Ankara (dpa)

Türkische Lira bricht nach Erdogan-Äußerungen weiter ein

| 01.12.2021 13:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Die türkische Lira bricht nach Erdogan-Äußerungen weiter ein. Foto: Sadat/XinHua/dpa
Die türkische Lira bricht nach Erdogan-Äußerungen weiter ein. Foto: Sadat/XinHua/dpa
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Die türkische Landeswährung verliert weiter an Wert. Auch eine Intervention der Notenbank gibt nur eine kurze Verschnaufpause. Hintergrund des Verfalls: Äußerungen Erdogans.

Die Talfahrt der türkischen Lira hat sich weiter beschleunigt. Für Unmut unter Investoren und damit für weitere Abflüsse aus der Währung sorgte einmal mehr der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.

Auf einen Rekordtiefstand sank die türkische Landeswährung, nachdem der Präsident am Dienstagabend in einem Interview mit dem Staatssender TRT bis zu den für 2023 geplanten Wahlen niedrigere Zinsen versprach. Er sei nicht länger daran interessiert, mit höheren Leitzinsen kurzfristige Investitionen ins Land zu holen. Die Lira brach daraufhin ein.

Der Wert des US-Dollar stieg im Gegenzug bis knapp unter 14 Lira, der Euro kletterte dicht an 16 Lira heran. Zum Vergleich: Zum Wochenstart mussten für einen Euro phasenweise noch 14 Lira gezahlt werden, Mitte November waren es 12.

Erneute Erdogan-Aussage

Um die Lira zu stützen, intervenierte die türkische Notenbank und verkaufte zum ersten Mal seit sieben Jahren Devisen - das brachte der Landeswährung zwischenzeitlich Erholung. Erdogan feuerte den Verfall der Lira bei einer Fraktionsrede in Ankara aber erneut an. Er sprach von „Zins-Boshaftigkeit“. Außerdem warnte er Händler davor, Waren zu hamstern, um sie später zu einem höheren Preis zu verkaufen: „Wir werden - so Gott will - dafür sorgen, dass das Land ein Grab für Hamsterer wird“, sagte er.

Die Währung der Türkei befindet sich schon länger auf Talfahrt, die Wirtschaft leidet darunter. Hintergrund sind unter anderem die Einmischungen Erdogans in die Geldpolitik der Notenbank. Entgegen gängiger volkswirtschaftlicher Lehre vertritt der Präsident die Ansicht, hohe Zinsen förderten die Inflation. Viele Notenbanker, die sich mehr oder weniger gegen Erdogans Ansichten stellten, mussten bereits ihren Hut nehmen.

Erst jüngst hatte die türkische Zentralbank die Leitzinsen auf 15 Prozent gesenkt - entgegen der gängigen Praxis, einer hohen Inflation mit einer Anhebung des Leitzinses zu begegnen. So beträgt die Teuerungsrate zurzeit rund 20 Prozent. In diesem Umfeld scheuen ausländische Unternehmer tendenziell Investitionen in dem Land, was die Wirtschaft zusätzlich belastet. Der türkische Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu warf Erdogan am Mittwoch Führungsunfähigkeit vor. In der vergangenen Woche hatte es unter anderem in Istanbul und Ankara Proteste gegen Erdogans Wirtschaftspolitik gegeben.

© dpa-infocom, dpa:211201-99-213484/2

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