Hamburg (dpa)
Müller zündet als Joker: „Kleine Explosion“ beim Siegtor
Sein 40. Länderspieltor erzielt Thomas Müller beim „zuckersüßen Kurz-Comeback“ im DFB-Team in ungewohnter Rolle. Es entspringt einer Münchner Koproduktion. Der Matchwinner lobt das Hamburger Publikum.
Thomas Müller reckte auf der Jubelrunde durch das Volksparkstadion lächelnd den Daumen in die Höhe und signierte später auch noch einige Trikots, die ihm glückliche Fans zuwarfen.
Der Bayern-Profi war beim leidenschaftlich erschufteten 2:1 (0:1) der Fußball-Nationalmannschaft gegen Rumänien der gefeierte Matchwinner - und das in einer für ihn ungewohnten Rolle: als Joker. „Dadurch, dass ich beim ersten Lehrgang unter Hansi Flick nicht mitspielen konnte, war das ein zuckersüßes Kurz-Comeback“, sagte er im ARD-Hörfunk.
„Einfach nur reinschieben, das kann er“
Beim FC Bayern ist es Müller gewohnt, von Anfang an zu spielen. Am Freitagabend aber musste er sich in Hamburg lange gedulden, bis er auf den Rasen durfte. In der 81. Minute tauchte er dann im richtigen Moment am richtigen Ort auf. Geschickt schlich er sich beim Eckball von Joshua Kimmich, den Leon Goretzka ideal mit dem Kopf verlängerte, von allen rumänischen Gegenspielern weg. So konnte er die komplett bayerische Torproduktion erfolgreich vollenden. „Leon trifft ihn perfekt auf den zweiten Pfosten, dann habe ich ihn reingedrückt - war geil“, schilderte Müller sein 40. Tor im 107. Länderspiel.
Bayern-Kollege Serge Gnabry, Schütze des 1:1, scherzte über Müllers Qualitäten als Abstauber: „Einfach nur reinschieben, das kann er.“ Müller fühlte sich zeitweise an die erste Saisonniederlage mit dem FC Bayern vor einer Woche gegen Eintracht Frankfurt (1:2) erinnert. „Ich habe gedacht, nicht schon wieder. Aber als überlegene Mannschaft muss man immer weitermachen und hoffen, dass einer reinfällt. Wir haben einen langen Atem benötigt“, kommentierte der Wortführer des Teams.
Es wächst wieder etwas zusammen
Erstmals müllerte es bei Flick in dessen Funktion als Bundestrainer. Vor den ersten drei Siegen unter dem Ex-Bayern-Coach war Müller wegen einer Oberschenkelblessur abgereist. Und gegen Rumänien setzte der Bundestrainer zunächst auf Marco Reus auf der Zehner-Position.
„Wir haben nicht nur die Zehner-Position gut besetzt. Wir haben viele Positionen gut besetzt und können nachlegen“, bemerkte Flick. Der neu entfachte Konkurrenzkampf, das konsequente Leistungsdenken ist ein zentraler Baustein in der Neuentwicklung der DFB-Elf unter Flick.
Müller sah schon in den 66 Minuten als Zuschauer auf der Bank „ein sehr engagiertes Spiel“ der Teamkollegen. Nur die Belohnung in Form der Tore fehlte lange. Ein Kompliment machte er darum auch den Fans, die nicht murrten, sondern die Mannschaft weiter unterstützten. „Als das 2:1 fiel, war da schon eine kleine Explosion“, sagte Müller.
Es wächst wieder etwas zusammen, findet der Weltmeister von 2014: „Man hat die Verbindung gespürt. Die Fans waren dabei. Wir haben das auf dem Spielfeld sehr genossen.“ Und das DFB-Team nimmt eine wertvolle Erfahrung mit nach Skopje zum Spiel an diesem Montag gegen Nordmazedonien: „Wir wissen, selbst wenn wir mal in Rückstand geraten, muss nicht alles zusammenbrechen“, sagte Müller: „Schöner Abend.“
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