São Paulo (dpa)
Flügel-Desaster für Hamilton: Verstappen baut WM-Führung aus
Lewis Hamilton erlebt ein Debakel. Erst kassiert er eine Motorenstrafe, dann wird er auch noch disqualifiziert. Die WM entgleitet ihm. Max Verstappen kann mit einer Geldstrafe leben. Im Sprint gewinnt ein Mercedes.
An einem desaströsen Brasilien-Wochenende sind Lewis Hamilton die WM-Chancen im Kampf gegen Max Verstappen weiter entglitten. Nach einer Motorenstrafe handelte dem Engländer ein irregulärer Heckflügel an seinem Mercedes die Disqualifikation von der Startplatzjagd in São Paulo ein.
Hamilton verlor seine Pole Position für den Sprint, von ganz hinten raste er jedoch noch 15 Ränge auf Position fünf vor. Wegen einer Fünf-Plätze-Strafe muss Hamilton im viertletzten Saisonrennen am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) damit jedoch von Rang zehn starten.
Verstappen konnte von Startplatz eins auf dem Autódromo José Carlos Pace im Sprint nicht vorne bleiben. Als Zweiter hinter Sieger Valtteri Bottas im zweiten Mercedes baute er seine WM-Führung aber auf 21 Zähler auf Hamilton aus. Im viertletzten Saisonrennen am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) kann Verstappen von Rang zwei aber weitere WM-Punkte herausfahren.
Hamilton mit einem technischen Verstoß
Das Drama hatte aber in den Stunden vorher stattgefunden. Nach langem Bangen erkannten die Rennkommissare einen technischen Verstoß und versetzten Hamilton für den Sprint nach ganz hinten. Mercedes verzichtete auf einen Einspruch. Mit Position fünf in dem neuen Format über 24 Runden betrieb Hamilton Schadensbegrenzung.
Verstappen hatte in Interlagos selbst bangen müssen - zumindest ein bisschen. Er erhielt für einen Verstoß gegen die Bestimmungen des sogenannten Parc Fermé eine Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro. Die Rennkommissare sahen es als erwiesen an, dass er regelwidrig das Heck seines Red Bull und vor allem das seines Rivalen Hamilton während der technischen Abnahme am Freitag berührt hatte.
„Den Stewards ist klar, dass es zur Gewohnheit der Fahrer geworden ist, die Autos nach dem Qualifying und den Rennen zu berühren“, schrieben die Rennkommissare am Samstag. „Diese allgemeine Tendenz wurde als zum größten Teil harmlos angesehen und wurde daher nicht einheitlich geahndet. Dennoch handelt es sich um einen Verstoß gegen die Parc-Fermé-Regelung und hat ein erhebliches Schadenspotenzial.“ Verstappen habe das Heck an Hamiltons Wagen aber mit „nicht signifikanter Kraft“ berührt.
Mercedes erklärte später selbst, dass die Inspektion des WM-Führenden nur unwahrscheinlich zum Defekt am Heck geführt hatte. Dennoch fiel die Strafe für Hamilton brutal aus. An seinem Dienstwagen war bereits am Freitag regelwidrig ein neuer Motor eingesetzt worden. Die Strafe: fünf Ränge zurück für den Grand Prix am Sonntag.
Bottas gewinnt das Sprintrennen
Sein Teamkollege Bottas gewann den Sprint-Start vor Verstappen. Der Niederländer musste nach einem hitzigen Zweikampf mit Carlos Sainz im Ferrari in der ersten Runde sogar über die Bordsteine und war nur noch Dritter. Verstappen schob sich dann aber wieder vorbei. Im Duell mit Bottas an der Spitze ging er nicht mehr das äußerste Risiko. Hamilton raste spektakulär von Rang 20 noch nach vorne.
Mit dem neuen Antrieb hatte Hamilton seinen Rivalen Verstappen in der Startplatzjagd um mehr als vier Zehntel abgehängt. Die Stewards des Motorsport-Weltverbandes Fia konstatierten später, dass sich der Heckflügel an seinem Silberpfeil zu stark verbiegt. Das sogenannte Drag Reduction System (DRS), das die Geschwindigkeit auf den Geraden erhöht, verhalf Hamilton damit zu einem regelwidrigen Vorteil.
Die Stewards akzeptierten immerhin die Mercedes-Erklärung, dass bei der nicht bestandenen Abnahme etwas „schief gelaufen“ sei und damit keine Absicht vorlag. Die Silberpfeile vermuten, dass „irgendeine Art von Schaden“ am Heck auf dem Asphalt entstanden sein müsse.
© dpa-infocom, dpa:211113-99-985877/6