Berlin (dpa)
Stiko empfiehlt Corona-Impfung für Schwangere
Auch für werdende und frischgebackene Mütter soll eine generelle Impfempfehlung gegen das Coronavirus bald kommen. Das Expertengremium der Stiko rät zur Immunisierung - zum Schutz von Mutter und Baby.
Über Monate hat die Ständige Impfkommission (Stiko) gezögert - nun empfiehlt sie Schwangeren generell, sich gegen Corona impfen zu lassen. Bislang war die Immunisierung nur für werdende Mütter mit besonderem Risiko empfohlen.
Der Beschlussentwurf der Empfehlung muss nun noch in ein sogenanntes Stellungnahmeverfahren, eine endgültige Empfehlung soll zeitnah folgen, teilte die Stiko mit. Warum ändert sie nun ihre Haltung? Und was gilt für Stillende? Wichtige Fragen und Antworten im Überblick.
Auf welcher Grundlage spricht sich die Stiko nun doch generell für eine Impfung für Schwangere aus?
Die jetzt ausgesprochene Empfehlung basiert laut Stiko auf einer systematischen Aufarbeitung von in den letzten Wochen verfügbar gewordenen Daten. Demnach sei eine Schwangerschaft an sich ein unabhängiger Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion. Hinzu kämen Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit der Impfung. Marianne Röbl-Mathieu von der Stiko sagte am Freitag bei einem Pressebriefing, man sei auf dieser Grundlage zu einer neuen Nutzen-Risiko-Bewertung gekommen. „Sicherheitsdaten haben kein Risiko für ein Signal gezeigt, dass durch die Impfung irgendwelche unerwünschten schweren Komplikationen aufgetreten wären“, so die Frauenärztin.
Was gilt für Stillende - und Frauen mit Kinderwunsch?
Auch Frauen in der Stillzeit rät die Stiko zur Impfung. „Stillende sollen auch die Möglichkeit haben, sich selber zu schützen. Das Stillen ist kein Hinderungsgrund, sich impfen zu lassen“, betonte Röbl-Mathieu. Generell wendet sich die Stiko an alle Frauen im gebärfähigen Alter und empfiehlt die Immunisierung - „damit bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft ein sehr guter Schutz vor dieser Erkrankung besteht“, hieß es.
Ist es egal, in welcher Phase der Schwangerschaft die Impfung erfolgt?
Die Impfung empfiehlt die Stiko erst ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel. Im ersten Drittel sei das Immunsystem besonders aktiv, erklärte Stiko-Mitglied Christian Bogdan - etwa während der Plazentaentwicklung. Eine Impfung könne immer mit Impfreaktionen verbunden sein. „Die Impfreaktion kann bei so einer Impfung aber auch mit Fieber einhergehen, also mit einer systemischen Reaktion“, sagte Bogdan. Fieber sei ein potenzieller Auslöser für eine Fehlgeburt in der Schwangerschaft. Immunologische Veränderungen versuche man deshalb ebenso wie schwere Infektionen in dieser frühen und besonders sensiblen Schwangerschaftsphase zu vermeiden, so der Experte.
Spielt der Impfstoff eine Rolle?
Die Stiko spricht sich für die Immunisierung Schwangerer und Stillender mit zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs aus - nicht mit einem sogenannten Vektorimpfstoff. Dies erklärte Röbl-Mathieu vor allem dadurch, dass in Deutschland laut Stiko-Empfehlung Vektorimpfstoffe sowieso nicht an Menschen unter 60 verimpft werden sollten. Zudem fehlten bei diesen Vakzinen Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit in der Schwangerschaft. Als mRNA-Impfstoffe sind in Deutschland Mittel von Pfizer/Biontech und Moderna zugelassen.
Schützt eine Corona-Impfung auch das ungeborene Baby?
Von der Corona-Impfung der werdenden Mutter kann auch das Baby profitieren, erklärte Mario Rüdiger, Leiter des Fachbereiches Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Dresden. „Wir wissen, durch die Impfung der Mutter werden auch Antikörper übergeben und gehen über auf das Ungeborene und dadurch hat das Neugeborene den sogenannten Nestschutz.“ Dieser Nestschutz, der etwa ein halbes Jahr halte, schütze das Baby in einer besonders empfindlichen Phase.
Sind alle Risiken ausgeschlossen?
„Nach eingehender Beratung und Bewertung der vorhandenen Evidenz“ erfolge die Empfehlung, teilte die Stiko mit. Auch Schwangeren und Stillenden könne also nach sorgfältiger Abwägung der Erkenntnisse zur Corona-Impfung geraten werden, so die Experten. Frauenärztin Röbl-Mathieu sagte aber auch, dass die Datenlage nach wie vor begrenzt sei. Eine ausführliche Aufklärung durch den Arzt bleibe nach wie vor von großer Bedeutung.
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