Kapstadt (dpa)
Südafrikas ehemaliger Präsident de Klerk ist tot
Frederik Willem de Klerk war der letzte weiße Präsident von Südafrikas rassistischem Apartheid-Regime. Er starb im Alter von 85 Jahren.
Südafrikas ehemaliger Präsident und Friedensnobelpreisträger Frederik Willem de Klerk ist tot. De Klerk, der 1989 mit einem radikalen Reformkurs die Abschaffung von Südafrikas rassistischem Apartheid-Regime einleitete, sei im Alter von 85 Jahren gestorben, teilte die FW de Klerk Stiftung mit. Im März war de Klerk mit einem Mesotheliom diagnostiziert worden, einem seltenen Tumor, der das Lungengewebe befällt. Am Morgen erlag er in seinem Haus in der Touristenmetropole Kapstadt dem Kampf gegen die Krankheit, hieß es.
De Klerks Name war untrennbar mit dem von Nelson Mandela verknüpft, mit dem er sich 1993 den Friedensnobelpreis teilte. Der Kap-Staat war wegen der systematischen Trennung von Schwarzen und Weißen in den 1980er Jahren international isoliert. De Klerk galt mit Mandela als Mann eines friedlichen Übergangs. Sie wurden gemeinsam für ihren Versöhnungswillen und „ihre persönliche Integrität und großen politischen Mut“ mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. „Das Land wäre heute ein ganz anderes, wenn es ihm nicht gelungen wäre, das zu tun, was er sich vorgenommen und erreicht hat“, sagte der Vorsitzende der FW de Klerk Stiftung, Dave Steward, dem Radiosender EWN. Südafrika wäre heute ein zweites Syrien oder Venezuela, hätte de Klerk 1994 nicht die Macht abgegeben, betonte der ehemalige Oppositionsführer Tony Leon auf Twitter.
Die Bewertung von de Klerks historischen Verdiensten bleibt jedoch auch 25 Jahre nach Ende der Apartheid in dem Land mit rund 60 Millionen Einwohnern stark umstritten. Es werde immer Menschen geben, die de Klerk nicht verzeihen könnten, die souveräne Macht der weißen Minderheit aufgegeben zu haben, so Steward. Gleichzeitig feierten einige Südafrikaner den Tod des ehemaligen Präsidenten in den sozialen Medien und kritisierten ihn für seine Regierungsführung während des blutigsten Kapitels der Geschichte Südafrikas.
„Ich denke, dass es seine Unfähigkeit war, die Verbrechen der Apartheid offen anzuerkennen, sowohl während seiner Präsidentschaft als auch in den vielen Jahren, die er im Kabinett war“, sagte Sithembile Mbete, ein Politologe an der Universität zu Pretoria. De Klerk hatte sich bis zuletzt geweigert, die Apartheid als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu bezeichnen.
„De Klerks Vermächtnis ist groß. Es ist auch unausgewogen“, hieß es von Seiten der Nelson Mandela Stiftung. Der Friedensnobelpreisträger und Anti-Apartheid-Kämpfer Desmond Tutu sagte, de Klerk „besetzt einen historischen aber schwierigen Raum in Südafrika“. Präsident Cyril Ramaphosa beschrieb de Klerk als Politiker, der „die langfristige Zukunft des Landes über engstirnige politische Interessen stellte“.
Bei den ersten demokratischen Wahlen 1994 gewann der ANC mit 62 Prozent der Stimmen erwartungsgemäß eine Mehrheit, de Klerks NP kam auf gut 20 Prozent der Stimmen. In der Einheitsregierung unter Mandela wurde de Klerk einer von zwei Vizepräsidenten, verlor jedoch schnell Einfluss. In den Jahren vor seinem Tod widmete er sich vor allem seiner Stiftung, die sich für Rechtstaatlichkeit und Menschenrechte in Südafrika einsetzt.
De Klerk hinterlässt seine Ehefrau Elita, seine Kinder Jan und Susan sowie Enkelkinder, teilte die Stiftung mit.
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