Frankfurt/Berlin (dpa)
Bundesbank: Bankkunden drohen weitere Gebührenerhöhungen
Konto-App statt Auszugsdrucker, heimischer PC statt Bankschalter: Die Pandemie hat den Trend weg von der Filiale noch verstärkt. Für die Geldhäuser sind Zweigstellen auch ein erheblicher Kostenfaktor.
Steigende Gebühren und weniger Filialen - Bankkunden müssen sich nach Einschätzung der Bundesbank auf eine Fortsetzung dieses Trends einstellen.
„Damit unsere Banken auch mittelfristig stabil und rentabel bleiben, werden unpopuläre Geschäftsentscheidungen im Privatkundenbereich weiter notwendig sein, wie beispielsweise das Schließen von Filialen und die Aufgabe von Eigenständigkeit“, heißt es im Redetext von Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling für eine Banken-Konferenz der „Börsen-Zeitung“ in Frankfurt. „Banken werden vermehrt Negativzinsen an Kunden weitergeben und Gebühren erhöhen müssen.“
Seit Juni 2014 müssen Geschäftsbanken im Euroraum Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank parken. Zurzeit liegt dieser Einlagenzins bei minus 0,5 Prozent. Seit einiger Zeit gewährt die Notenbank Freibeträge für bestimmte Summen, um die Institute zu entlasten. Etliche Geldhäuser geben die Kosten für die Negativzinsen an ihre Kunden weiter. In den vergangenen Monaten haben mehrere Institute die Freibeträge für Kunden gesenkt.
Um Kosten zu senken, haben etliche Institute ihr Zweigstellennetz bereits erheblich ausgedünnt. Denn immer mehr Kundinnen und Kunden nutzen digitale Kanäle für Bankgeschäfte.
Das bestätigt auch eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB). Darin gaben zwar 46 Prozent der Befragten an, sie suchten mindestens einmal im Monat die Filiale ihrer Hauptbank auf. Aber nur knapp ein Viertel hat dabei persönlichen Kontakt am Bankschalter.
Der Trend geht zum Online-Banking. Sechs von zehn Erwachsenen in Deutschland nutzen der Erhebung zufolge Online-Banking oder mobile Zugänge etwa über das Smartphone, um zumindest einen Teil ihrer Bankgeschäfte zu erledigen. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) nutzt solche Kanäle mehrmals in der Woche oder gar mehrmals täglich.
Der Abschied von der Filialwelt sei „nicht mehr zu leugnen“, befand Bundesbank-Vorstand Wuermeling. „Digitale, niedrigschwellige Informationen und Angebote werden immer wichtiger.“ In der Tat: Die Filiale verliert zunehmend an Bedeutung. Während nach BdB-Angaben 2014 noch 27 Prozent der Menschen angaben, einmal pro Woche ihre Bank zu besuchen, sagen dies jetzt nur noch 13 Prozent.
„Die Pandemie hat dem Online-Banking einen regelrechten Schub versetzt“, stellte BdB-Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid fest. „Jeder Zweite besucht seine Bankfiliale inzwischen seltener als einmal im Monat. Dieser Trend wird anhalten. Wer erfahren hat, wie komfortabel sich Bankgeschäfte digital erledigen lassen, wird dabei auch bleiben.“
Branchenvertreter betonen immer wieder, dass dennoch niemand auf persönliche Beratung verzichten müsse. „Banken bieten diese schließlich nicht nur in der Filiale, sondern auch telefonisch oder per Video an. Und natürlich wird es auch künftig - gerade bei komplexeren Bankgeschäften - die Möglichkeit zum persönlichen Kontakt geben“, bekräftigte Krautscheid.
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