London (dpa)
Britischer Verband: Mögliche Lebensmittelknappheit
Die Lieferketten in Großbritannien stehen unter Druck: Es fehlt an CO2 zur Verpackung von Lebensmitteln - insbesondere von Fleischprodukten. Mitschuld ist der hohe Erdgaspreis.
Wegen einer CO2-Krise in Großbritannien drohen nach Ansicht der Lebensmittelindustrie bald Versorgungsprobleme in Supermärkten und Gastronomie.
Vor allem die Produktion von Hühner- und Schweinefleisch sowie von Backwaren sei betroffen, sagte Ian Wright, Chef des Lebensmittel- und Getränkeherstellerverbands FDF, am Dienstag dem Sender BBC Radio 4. „Wir haben noch etwa zehn Tage, bevor Verbraucher, Kunden und Restaurantbesucher merken, dass diese Produkte nicht vorrätig sind.“
Es mangelt auch an Fahrpersonal
Wegen Zehntausender fehlender Lastwagenfahrer kam es bereits zu Lücken in den Regalen. Derzeit belastet zudem ein Mangel an Kohlenstoffdioxid (CO2) die Herstellung etwa von Fleischprodukten. Das Gas wird benötigt, um Verpackungen vakuumsicher zu versiegeln. Es handle sich um eine echte Krise, sagte Wright. Die Lieferketten zur Versorgung von Supermärkten und Gastronomie stünden so stark unter Druck wie seit 40 Jahren nicht mehr.
CO2 fällt bei der Düngemittelproduktion an. Hersteller wurden aber zuletzt von den gestiegenen Erdgaspreisen getroffen. Der wichtige Produzent CF Industries legte deshalb vorerst zwei Fabriken in Großbritannien still. Nun könnte eine akute Krise abgewendet worden sein: Nach Verhandlungen mit Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng kündigte das US-Unternehmen am Dienstag an, den Betrieb wiederaufzunehmen. CF und die Regierung hatten über Finanzhilfen verhandelt.
Hohe Energiepreise belasten Verbraucher
Die in die Höhe geschnellten Gaspreise - das Plus seit Jahresbeginn beträgt rund 250 Prozent - sorgen auch unter britischen Verbrauchern für Unruhe. Kwarteng räumte ein, dass vor allem ärmeren Familien ein harter Winter bevorstehe. Der Anstieg der Gaspreise fällt mit der Kürzung einer Sozialleistung zusammen, die die Regierung wegen der Pandemie erhöht hatte. Kwarteng und die Aufsichtsbehörde Ofgem kündigten an, die Preisobergrenze für Energiekosten solle anders als geplant vorerst nicht erhöht werden.
© dpa-infocom, dpa:210921-99-298847/5