Darmstadt (dpa)
Merck verdient weniger - Corona-Boom treibt weiter an
Der Konzern erhöht hat nach einem guten dritten Quartal die Prognosen für das Gesamtjahr - und das zum dritten Mal in diesem Jahr. Schließlich beliefert er auch viele Impfstoffentwickler.
Der Kampf gegen die Corona-Pandemie sorgt beim Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA weiter für Schwung. In der Laborsparte setzte sich der Boom dank der Nachfrage aus der Pharmaindustrie im dritten Quartal fort, und auch das Geschäft mit Halbleitermaterialien florierte.
Zuwächse verzeichnete der Konzern auch mit Arzneien. Wegen eines Sonderertrags im Vorjahr aber gingen das Betriebsergebnis und der Gewinn unter dem Strich zurück, wie Merck am Donnerstag in Darmstadt weiter mitteilte. Merck-Chefin Belen Garijo sprach von einer hervorragenden Entwicklung in allen drei Unternehmensbereichen. Merck hatte deshalb zusammen mit Eckdaten erst kürzlich die Jahresziele erhöht - zum dritten Mal in diesem Jahr.
Wie bereits bekannt, stieg der Umsatz von Juli bis September im Vergleich zum Vorjahr um rund zwölf Prozent auf 4,97 Milliarden Euro. Organisch, also ohne Zu- und Verkäufe und bereinigt um Wechselkurseffekte, betrug das Plus knapp elf Prozent.
Pharmabereich boomt
In der Laborsparte wuchs Merck nominal um knapp 18 Prozent. Dabei verzeichnete das Geschäft mit Produkten und Dienstleistungen für die Arzneimittelherstellung ein Plus von fast 28 Prozent. Der Bereich boomt bereits seit geraumer Zeit. Merck beliefert hier unter anderem viele Impfstoffentwickler wie den mRNA-Hersteller Biontech. Auch das Geschäft mit wissenschaftlichen und gewerblichen Laboren erholte sich weiter. In der Corona-Krise waren die Geschäfte 2020 wegen der Schließung vieler Einrichtungen zeitweise eingebrochen.
Eine starke Nachfrage nach Krebsarzneien und der Tablette Mavenclad bei Multipler Sklerose (MS) trieb das Wachstum im Pharmageschäft. Auch Fruchtbarkeitsarzneien waren gefragt. Mit rund fünf Prozent war der Zuwachs der Sparte im Vergleich aber am niedrigsten. So verzeichnete Merck bei seinem in die Jahre gekommenen MS-Mittel Rebif sinkende Erlöse. Einbußen gab es aber auch bei Medikamenten etwa gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen. Hier habe sich die seit 2020 geltende Preisregulierung in China negativ ausgewirkt und zu einem Umsatzrückgang um rund zehn Prozent beim Diabetesmedikament Glucophage geführt, hieß es.
Merck profitiert von Halbleiter-Engpässen
Auch in der Halbleiterindustrie legte der Konzern zu, weil er von den Versorgungsengpässen bei Halbleitern profitierte. Chipkonzerne bauen ihre Fertigung daher aus, die Nachfrage nach Materialien ist entsprechend hoch. Die Übernahme des US-Halbleiterzulieferers Versum 2019 kommt Merck nun zugute. Der Umsatz der Elektroniksparte legte im vergangenen Quartal um rund zwölf Prozent zu.
Dagegen litt auch im vergangenen Quartal das Geschäft mit Flüssigkristallen etwa für Smartphones und Displays unter der starken asiatischen Konkurrenz. Der Verkauf von Farbpigmenten hingegen lebt wieder auf - hier war in der Pandemie insbesondere die Nachfrage aus der Kosmetik und der Autoindustrie eingebrochen.
Trotz Umsatzplus ging - wie bereits bekannt - das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) im vergangenen Quartal um knapp neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 1,55 Milliarden Euro zurück. Allerdings hatte der Konzern im Vorjahr nach dem erfolgreichen Ende eines Patentstreits mit dem US-Rivalen Biogen millionenschwere Rückstellungen aufgelöst. Nach Steuern sank der Gewinn nun um fünf Prozent auf 764 Millionen Euro.
Die erst in der vergangenen Woche angehobenen Ziele für 2021 sehen einen Umsatzanstieg auf 19,30 bis 19,85 Milliarden Euro (Vorjahr: 17,5 Mrd) vor. Auch der bereinigte Betriebsgewinn soll anziehen und von 5,2 im Vorjahr auf 6,0 bis 6,3 Milliarden Euro wachsen.
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