Kapstadt (dpa)
Berichte: Äthiopische Armee bombardiert Zivilisten in Tigray
Die Luftwaffe in Äthiopien hat Luftangriffe in der Hauptstadt der Region Tigray geflogen. Es gab Tote und Verletzte. Die Vereinten Nationen sprachen von „alarmierenden Berichten“.
Die äthiopische Armee hat am Montag Luftangriffe in Tigrays Hauptstadt Mekelle durchgeführt. Nach Angaben des Zentralkomitees der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) sollen bei den Bombardierungen mindestens drei Menschen gestorben und Dutzende verletzt worden sein.
Die äthiopische Luftwaffe teilte am Montagabend laut der staatlichen Nachrichtenagentur Ethiopian Press Agency mit, sie habe „Kommunikationsmasten und -ausrüstung“ angegriffen. Es habe „äußerste Sorgfalt gegeben, zivile Opfer zu vermeiden“, hieß es.
„Die Luftwaffe von (Ministerpräsident) Abiy Ahmed schickte ihren Bomber, um zivile Ziele in und außerhalb von Mekelle anzugreifen. Montag ist Markttag in Mekelle & die Absicht ist nur allzu greifbar“, teilte TPLF-Sprecher Getachew Reda über Twitter mit. Ein weiteres Ziel sei das „Planet Hotel“ gewesen, wo zahlreiche humanitäre Organisation bis vor kurzem ihre Mitarbeiter untergebracht hätten, so Reda.
Die Vereinten Nationen sprachen von „alarmierenden Berichten“. „Wir sind zutiefst besorgt über die möglichen Auswirkungen auf Zivilisten, die in den betroffenen Gebieten wohnen oder arbeiten“, sagte Sprecher Stephane Dujarric in New York. Abiys Regierung äußerte sich nicht zu den Luftangriffen, beschuldigte die TPLF am Montag jedoch ebenfalls, mindestens 30 Zivilisten durch den Einsatz schwerer Artillerie getötet zu haben.
Die Armee hat vergangene Woche eine neue Militäroffensive gegen Rebellen der TPLF begonnen, bei denen es zu schweren Kämpfen mit Artillerie, Drohnen und Kampfflugzeugen gekommen ist. Der militärische Konflikt begann vor elf Monaten, als Abiy anfing, die TPLF, die in Tigray an der Macht war, zu verdrängen. Die TPLF dominierte Äthiopien gut 25 Jahre lang, bis Abiy 2018 an die Macht kam. Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie.
Seit Anfang August hat sich der Konflikt auf die Nachbarregionen Afar und Amhara ausgeweitet. Die Auseinandersetzungen haben zu einer schweren humanitären Krise im Norden des Landes geführt.
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