachleute der Zeitschrift „Opernwelt“ sie zur Dirigentin des Jahres.

Als Porträt-Künstlerin des Wiener Musikvereins wird Mallwitz in der Saison 2021/22 bei den Wiener Symphonikern und dem RSO Wien am Pult stehen. Debüts sind vereinbart beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Orchestre National de France und an der Semperoper Dresden. Sie gastierte bereits bei Orchestern in Berlin, London, München, Birmingham oder Göteborg.

Mallwitz dirigierte „Eugen Onegin“ und „L'elisir d'amore“ (Bayerische Staatsoper), „Salome“ und „Die lustige Witwe“ (Oper Frankfurt), „Der Fliegende Holländer“ und „Madama Butterfly“ (Royal Danish Opera), „Der Rosenkavalier“ (Norwegische Nationaloper Oslo) oder „Macbeth“ (Oper Zürich). In Nürnberg wurde sie für „Krieg und Frieden“ und „Lohengrin“ gefeiert.

© dpa-infocom, dpa:210831-99-34441/6

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