São Paulo (dpa)
Ärger für Hamilton - „Kein großer Schock“ für Verstappen
Lewis Hamilton kassiert für das Formel-1-Rennen von São Paulo eine Motorenstrafe. Dank des neuen Antriebs kann er in der Quali Max Verstappen hinter sich lassen. Dann bekommt Hamilton weiteren Ärger.
Lewis Hamilton stieg auf seinen Mercedes und jubelte vor den Toren von São Paulo den brasilianischen Fans zu.
Dank eines neuen Motors und einer imposanten Vorstellung sicherte sich der siebenmalige Formel-1-Weltmeister den Spitzenplatz für das Sprintrennen am Samstag (20.30 Uhr/Sky). Hamilton wirkte erleichtert und voller Energie für den WM-Kampf gegen Max Verstappen. „Es war eine echt gute Qualifying-Session, ich bin super glücklich“, sagte der 36-Jährige am Freitag auf dem Autódromo José Carlos Pace.
Hamilton hatte vor dem Auftakttraining in Interlagos wegen eines regelwidrigen Motorenwechsels eine Strafversetzung kassiert. Fünf Plätze weiter hinten muss er im viertletzten Saisonrennen am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) starten. Wieder ein Rückschlag, schließlich muss Hamilton ohnehin schon 19 Punkte auf WM-Spitzenreiter Verstappen im Red Bull aufholen.
Ladung zur Anhörung
Dann bekam Hamilton neuen Ärger. Wegen eines möglichen technischen Verstoßes luden die Stewards einen Mercedes-Vertreter zur Anhörung vor. Im konkreten Fall wurde an Hamiltons Dienstwagen der verstellbare Heckflügel beanstandet. Das sogenannte Drag Reduction System (DRS) soll ihm beim Überholen zu einem regelwidrigen Vorteil verholfen haben. Die Entscheidung darüber wurde nach einer ersten Prüfung vertagt, da die FIA weitere Erkenntnisse erst am Samstagmorgen (Ortszeit) erwarte, teilte das Mercedes-Team in der Nacht über Twitter mit.
Die Bestzeit im ersten Training und in der Qualifikation mit deutlichem Vorsprung hatten Hamilton und den Silberpfeilen zuvor Mut gemacht. „Wir haben Performance, damit ist alles möglich“, meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff vor dem Sprint. Bei diesem Mini-Event über 24 Runden mit freier Reifenwahl bekommt der Gewinner drei Punkte, der Zweite zwei und der Dritte noch einen Zähler.
Auch Verstappen droht Ärger
Nach Hamilton droht auch Max Verstappen Ärger mit den Rennkommissaren. Der Red-Bull-Pilot wurde zu einer Vernehmung vorgeladen, weil ihm ein möglicher Verstoß gegen das Regelwerk vorgeworfen wird. Untersucht wird, ob Verstappen gegen die Bestimmungen des sogenannten Parc fermé verstoßen hat, nach denen nach der Qualifikation keine Veränderungen oder Reparaturen an den Autos mehr erlaubt sind.
Verstappen war nach der Startplatzjagd dabei zu sehen, wie er den Heckflügel seines Autos berührt und danach auch den Flügel am Mercedes von Hamilton. Dafür könnten die Rennkommissare eine Erklärung verlangen. Inwiefern Verstappen eine Strafe droht und wie hoch diese ausfallen könnte, war zunächst offen.
Verstappen gelassen
Favorit auf Startplatz eins am Sonntag bleibt er aber - auch wegen Hamiltons Strafe. Der Niederländer zeigte sich von der Leistung des Engländers unbeeindruckt, im Grand Prix kassiert der Sieger schließlich auch satte 25 Punkte. „Es ist klar, dass sie, wenn sie einen neuen Motor haben, am Wochenende auch mehr Leistung haben“, erläuterte er. „Für mich ist das kein großer Schock, ich bin nur froh, Zweiter zu sein. Das ist eine gute Position für den Start.“
Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko lobte Verstappens einzigen WM-Rivalen. „Hamilton war unheimlich schnell“, sagte der Österreicher. Marko weiß aber, dass Red Bull im Rennen normalerweise schneller unterwegs ist als in der Qualifikation. Und außerdem sollten höhere Temperaturen am Samstag und Sonntag Red Bull mehr liegen als Mercedes.
Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel landete nur auf dem zwölften Platz, Mick Schumacher im Haas ließ als Vorletzter immerhin seinen Stallrivalen Nikita Masepin erneut hinter sich. „Ich habe mich eigentlich sehr wohl gefühlt, es hat aber zu viel Zeit gefehlt“, konstatierte Vettel.
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