Chemnitz (dpa)
DFB-Frauen: Vier Tore von Schüller und Selbstkritik beim 5:1
Die deutschen Fußballerinnen brauchen die zweite Halbzeit, um gegen Außenseiter Serbien den zweiten Sieg in der WM-Qualifikation zu schaffen. Eine Spielerin ragt heraus.
Erst nach einer deutlichen Ansage von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und vier Toren von Lea Schüller haben die deutschen Fußballerinnen ihren zweiten Sieg in der WM-Qualifikation gelandet.
Die DFB-Auswahl setzte sich in Chemnitz nach großen Startschwierigkeiten mit 5:1 (0:1) gegen Serbien durch. „Spielt keinen Mädchenfußball!“ - das hatte Voss-Tecklenburg zur Halbzeit nach Angaben der vierfachen Torschützin vom FC Bayern in der Kabine gesagt. Danach drehten die Olympiasiegerinnen von 2016 auf.
Vor nur 1600 Zuschauern erzielten Schüller (49., 54., 71. und 77. Minute) sowie Melanie Leupolz (79.) die Tore für die Mannschaft, die bei der WM 2019 im Viertelfinale gescheitert waren. Nina Matejic hatte die zunächst starken Gäste früh in Führung gebracht (3.). Die Gastgeberinnen zeigten gegen den Weltranglisten-41. eine zerfahrene erste Halbzeit. „Das war einfach nicht unser Anspruch“, sagte Schüller. „Wir müssen definitiv ekliger spielen“, forderte Abwehrchefin Lena Oberdorf.
„Zu viele individuelle Fehler“
Nach dem 7:0 zuvor am Samstag gegen Bulgarien führt die DFB-Auswahl die Gruppe H mit sechs Punkten an. Weitere Gegner sind Israel, Portugal und die Türkei. Für Aufregung sorgte der Ausfall der englischen Schiedsrichter-Assistentin Helen Edwards, die kurz vor der Halbzeit medizinisch behandelt und ins Krankenhaus gebracht werden musste. Sie habe über Unwohlsein geklagt, sei aber stabil und ansprechbar, teilte der Deutsche Fußball-Bund später mit. Edwards wurde durch die Vierte Offizielle, Helen Conley, ersetzt.
Für Voss-Tecklenburg war die Partie ein weiterer wichtiger Test mit Blick auf die EM 2022 in England. Nach dem Abpfiff klagte sie: „Wir haben in den ersten 20, 25 Minuten viel zu viele individuelle Fehler gemacht.“ Den wachsenden Konkurrenzdruck im verjüngten Kader bekam auch Leupolz vom Champions-League-Finalisten FC Chelsea zu spüren, die erneut erstmal auf der Bank saß, dann aber als Joker sehenswert aus der Distanz traf. Im Angriff überzeugte neben Schüller auch die erst 18 Jahre alte Jule Brand aus Hoffenheim.
„Wir werden mehr gefordert werden“, hatte Voss-Tecklenburg prophezeit - und die 53-Jährige behielt recht. Den Serbinnen gelang ein Blitzstart, als die 16 Jahre junge Matejic Lena Lattwein versetzte und flach zum 1:0 einschoss.
Überlegene zweite Halbzeit
Das Offensiv-Pressing des Außenseiters schmeckte der deutschen Mannschaft gar nicht. Das Mittelfeld mit US-Profi Dzsenifer Marozsan, Kapitänin Sara Däbritz von Paris Saint-Germain und Bayern-Ass Lina Magull hatte große Mühe, die Angreiferinnen in Szene zu setzen. „Ich war so ein bisschen die Böse und bin an die Emotionen der Spielerinnen gegangen“, schilderte Voss-Tecklenburg ihre Rolle in der Kabine und räumte ein: „Auch ich habe aus diesem Spiel gelernt.“
Nach der Pause glich Schüller nach einem Missverständnis zwischen Torfrau Milica Kostic und Dina Blagojevic aus. Das Spiel des Rekordeuropameisters war nun aggressiver, präziser und eindeutig überlegen. So flankte Brand bei einem Blitz-Konter auf Schüller, die zum 2:1 einköpfte. Und die 23-Jährige machte den Hattrick mit ihrem 18. Länderspieltor perfekt - und legte sogar noch einen Treffer nach. Die nächsten Qualifikationsspiele für das deutsche Team stehen am 21. Oktober in Israel und am 26. Oktober in Essen gegen Israel an.
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