Berlin (dpa)

Flutkatastrophe löste Spendenrekord aus

Anja Sokolow und Oliwia Nowakowska, dpa
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Von Anja Sokolow und Oliwia Nowakowska, dpa
| 02.12.2021 12:48 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Der Innenraum eines Wohnhauses wurde durch die Flutkatastrophe zerstört. Viereinhalb Monate nach dem Hochwasser im Ahrtal harren immer noch viele Flutopfer in Ausweichquartieren aus. Foto: Thomas Frey/dpa
Der Innenraum eines Wohnhauses wurde durch die Flutkatastrophe zerstört. Viereinhalb Monate nach dem Hochwasser im Ahrtal harren immer noch viele Flutopfer in Ausweichquartieren aus. Foto: Thomas Frey/dpa
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Die dramatischen Bilder von verwüsteten Städten und Dörfern nach der Flutkatastrophe im Sommer berührten viele Menschen. Sie halfen mit Spenden und sorgten damit gleichzeitig für einen neuen Rekord.

Die Flutkatastrophe vom Sommer hat in Deutschland zu einem neuen Spendenrekord geführt.

Die Erhebung „Bilanz des Helfens“ der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Deutschen Spendenrats zeigt: Im Zeitraum von Januar bis September spendeten die Menschen rund 3,8 Milliarden Euro an gemeinnützige Organisationen und Kirchen - 14 Prozent mehr als im Vorjahr. „Es spricht alles dafür, dass dieser starke Anstieg auf die Flutkatastrophe zurückzuführen ist“, sagte Max Mälzer, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats, am Donnerstag in Berlin.

Von der Flutkatastrophe im Juli waren vor allem Teile Westdeutschlands in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen betroffen. Nach Rekord-Regenfällen stiegen Flüsse über die Ufer, die Wassermassen zerstörten die Infrastruktur einer ganzen Region und rissen Hunderte Menschen in den Tod.

Die von Januar bis September gespendete Summe für den Bereich Not- und Katastrophenhilfe war demnach mehr als doppelt so hoch wie im Vergleichszeitraum 2020 und betrug insgesamt 1,02 Milliarden Euro. Dem Bericht zufolge spendeten die Menschen allein im Juli insgesamt 693 Millionen Euro und damit 200 Millionen mehr als im Juli 2020 - ein Plus von 73 Prozent.

Solche Spenden „noch nicht erlebt“

„So tolle Ergebnisse habe ich in der Zeit, wo ich den Bereich betreue, noch nicht erlebt“, sagte Bianca Corcoran von der GfK. Es sei das beste Ergebnis seit Beginn der Erhebung 2005. Zudem gehe Corcoran davon aus, dass die Flutkatastrophe, die sich im Juli ereignete, der Grund dafür sei. Auch wurden mit 66 Prozent deutlich mehr lokale und nationale Projekte unterstützt als im Vorjahr (57 Prozent).

Insgesamt haben laut der Untersuchung rund 16,8 Millionen Menschen Geld an gemeinnützige Organisationen gespendet - 8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Pro Spende gaben sie im Schnitt 40 Euro, das sei ebenfalls ein Rekordwert seit 2005, sagte Corcoran. Der bisherige Höchstwert wurde 2020 mit durchschnittlich 37 Euro erreicht.

Für das gesamte Jahr 2021 rechnet der Spendenrat bei einer „realistisch optimistischen Prognose“ mit einer Summe von mehr als 5,8 Milliarden Euro. Das entspräche einer Steigerung von 8 Prozent im Vergleich zu 2020. Doch Corcoran hoffte, die Sechs-Milliarden-Marke für das gesamte Jahr zu knacken.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erlebten auch Spenden für den Tierschutz mit zusätzlichen neun Millionen Euro und für den Umwelt- und Naturschutz mit einem Plus von 10 Millionen Euro einen deutliches Wachstum. „Wir haben in diesem Jahr über 20 Prozent Zuwachs“, sagte Volkert Petersen, von der Tierschutzliga Stiftung. Die Bereitschaft sich für das Wohl der Tiere zu engagieren habe sich enorm bemerkbar gemacht.

Weniger Geld für Geflüchtete

Für Geflüchtete sank das Spendenvolumen gegenüber 2020 hingegen um 30 Prozent: von 297 Millionen Euro auf 207 Millionen Euro. Deutliche Verluste erlitten demnach auch der Sport (minus 16 Millionen Euro) sowie die Kultur- und Denkmalpflege (minus 24 Millionen Euro).

Die Generation 70 plus spende nach wie vor am meisten und mit 315 Euro im Zeitraum von Januar bis September 2021 um 27 Euro mehr als im Vorjahreszeitraum. Doch in diesem Jahr hat sich laut Untersuchung auch der Anteil der Spender in den meisten jüngeren Altersgruppen erhöht. Mälzer bezeichnete diese Entwicklung als „hoffnungsvoll“.

Bereits im vergangenen Jahr hatten die Menschen in Deutschland deutlich mehr Geld gespendet als zuvor. Mit 5,4 Milliarden Euro war das Spendenniveau im Vergleich zum Vorjahr um rund 5 Prozent gewachsen.

Die „Bilanz des Helfens“ basiert auf monatlichen Selbstauskünften von 10.000 Menschen ab 10 Jahren in Deutschland, erhoben von der GfK. Erbschaften, Spenden von Unternehmen und an Parteien sowie Großspenden werden nicht erfasst. Sachspenden fließen ebenso nicht in die Bilanz ein. Der Spendenrat ist der Dachverband von 68 Organisationen, die Spenden sammeln.

© dpa-infocom, dpa:211202-99-228740/3

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