Berlin (dpa)
Inzidenz bei 61,4 - Infektionsgeschehen weiter auf Plateau
Das Corona-Infektionsgeschehen bleibt auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Der Bonner Virologe Hendrik Streeck sieht die Möglichkeit, dass dem Virus schneller der Schrecken genommen sein könnte als vielfach angenommen. Klar ist das bisher aber nicht.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist erstmals in dieser Woche wieder leicht gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Sonntagmorgen mit 61,4 an.
Am Vortag hatte der Wert bei 60,6 gelegen (Vorwoche: 70,5). Die Inzidenz war seit dem Sommer bis etwa Anfang September stetig gestiegen, erreichte dann ein Plateau und sank seit Mitte des Monats in der Tendenz wieder.
Die derzeitige Entwicklung könne auf einen Rückgang des Sommerreiseverkehrs, eine Abnahme der festgestellten Infektionen beim Schulanfang sowie auf die Impfquote und die Einführung der 2G- und 3G-Regeln in vielen Bereichen zurückzuführen sein, hieß es im Wochenbericht des RKI zu dem rückläufigen Trend. Experten verweisen auf ein ähnliches Plateau im vergangenen Jahr und befürchten einen erneuten Anstieg der Zahlen in den nächsten Wochen. Grundsätzlich sei es noch zu früh, um von einer Entwarnung oder einem anhaltenden Trend zu sprechen, hatte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Freitag gesagt.
Der Bonner Virologe Hendrik Streeck sieht die Pandemie bereits in eine Endemie übergehen, „also in einen Zustand, wo das Virus zwar noch da ist, aber die meisten Menschen eine Immunität haben und somit das Virus weniger gefährlich wird“, wie er der „Augsburger Allgemeinen“ sagte. Er persönlich denke, dass Deutschland auf diesem Weg schon weiter sei als vielfach kommuniziert werde. „Wir haben eine Impfquote von 67 Prozent, aber bei den über 18-Jährigen sind es dann doch fast 80 Prozent.“ Rechne man die Genesenen dazu, seien es fast 90 Prozent, sagte Streeck, Direktor des Instituts für Virologie der Uni Bonn. Es gelte nun verstärkt darauf zu schauen, dass man noch so gut wie alle über 60-Jährigen impfe. „Ich denke, damit können wir dem Virus schneller den Schrecken nehmen.“
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt binnen eines Tages 7774 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.07 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 7337 Ansteckungen gelegen. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 28 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 38 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.196.378 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Einen leichten Rückgang gibt es seit etwa Mitte des Monats auch bei den Covid-19-Patienten auf Intensivstation. Am Sonntag waren 1433 solche Patienten im Divi-Intensivregister erfasst, 822 mussten beatmet werden. Vor einigen Tagen hatte die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten noch bei deutlich über 1500 gelegen. Überwiegend sind nach Datenanalysen Ungeimpfte betroffen.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI zuletzt am Freitag mit 1,58 an, ein Rückgang um 0,3 im Vergleich zum Vorwochenwert. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.958.000 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 93.393.
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