Berlin/Köln (dpa)

100 Werke von Gerhard Richter für Berliner Nationalgalerie

| 08.11.2021 15:21 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Der Künstler Gerhard Richter gilt als einer der wichtigsten der Welt, seine Werke werden hoch gehandelt. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Der Künstler Gerhard Richter gilt als einer der wichtigsten der Welt, seine Werke werden hoch gehandelt. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
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Schon länger war bekannt, dass Gerhard Richter einen großen Teil seines Werks der Nationalgalerie in Berlin überlassen will. Nun ist ein entsprechender Vertrag unterzeichnet worden.

Die Nationalgalerie in Berlin erhält 100 Werke von Gerhard Richter. Ein langfristiger Leihvertrag zwischen der Gerhard Richter Kunststiftung und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wurde am Montag in Köln - dem Wohnsitz des Malers - unterzeichnet.

Die Werke sollen zunächst in der Neuen Nationalgalerie gezeigt werden und später dann im Museum des 20. Jahrhunderts, das gerade gebaut wird. Im Obergeschoss soll es dort einen Gerhard Richter gewidmeten Raum geben.

Die Sammlung von 100 Arbeiten besitzt einen enormen Wert, da Richter als einer der weltweit einflussreichsten Künstler gilt und seine Werke Spitzenpreise erzielen. „100 Werke von Gerhard Richter für Berlin - es ist und bleibt eine Sensation“, sagte der Geschäftsführende Direktor der Nationalgalerie, Joachim Jäger, nach einer Mitteilung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Zu dem Konvolut gehören sowohl fotografisch anmutende Gemälde in Richters charakteristischer Wischtechnik wie „Besetztes Haus“ (1989) als auch Glas- und Spiegelarbeiten wie „Spiegel grau“ (1991) und ein großer Teil des abstrakten Spätwerks. Diese teils großformatigen Gemälde schuf Richter noch als über 80-Jähriger in seinem Atelier in Köln-Hahnwald, bevor er das Malen aus gesundheitlichen Gründen einstellen musste.

Am bekanntesten ist der vierteilige Zyklus „Birkenau“ (2014). Aufgrund seiner überragenden Bedeutung soll er ab 2023 dauerhaft am Kulturforum in den Häusern der Nationalgalerie zu sehen sein. „Birkenau“ besteht aus vier abstrakten farbigen Bildern. Zunächst hatte Richter vier Schwarz-Weiß-Fotografien abgemalt, die Insassen des Konzentrationslagers heimlich aufgenommen hatten.

Später übermalte er diese Bilder aber, so dass die ursprünglichen Motive nicht mehr zu erkennen sind. Das Ergebnis ist durchaus umstritten: Mehrere Kunsthistoriker haben Richter Beliebigkeit vorgeworfen, da man ohne den Titel nie auf die Idee käme, dass die Bilder etwas mit dem Holocaust zu tun haben könnten. Ivan Lefkovits, ein Überlebender aus dem KZ Bergen-Belsen, sagte dagegen: „Ich spüre die Gesamtheit des Holocaust, wenn ich das Bild anschaue.“

Im Museum des 20. Jahrhunderts sollen Richters Werke „im sinnvollen Kontext mit der Sammlung der Nationalgalerie präsentiert werden“, so die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Richter hatte 2019 der Deutschen Presse-Agentur gesagt, er wünsche sich, dass seine Arbeiten zusammen mit denen anderer Künstler ausgestellt würden. „Ich will kein eigenes Museum“, hatte er klargestellt. Zuvor hatte der frühere Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) die Idee eines Gerhard-Richter-Museums in Köln lanciert.

Mit dem am Montag unterzeichneten Vertrag verbunden ist auch eine Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, wo das Werkarchiv von Gerhard Richter beheimatet ist. Neben einem intensiven Informationsaustausch wird eine regelmäßige Ausleihe von Werken angestrebt. Dresden ist der Geburtsort von Richter, dem er sich nach wie vor verbunden fühlt.

Der 89 Jahre alte Künstler teilte mit: „Nachdem ich mit der Stiftung einen Lebenstraum realisieren konnte, ist es eine beglückende Auszeichnung, dass diese Werke in Berlin ihre Heimat finden werden.“

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, sagte: „Gerhard Richters Werke gehören in diese Stadt, und ich bin sicher, dass sie zu einem anhaltenden Anziehungspunkt für viele Besucherinnen und Besucher werden.“

© dpa-infocom, dpa:211108-99-914775/2

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