Glasgow (dpa)
Bayers junge Garde belohnt sich bei Celtic
Leverkusens hochgelobte Talente und ein alter Hase bekommen mit der Gänsehautstimmung im Celtic Park in Glasgow den Lohn für ihre derzeitige Hochform.
Florian Wirtz konnte das größte Erlebnis seiner noch jungen Karriere als Profi-Fußballer kaum fassen, und selbst der alte Hase Lukas Hradecky war total ergriffen.
„Das war eine unfassbare Stimmung. Eine tolle Atmosphäre, hier war es durchgängig laut“, sagte der Bundesliga-Rekordmann Wirtz bei RTL nach dem nächsten Coup des Bundesliga-Zweiten Bayer Leverkusen, der mit dem 4:0 (2:0) beim schottischen Kultclub Celtic Glasgow den zweiten Sieg im zweiten Gruppenspiel der Europa League feierte.
Dass er wieder das Tor getroffen hatte, war für Jungnationalspieler Wirtz in diesem Moment scheinbar nebensächlich - genauso wie für den 31 Jahre alten Kapitän Hradecky, der mit zahlreichen Paraden der heimliche Matchwinner war. „50.000 Zuschauer, das ist in meiner Karriere eines der Top-3-Ergebnisse“, sagte der finnische Nationalkeeper zur einzigartigen Atmosphäre im Celtic Park, im Volksmund einfach nur „Paradise“ genannt.
Wirtz, Hradecky und Co. holten sich in der Kultstätte den Lohn für eine bislang tolle Saison. Der ins Team gerückte Neuzugang Piero Hincapie (25. Minute), Wirtz (35.), Lucas Alario (58., Handelfmeter) und der eingewechselte Amine Adli (90.+4) sorgten für ein perfektes Erlebnis. „Im Moment läuft es ganz gut. Aber erstmal geht es darum, dass die Mannschaft gewinnt“, sagte der 18-Jährige Wirtz, der mit seinem 1:0 gegen Mainz jüngster Spieler mit zehn Bundesliga-Toren wurde.
Von nunmehr neun Pflichtspielen in dieser Saison gewann Bayer Leverkusen sieben. Dass nicht alles Gold war an diesem leicht verregneten Abend in Glasgow, wurde vom neuen Trainer Gerardo Seoane natürlich nicht verschwiegen. „Wir haben auch Fehler gemacht, die hätten teuer werden können“, merkte der Schweizer an, stellte aber auch dieses „spannende Projekt mit den vielen jungen Spielern“ heraus. „Ein großes Kompliment an meine Mannschaft für diesen Auftritt“, sagte Seoane.
Die junge Bayer-Garde ließ sich von den frenetischen schottischen Fans, die vor dem Spiel die Hymne „You'll never walk alone“, regelrecht inspirieren und ging selbstbewusst in den „Rumble in the Jungle“ (Seoane). Doch nach Distanzschüssen von Kerem Demirbay und Wirtz mussten Jonathan Tah mit einem Tackling gegen Kyogo Furuhashi und Hradecky mit zwei Glanz-Paraden einen Rückstand verhindern. Dann schlugen der 19-jährige Ecuadorianer Hincapie und Wirtz eiskalt zu. Nach der Pause das gleiche Bild, Hradecky rettete dreimal bravourös, dann nutzte Alario ein Elfmeter-Geschenk und Neuzugang Adli erzielte ein tolles Tor zum Abschluss.
„Daran muss ich mich erstmal gewöhnen“, sagte Wirtz zu so einer Kulisse. Klar, der Youngster machte im Geisterbetrieb des ersten Lockdowns ab März 2020 seine ersten Schritte im Profibetrieb. Und auch in seiner ersten vollen Bundesliga-Saison 2020/2021 spielte Wirtz wegen der Pandemie-Einschränkungen zumeist vor leeren Rängen. Die werden nun auch in Deutschland immer voller, schon am Sonntag im Spiel Leverkusens bei Arminia Bielefeld (19.30 Uhr/DAZN) zum Abschluss des 7. Bundesliga-Spieltages. Dann folgen die WM-Qualifikationsspiele Deutschlands gegen Rumänien und in Nordmazedonien. Aber das Erlebnis Celtic Park wird wohl nach lange in den Erinnerungen leuchten.
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