Frankfurt/Main (dpa)
„Nennt mich Rembrandt!“ im Frankfurter Städel
Auf dem Amsterdamer Kunstmarkt wetteiferten im 17. Jahrhundert viele Talente: Eine Ausstellung in Frankfurt widmet sich nun dem Durchbruch Rembrandts. Was zeichnete den großen Barockmaler aus?
Wie wurde aus dem Müllerssohn aus Leiden die „Marke Rembrandt“? Das Frankfurter Städel-Museum rückt in diesem Herbst einen der größten niederländischen Künstler in den Fokus.
Die Ausstellung „Nennt mich Rembrandt!“ widmet sich dem Aufstieg und Durchbruch von Rembrandt van Rijn (1606-1669) und zeigt dessen Werdegang vom jungen ambitionierten Künstler zum großen Barockmaler.
Im Mittelpunkt der Schau steht auch eines seiner wichtigsten Werke, das große Historiengemälde „Die Blendung Simsons“ (1636). Das Bild aus dem Bestand des Städel stellt die brutale Attacke auf den alttestamentlichen Richter Simson dar, der seines Augenlichts beraubt wird. Zugleich ist es aber auch ein Zeugnis der typischen Merkmale Rembrandts: das Hell-Dunkel-Lichtspiel, die drastische Darstellung oder das dramatische Erzählen.
Strategien der Künstlerwerdung
Nach wie vor sei Rembrandt eine internationale Marke, sagte Kurator Jochen Sander am Dienstag. Die Fähigkeit, „seine dargestellten Figuren psychologisch so überzeugend zu durchdringen, ist bis heute sein Markenzeichen“. In der Frankfurter Ausstellung werden erstmals die ganz entscheidenden Jahre von Rembrandts Karriere in den Fokus gerückt, etwa von 1630 bis Mitte der 1650er Jahre, wie Museumsdirektor Philipp Demandt erklärte. Dabei gehe es um „Strategien der Künstlerwerdung, ja, der Markenbildung“.
Amsterdam war damals eine internationale Handelsmetropole. Auf dem hart umkämpften Kunstmarkt gelang es Rembrandt, sich klug zu positionieren, seinen eigenen Stil konsequent zu entwickeln und als Universalist - auch das unterschied ihn von der Konkurrenz - verschiedenste Gattungen zu bedienen. „Das Kompetitive hat nicht nur seine Mitbewerber, sondern auch ihn befeuert“, sagte Sander. Los ging die Markenbildung schon mit seinem Namen: Denn van Rijn unterzeichnete seine Bilder neuerdings - ganz unkonventionell - nur noch mit seinem prägnanten Vornamen. „Das zeugt von erstaunlichem Selbstbewusstsein“, erklärte der Kurator.
Alle Gattungen der Malerei
Die Städel-Besucher sind eingeladen, sich ihr ganz eigenes Bild von Rembrandt zu machen. Das gelingt besonders im direkten Vergleich. So treten seine Arbeiten in Dialog mit Bildern seiner Mitstreiter, Schüler und Konkurrenten, etwa von Dirck van Santvoort oder Nicolaes Eliasz Pickenoy. Und immer wieder wird deutlich, was Rembrandt selbst einmal so ausdrückte: Ihm gehe es um Natürlichkeit und Lebendigkeit.
Um die 60 Werke Rembrandts sind in Frankfurt zu sehen, darunter sämtliche Gattungen der Malerei: Porträts und erzählende Historienbilder, Landschaften und Stillleben. Hervorzuheben ist etwa das eindrucksvolle „Ganymed in den Fängen des Adlers“ (1635) oder auch das „Selbstbildnis mit Samtbarett und Mantel mit Pelzkragen“ (1634), eines der vielen Selbstporträts, die der Künstler zeit seines Lebens anfertigte. Eine Sonderstellung nimmt das letzte Bild der Ausstellung ein: „Mädchen mit toten Pfauen (1639)“ ist ein Stillleben kombiniert mit einer Alltagsszene und somit ein Spiel mit den Gattungen.
„Nennt mich Rembrandt!“ zeigt insgesamt rund 140 Gemälde, Druckgrafiken und Zeichnungen. Arbeiten aus dem Frankfurter Bestand sind ebenso dabei, wie internationale Leihgaben, etwa aus Dresden, London oder Madrid. Die Schau ist eine Kooperation mit der National Gallery of Canada in Ottawa und läuft im Städel bis zum 30. Januar 2022.
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