New York/Washington/Bonn (dpa)
UN: Welt vor Klimakonferenz auf „katastrophalem Weg“
Der UN-Generalsekretär schlägt Alarm: Es bestehe ein hohes Risiko, dass die Klimakonferenz in Glasgow scheitert. Ein neuer Bericht zeigt, dass die Bemühungen klar hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Vor der Klimakonferenz in Glasgow im November befindet sich die Welt nach Aussagen von UN-Chef António Guterres hinsichtlich der Erderwärmung auf einem „katastrophalen Weg“.
Einem Bericht der zuständigen UN-Klimaagentur zufolge sei eine Erwärmung um 2,7 Grad absehbar. „Damit wird das vor sechs Jahren gemachte Versprechen gebrochen, das 1,5-Grad-Celsius-Ziel des Pariser Abkommens zu verfolgen“, sagte Guterres in New York.
„Die Nichterreichung dieses Ziels wird sich am massiven Verlust von Menschenleben und Existenzgrundlagen messen lassen“, sagte der UN-Generalsekretär weiter. Es bestehe ein hohes Risiko, dass die Klimakonferenz in Glasgow scheitere. Doch es sei nicht zu spät, um das Ziel von Paris noch zu erreichen - sofern die Länder ihre Anstrengungen verstärkten.
Auch US-Präsident Joe Biden rief im Kampf gegen die Klimakrise erneut zu einer internationalen Kraftanstrengung auf. „Wir haben nicht viel Zeit“, mahnte Biden am Freitag in Washington bei einer Video-Schalte mit mehreren Regierungschefs sowie Guterres und hochrangigen Vertretern der EU. „Wir alle müssen handeln, und wir müssen jetzt handeln.“ Biden betonte: „Glasgow ist nicht unser endgültiges Ziel.“ Unabhängig von den Zusagen und Vereinbarungen dort müsse die internationale Gemeinschaft auch im kommenden Jahr und Jahrzehnt ihre Bemühungen forcieren, um gegen die Erderwärmung anzugehen.
Die Vereinten Nationen haben einen Klimabericht zu den Plänen der Staatengemeinschaft für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen vorgelegt. Vom UN-Klimasekretariat hieß es dazu, dass die Nationen „ihre Klimaanstrengungen dringend verdoppeln müssen“, wenn sie einen globalen Temperaturanstieg über 1,5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts verhindern wollen.
Um das Ziel zu erreichen, müssten bis Ende dieses Jahrzehnts die Emissionen laut UN um 45 Prozent im Vergleich zu 2010 gesenkt werden. Die aktuellen Zahlen jedoch deuten darauf hin, dass die globalen Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 um etwa 16 Prozent höher wären als 2010. Eine Schlüsselrolle bei den Gegenmaßnahmen kommt dabei den G20-Ländern zu, die für 75 Prozent aller Emissionen verantwortlich sind - von diesen ist aber nur Großbritannien auf einem Pfad, der ungefähr für die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels notwendig wäre.
Experten sind sich einig, dass sich bis 2030 weltweit viel mehr tun muss, wenn die Erderwärmung, wie 2015 von knapp 200 Staaten in Paris vereinbart, deutlich unter zwei Grad bleiben soll. Schon jetzt hat sich die Erde im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um rund 1,2 Grad erhitzt. Die Weltklimakonferenz in Glasgow im November gilt als wichtiger Meilenstein.
Die Folgen der Klimakrise sind bereits weltweit spürbar - dazu gehören etwa ein Anstieg der Meeresspiegel, ein höheres Risiko von Dürren, Hitzewellen, schweren Stürmen und Überschwemmungen, aber auch das Abschmelzen von Gletschern und der Eisflächen an den Polen oder das Absterben von Korallenriffen. Zuletzt hatte unter anderem Extremwetter in den USA weltweit für Aufsehen gesorgt.
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