Dresden (dpa)

Sachsen im „Wellenbrecher“ - Droht die Triage?

André Jahnke und Corinna Schwanhold, dpa
|
Von André Jahnke und Corinna Schwanhold, dpa
| 22.11.2021 16:11 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Überwachungsbildschirme der einzelnen Patienten auf der Covid-19-Intensivstation im Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa
Überwachungsbildschirme der einzelnen Patienten auf der Covid-19-Intensivstation im Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa
Artikel teilen:

Kein anderes Bundesland hat so hohe Corona-Infektionszahlen wie Sachsen. Die Trendwende sollen seit Montag neue Einschränkungen des öffentlichen Lebens bringen. Doch reicht das?

Die Corona-Inzidenz nähert sich in Sachsen in großen Schritten der Marke von 1000, gut jede zehnte Schule ist wegen der hohen Infektionen inzwischen ganz oder zumindest teilweise geschlossen.

Um die dramatisch steigenden Fallzahlen in den Griff zu bekommen, befindet sich der Freistaat seit Montag im sogenannten „Wellenbrecher“. Das öffentliche Leben ist besonders für Ungeimpfte eingeschränkt. Um Schlimmeres abzuwenden, könnte es aber schon zu spät sein, meint zumindest der Präsident der Landesärztekammer, Erik Bodendieck. Der Freistaat müsse sich auf eine Triage vorbereiten.

Dem Sender NDR Info sagte Bodendieck, es stünden im Freistaat nur noch wenige Betten auf den Intensivstationen zur Verfügung. Wenn sich daran nichts ändere, müsse über eine Auswahl nachgedacht werden, wer behandelt werde und wer nicht. „Wir müssen triagieren, und das werde ich diese Woche mit meinen Kolleginnen und Kollegen in den Kliniken nochmal besprechen.“ Triage bedeutet, dass Mediziner aufgrund von knappen Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen.

Hilfe ist nötig

Eine präventive Triage, also das Freihalten von Betten, sei rechtlich nicht möglich. „Für ungeimpfte Patientinnen und Patienten in einer Covid-Situation ist das in aller Regel nicht der Fall, dass sie eine Covid-Situation überstehen können“, sagte Bodendieck. Sachsen sei in jedem Fall auf die Hilfe anderer Bundesländer angewiesen.

Die Zahl der Corona-Infektionen ist im Freistaat noch einmal dramatisch in die Höhe geschnellt. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Montag einen Wert von 960,7, am Sonntag lag die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche noch bei 862,1.

Das geht auch an den Schulen nicht vorbei. Gut elf Prozent der öffentlichen Schulen in Sachsen sind derzeit wegen hoher Corona-Fallzahlen vollständig oder teilweise geschlossen, wie aus einer Auflistung des Kultusministeriums hervorgeht.

Neue Corona-Regeln

Eine Wende soll der sogenannte „Wellenbrecher“ bringen. Seit Montag sind alle Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Bars, Clubs und Diskotheken dicht. Abgesagt sind außerdem die Weihnachtsmärkte, Großveranstaltungen und andere Feste. Touristen dürfen nicht mehr übernachten und die Gastronomie darf nur noch zwischen 6.00 und 20.00 Uhr mit der 2G-Regel öffnen - Zutritt nur für Geimpfte und Genesene.

Darüber hinaus gelten in Corona-Hotspots zusätzliche Ausgangsbeschränkungen für ungeimpfte Menschen. Zurzeit überschreiten sieben sächsische Landkreise den Schwellenwert von 1000 - der Erzgebirgskreis gehört dazu. Laut Landratsamt treten dort am Dienstag Ausgangsbeschränkungen für Ungeimpfte in Kraft.

© dpa-infocom, dpa:211122-99-99439/3

Ähnliche Artikel