Berlin (dpa)

5,6 Millionen: Tempo bei Corona-Auffrischung steigt

Sebastian Kramer, dpa
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Von Sebastian Kramer, dpa
| 20.11.2021 04:22 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens will, dass Apotheker bald gegen Corona impfen. Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens will, dass Apotheker bald gegen Corona impfen. Foto: Moritz Frankenberg/dpa
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Weil die Corona-Impfung mit der Zeit ihre Wirkung verliert, ist eine Auffrischung nötig. Das „Booster“-Tempo zieht zwar an. Doch bis es einen Effekt auf das Infektionsgeschehen gibt, dauert es noch.

In Deutschland steigt das Tempo bei der Gabe von Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus - doch es muss noch deutlich schneller gehen.

In dieser Woche seien bisher 1,7 Millionen Bürger „geboostert“ worden, teilte der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Samstag auf Twitter mit. Bislang erhielten insgesamt 5,6 Millionen Menschen die Auffrischung. Jedoch gibt es noch viel zu tun: Angesichts rasant steigender Infektionszahlen hatte das Ministerium kürzlich eine Zielmarke von 20 bis 25 Millionen Auffrischungen bis zum Jahresende genannt.

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz rief zu einem „Ruck“ für Booster-Impfungen auf. Millionen Bürgerinnen und Bürger müssten davon überzeugt werden, sich die Auffrischungsimpfung geben zu lassen. „Wir sollten aktiv diejenigen ansprechen, die Zweifel haben“, sagte er bei einem Landesparteitag im brandenburgischen Schönefeld. „Wir sollten versuchen, sie zu überzeugen.“

Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Es kommt jetzt angesichts der dramatischen Pandemielage auf jeden Tag an.“ Das DRK stehe bereit, alle Kräfte zu mobilisieren und mit Impfzentren, Impfstellen oder mobilen Impfteams massiv zu unterstützen. Nötig sei ein gemeinsamer Kraftakt: „Denn Schlangen, in denen Impfwillige stundenlang auf ihren Termin warten oder wieder nach Hause geschickt werden müssen, können wir uns nicht leisten.“

Der Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Christian Karagiannidis, hatte in einem am Dienstag ausgestrahlten NDR-Podcast gesagt, dass eine Million Auffrischimpfungen pro Tag nötig wären, um die Ausbreitung des Virus deutlich zu reduzieren - davon sei man derzeit weit entfernt. Einen Effekt der Booster-Impfungen könne man frühestens in vier Wochen erwarten. Er gehe davon aus, dass die vierte Welle erst im Frühjahr nächsten Jahres auslaufen werde.

Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zog die Zahl der Booster-Impfungen in den vergangenen Tagen an: Seit Dienstag werden täglich deutlich mehr als 300.000 Auffrischungsimpfungen verabreicht - allein am Freitag waren es 357.000 Stück.

Für Ärger sorgt, dass das Gesundheitsministerium die Bestellmengen für den Impfstoff von Biontech/Pfizer für die nächsten Wochen begrenzen will, damit das Präparat von Moderna bei den Auffrischungen vermehrt zum Einsatz kommt. Andernfalls drohten eingelagerte Moderna-Dosen ab Mitte des ersten Quartals 2022 zu verfallen, was vermieden werden müsse. Praxen sollen demnach vorerst maximal 30 Dosen Biontech pro Woche bestellen können, Impfzentren und mobile Impfteams 1020 Dosen. Für Moderna soll es keine Höchstgrenzen geben.

Viele Menschen wollen sich „boostern“ lassen, bekommen dafür aber bislang keinen zeitnahen Termin - oder sie müssen Schlange stehen. Wegen der steigenden Nachfrage setzen viele Bundesländer verstärkt auf niedrigschwellige und lokale Angebote, etwa Impfbusse. „Wir glauben, dass dieses Konzept im Moment das richtige ist, da wir damit die Menschen direkt vor Ort erreichen, anders als mit den großen, überregionalen Impfzentren“, teilte etwa das baden-württembergische Sozialministerium auf dpa-Anfrage mit.

Einrichtungen wie Impfzentren waren vielerorts zurückgebaut worden. Daher sollen künftig etwa in Sachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen verstärkt mobile Impfteams zum Einsatz kommen. Hauptakteure der Impfkampagne bleiben jedoch die niedergelassenen Ärzte.

© dpa-infocom, dpa:211120-99-70633/6

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