Meinung

VW: Kurzarbeitergeld kann keine Dauerlösung sein

Stephan Schmidt
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Von Stephan Schmidt
| 04.09.2021 11:02 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Die Produktion im Emder VW-Werk ist an vielen Stellen automatisiert. Archivfoto: Romuald Banik
Die Produktion im Emder VW-Werk ist an vielen Stellen automatisiert. Archivfoto: Romuald Banik
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Erneut meldet VW für Emden Kurzarbeit an. Diese soll eigentlich dazu dienen, Unternehmen durch die Krise zu bringen. Doch hat der hochprofitable Konzern das eigentlich nötig?

Mal wieder wird bei Volkswagen Kurzarbeit angemeldet. Auch das Emder Werk macht für zwei Wochen dicht. Grund ist erneut der Mangel an Halbleiter-Chips. Der Weltmarkt ist derzeit leer gefegt. Die Hersteller kommen mit der Produktion kaum hinterher. Ein unüberbrückbares Problem. Denn Autos können ohne die Elektronikbauteile nicht fertiggestellt werden.

Die Aktionäre freuen sich

Kurzarbeitergeld kann ein sinnvolles Mittel sein, um Entlassungen zu vermeiden. Insbesondere in der Corona-Pandemie machten zahlreiche Unternehmen davon Gebrauch. Massenentlassungen konnten in Deutschland auch durch Kurzarbeit vermieden werden. Doch die unmittelbare Krise ist gerade für die deutschen Automobilbauer bereits überwunden. Im ersten Halbjahr 2021 erwirtschaften sie mehr als 30 Milliarden Euro an Erträgen. 2018 und 2019, vor Corona, waren es „nur“ 20 und 13 Milliarden Euro. Die Aktionäre freuen sich. Daimler beispielsweise erhielt im vergangenen Jahr 700 Millionen Euro Kurzarbeitergeld, also Geld aus Beiträgen der Arbeitslosenversicherung, und schüttete 1,4 Milliarden Euro an Anteilseigner aus. Auch Volkswagen konnte zuletzt ordentliche Dividenden ausschütten. Möglich machte das ein Überschuss nach Steuern im Jahr 2020 von 8,8 Milliarden Euro.

Ausschaltung des unternehmerischen Risikos

Ein Werkzeug, das Firmen durch die Krise helfen soll, wird von Konzernen zur Ausschaltung des unternehmerischen Risikos eingesetzt – und zur Gewinnoptimierung. Geld aus der Arbeitslosenversicherung, in die Millionen Deutsche einzahlen, wird an die Aktionäre der Konzerne weitergereicht. Ein zweifelhafter Vorgang. Immerhin: Auch das Land Niedersachsen ist in Sachen VW darunter.

Chefs der Autobauer müssen sich andere Lösungen überlegen

Der Chipmangel ist ein ernstes Problem. Bei VW will man „auf Sicht fahren“, wie es im Konzern heißt. Weitere Kurzarbeit wird für möglich gehalten. Doch wie lange soll das noch so gehen? Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will die für die Autohersteller günstigen Regeln bis zum Jahresende verlängern. Der Chipmangel könnte aber darüber hinaus andauern. Es ist der Job der Chefs von VW, Daimler oder BMW, eine Lösung zu finden. Eines sollte dabei klar sein: Zulasten der Arbeitnehmer darf das nicht geschehen.

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