New York/Mekelle (dpa)
Konflikt in Tigray eskaliert zunehmend - UN schlagen Alarm
Der Konflikt in der Krisenregion Tigray verschlimmert sich. Anhaltende Luftangriffe haben zuletzt humanitäre Hilfslieferungen unmöglich gemacht. Die UN sind besorgt und warnen vor weiterer Eskalation.
Luftangriffe der äthiopischen Armee auf eine Stadt in der Krisenregion Tigray haben ein Flugzeug mit humanitären Hilfslieferungen an Bord zur Umkehr gezwungen. Die Vereinten Nationen warnten daraufhin vor einer weiteren Eskalation des Konflikts.
UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sprach am Freitag von einem „Vorfall, der ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Sicherheit des humanitären Personals aufkommen lässt, das Zivilisten in humanitärer Not hilft“.
Das UN-Flugzeug sollte am Freitag in der von Rebellen gehaltenen Stadt Mekelle landen und hatte den Angaben zufolge alle erforderlichen Genehmigungen. Wegen der erneuten Luftangriffe der Armee auf die Stadt musste die Maschine dann aber umkehren und in die Hauptstadt Addis Abeba zurückfliegen - es habe keine entsprechenden Vorwarnungen für die Attacken gegeben, hieß es seitens der UN.
400.000 Menschen vom Hungertod bedroht
Gut ein Jahr nach Beginn des blutigen Konflikts mit inzwischen schon etwa 400.000 akut vom Hungertod bedrohten Menschen in der Region im Norden des Landes gewinnen die Spannungen derzeit nochmals an Schärfe. Die äthiopische Armee läutete vergangene Woche eine neue Militäroffensive gegen Rebellen des Zentralkomitees der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) ein. Der militärische Konflikt hatte damit begonnen, dass Ministerpräsident Ahmed Abiy die Verdrängung der in Tigray herrschenden TPLF vorantreiben ließ.
Die TPLF hatte Äthiopien gut 25 Jahre lang dominiert, bis Abiy 2018 an die Macht kam. Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie. Seit Anfang August hat sich der Konflikt auf die Nachbarregionen Afar und Amhara ausgeweitet. Die Auseinandersetzungen haben zu einer schweren humanitären Krise im Norden des Landes geführt. Laut den Vereinten Nationen kommt wegen der Blockade der Regierung nur ein Bruchteil der benötigten humanitären Hilfe bei den notleidenden Menschen an.
„Ich bekräftige unsere tiefe Sorge um die Zivilbevölkerung, da die Luftangriffe auf Mekelle andauern und die humanitäre Hilfe für Tigray nach wie vor unzureichend ist“, sagte Griffiths. Er sei zunehmend beunruhigt über die Auswirkungen der Kämpfe in den Regionen Amhara und Afar und die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. In einem Telefonat zwischen UN-Generalsekretär António Guterres und US-Chefdiplomat Antony Blinken betonten beide dem Außenministerium in Washington zufolge ihre Sorge über den sich verschlimmernden Konflikt.
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