Berlin (dpa)

Bundesliga: Das war der Samstag, das kommt am Sonntag

| 26.09.2021 05:05 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Dortmund-Trainer Marco Rose (M) ging bei seiner Rückkehr nach Mönchengladbach als Verlierer vom Platz. Foto: Bernd Thissen/dpa
Dortmund-Trainer Marco Rose (M) ging bei seiner Rückkehr nach Mönchengladbach als Verlierer vom Platz. Foto: Bernd Thissen/dpa
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Titelverteidiger Bayern München dürfte das Geschehen am Samstag mit Wohlwollen beobachtet haben. Die Verfolger verlieren den Anschluss. Dafür meldet sich Vizemeister Leipzig zurück.

Droht der Bundesliga schon wieder die Langeweile? Nach dem Sieg von Titelverteidiger FC Bayern München in Fürth patzte die Konkurrenz im Gleichschritt. Borussia Dortmund verliert das Derby in Mönchengladbach, der VfL Wolfsburg stolpert in Hoffenheim.

Erster Verfolger ist nun Bayer Leverkusen. Bei den Rheinländern bewies ein Teenager dabei erneut seine herausragenden Fähigkeiten. Einen Kantersieg feiert der wiedererstarkte Vizemeister RB Leipzig gegen Hertha BSC, das schon wieder in den Krisenmodus schalten muss. Die beiden Sonntagsspiele stehen unter dem Motto Wiedergutmachung und Auf Wiedersehen.

Unangenehme Rückkehr: Viele Pfiffe und obendrein eine Niederlage - die Rückkehr von Borussia Dortmunds Trainer Marco Rose an seine alte Wirkungsstätte verlief völlig enttäuschend. Mit dem kühlen Empfang hatte er gerechnet. „Man kann sich auf ein paar Dinge einstellen“, sagte er dem TV-Sender Sky, betonte aber trotzdem: „Ich hatte hier zwei hervorragende Jahre. Ich war in der Kabine und habe so viele Menschen getroffen, auf die ich mich gefreut habe.“ Den sportlichen Verlauf hatte er sich anders vorgestellt. Dazu fielen auch noch Torjäger Erling Haaland und Kapitän Marco Reus aus.

Aytekins Grundsatz-Entscheidung: Mit der Gelb-Roten Karte für den Dortmunder Mahmoud Dahoud wegen Abwinkens wollte der Schiedsrichter ein „Zeichen“ setzen. „Wir hatten in der ersten Szene wenige Minuten vorher Guerreiro, der abwinkt. Ich habe ihm unmissverständlich erklärt, dass ich dieses Verhalten auf dem Platz nicht möchte. Wir haben ein Mindestmaß an Respekt verdient“, sagte Deniz Aytekin und führte weiter aus: „Es wird so selbstverständlich gemacht, dass das nichts Schlimmes ist. Natürlich kann man sagen: Es ist hart. Ein bestimmtes Verhalten auf dem Platz muss unterbunden werden. Es hat ja nicht jeder ein Freilos. In der Summe war mir dieses respektlose Abwinken zu viel.“

Leipziger Befreiung = Berliner Demütigung: 6:0 - liest sich aus Sicht von RB Leipzig wunderbar. Endlich der zweite Sieg in dieser Saison unter dem neuen Coach Jesse Marsh. Von der richtigen Antwort sprach Leipzigs schwedisches Offensiv-As Emil Forsberg, „denn die letzten Wochen waren nicht ganz einfach“. Das Ergebnis sei „eine Ansage“, betonte Forsbergs dänischer Teamkollege Yussuf Poulsen, „vor allem weil wir auch noch mehr Tore hätten schießen können“. Eine Ansage an die, die im Moment noch vor dem Vizemeister stehen. Also keine an die Hertha, deren Aufwind nach zwei Siegen gegen Aufsteiger abflaute. „Ein Scheißtag“, stellte Davie Selke fest: „Das war von A bis Z, von hinten bis vorne nicht gut von uns.“ Eine Entschuldigung an die Fans schickte der Hertha-Angreifer noch hinterher. Ob Worte in der Hauptstadt beim Club mit den hohen Ansprüchen auch bei Trainer Pal Dardai reichen, der in dieser Saison auch schon mal seinen Rücktritt angeboten hat, wird man sehen.

Getrübte Freude beim anderen Hauptstadtclub: Ein spätes Tor, ein Sieg, zum 20. Mal daheim im Stadion An der Alten Försterei ungeschlagen. Da kommt Freude auf. Diesmal aber sehr eingeschränkt. Die Bilder von Timo Baumgartl, der nach Angaben von Union Berlins Trainer Urs Fischer auch kurzzeitig bewusstlos war, dürften die Köpenicker so schnell nicht vergessen. Eine schwere Gehirnerschütterung zog sich der 25 Jahre alte Abwehrspieler bei einem Zusammenprall mit Arminia Bielefelds Fabian Klos zu.

Der Rekord-Teenager: Es war ein Tor mit größerer Bedeutung. Durch den Treffer von Florian Wirtz zog Bayer 04 Leverkusen in der Tabelle am VfL Wolfsburg vorbei und der Schütze zum 1:0-Sieg der Werkself vom Rhein gegen die Rheinhessen des 1. FSV Mainz 05 war zugleich der Treffer, der Wirtz zum jüngsten Bundesliga-Spieler mit zehn Toren machte. 18 Jahre und 145 Tage war er alt bei seinem Tor am Samstag. Bislang hielt 2014er-Weltmeister Lukas Podolski (18 Jahre und 353 Tage/2004) den Rekord. „Er schreibt wahrscheinlich Woche für Woche Geschichte“, sagte Keeper Lukas Hradecky über Wirtz.

Wiedergutmachung: Aufsteiger VfL Bochum will nach dem 0:7-Debakel beim deutschen Meister FC Bayern München eine Reaktion zeigen. „Wir können es nicht wiedergutmachen. Wir wollen das Spiel aber vergessen machen und ein anderes Gesicht zeigen“, sagte VfL-Trainer Thomas Reis vor dem Heimspiel gegen den seit dem 5:1 gegen Greuther Fürth am ersten Spieltag erfolglosen VfB Stuttgart (15.30 Uhr/DAZN). Der VfL ist nach zuletzt drei Niederlagen in Serie mit drei Punkten auf einen Abstiegsplatz abgerutscht. Auch die Stuttgarter sind nach ihrem schwachen Saisonstart unter Druck. „Es war nicht alles so rosig die letzten Wochen. Es war Sand im Getriebe“, sagte Trainer Pellegrino Matarazzo: „Es geht darum, eine Reaktion zu zeigen.“ Der VfB ist seit vier Partien sieglos.

Abschied: Der SC Freiburg spielt ein letztes Mal im Dreisamstadion, das gegen den FC Augsburg mit 14.500 Zuschauern ausverkauft ist (17.30 Uhr/DAZN). „Wir müssen aufpassen, weil viele Anekdoten herausgeholt werden und viel Nostalgie dabei ist, aber wir haben ein Bundesliga-Spiel“, warnte Trainer Christian Streich, den selbst eine rund 25-jährige Geschichte mit dem Stadion verbindet. Zum Abschied könnte der Sport-Club außerdem einen Vereinsrekord aufstellen. Fünf ungeschlagene Spiele zum Saisonstart gab es erst zweimal in der Bundesliga-Historie (2000 und 2004) - mehr bislang noch nie.

© dpa-infocom, dpa:210925-99-359712/4

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