ON-Weihnachtsaktion

Mit Klangschalen und AC/DC

| | 10.12.2021 20:34 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Ute Petersen-Nast bietet für Sterbende beim Auricher Hospizverein Klangschalen-Entspannungen an. Foto: Franziska Otto
Ute Petersen-Nast bietet für Sterbende beim Auricher Hospizverein Klangschalen-Entspannungen an. Foto: Franziska Otto
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Sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen, ist nicht leicht. Aber die Sterbebegleiter des Hospizvereins kennen ein paar Tricks.

Aurich - Viele Menschen halten sich in gewisser Weise für unverwundbar. Die Diagnose, die den eigenen Tod bedeutet, bekommen andere Menschen – bis es eben nicht mehr die anderen trifft. Bei der Akzeptanz des Sterbens können Ute Petersen-Nast und Klaus Röttger den Menschen nicht helfen. Jedoch können sie ihnen den letzten Weg leichter machen. Als Sterbebegleiter bezeichnen sie sich nicht gern. „Noch sind die Menschen ja nicht tot, sie sind am Leben“, sagt Ute Petersen-Nast. Sie wollen die Menschen lieber in der letzten Phase ihres Lebens begleiten.

Spenden für den Hospizverein Aurich

In diesem Jahr sammeln die Ostfriesischen Nachrichten und „Ein Herz für Ostfriesland“ zu Weihnachten gemeinsam für den Hospizverein Aurich. Die Spenden möchte der Verein für die Ausbildung der ehrenamtlichen Trauerbegleiter verwenden. Die Trauerbegleitenden stehen den Hinterbliebenen zur Seite und helfen den Angehörigen, ihren Weg zurück ins Leben zu finden.

Spender können eine Summe ihrer Wahl auf das Spendenkonto „Ein Herz für Ostfriesland GmbH“, IBAN DE24 2856 2297 0414 5372 01, bei der Raiffeisen-Volksbank eG Aurich unter dem Stichwort Hospizverein Aurich überweisen. Weitere Informationen finden Interessierte hier.

Nicht immer können die ehrenamtlichen Sterbebegleiter sofort eine Bindung zum Sterbenden aufbauen. Manchmal stimmt einfach die Chemie nicht. Die Koordinatoren des Hospizvereins Aurich suchen dann einen neuen Sterbebegleiter aus. Niemand muss allein gehen – kann aber natürlich, wenn er das möchte. Eine Begleitung ist keinesfalls zwingend und kann jederzeit abgebrochen werden.

Je eher Begleitung beginnt, desto besser

Je eher Ute Petersen-Nast und Klaus Röttger die Begleitung beginnen, desto besser. Beide hatten schon sehr kurze Begleitungen. Teilweise konnten sich die Sterbenden nicht mehr artikulieren. Auch diese Menschen lassen sie natürlich nicht allein. Man merke trotzdem, ob derjenige etwas mag oder nicht, sagt Ute Petersen-Nast. Manche wollten zum Beispiel nicht berührt werden. Dann verändere sich die Mimik ein wenig.

Wenn sie frühzeitig eine Begleitung beginnen, besteht noch die Chance, eine Bindung zum Sterbenden aufzubauen. „Man ist sich ja absolut fremd“, sagt Klaus Röttger. In der Regel werden sie gut aufgenommen. „Auch die Angehörigen sind sehr dankbar für die Unterstützung“, fügt Ute Petersen-Nast hinzu. Als Außenstehende haben sie einen anderen Blick auf die Situation. Wenn die Sterbebegleiter den Sterbenden gut kennen, fällt es ihnen leichter, die letzte Phase für den Betroffenen angenehmer zu gestalten. Sie kennen ihn dann und wissen, was er mag und was nicht.

Manchmal wird Rock gehört

Das Beschäftigen mit der eigenen Sterblichkeit lässt auch die Begleiter nicht kalt. Oft können sie sich davon lösen – sie begleiten eher Menschen in einem hohen Alter. Da könne man es eher akzeptieren, dass sie sterben müssen. Schwieriger wird es bei Jüngeren.

Eine Begleitung ist Klaus Röttger besonders im Gedächtnis geblieben: Ein Mann, genauso alt wie er. Plötzlich wurde dem 64-Jährigen klar, wie schnell alles vorbei sein kann. Verunsichern ließ er sich davon aber nicht. Stattdessen fragte er sich: „Wie nutze ich die Zeit, die ich noch habe?“ Die Antwort ist für ihn klar: So intensiv wie möglich. Damit sie Menschen in der letzten Phase des Lebens begleiten können, brauchen Sterbebegleiter eine gewisse Professionalität. Sie müssen sich von den Betroffenen lösen können. „Wir sterben nicht mit ihnen“, sagt Klaus Röttger. Sie bauen eine Beziehung auf – müssen sich aber auch abkapseln können.

Ein spezielles Angebot

Beim Kennenlernen ist vor allem Authentizität wichtig. Mit dem gleichaltrigen Sterbenden fand Klaus Röttger zum Beispiel schnell eine Gemeinsamkeit: Beide lieben die Musik von AC/DC. Die Trauer hat bei der Begleitung einen festen Platz. „Es ist aber nicht alles traurig“, sagt Klaus Röttger.

Ute Petersen-Nast hat für die Begleitung ein etwas spezielleres Angebot. Sie arbeitet mit Klangschalen. Bei den Betroffenen führt sie eine sogenannte Klang-Entspannung durch. Zu Beginn war sie selbst bei den Klangschalen noch skeptisch. Sie schob es eher in die Esoterik-Ecke. Bis sie selbst die Wirkung erfuhr.

Der letzte Sinn, der geht

Bei den Klangschalen geht es vor allem um Ruhe, Gelassenheit und Entspannung. Damit ähnelt sie zum Beispiel der Meditation oder Yoga. Bei der Entspannung schlägt die Sterbebegleiterin mit einem Klöppel die Klangschalen an. Der Ton soll beruhigend wirken – die Vibrationen spürt man im gesamten Körper.

Manche mögen die Klangschalen abstempeln. Ute Petersen-Nast ist deswegen nicht enttäuscht. Sie ist von der Praktik überzeugt. Sie habe schon gesehen, wie Menschen verkrampft in einem Sessel gesessen haben, von einem heftigem Tremor geschüttelt. Nach der Klangschalen-Entspannung hätten sie plötzlich ruhig dagesessen, die Hände unverkrampft.

Die Klangschalen helfen vor allem denjenigen, die sich nicht mehr artikulieren können, sagt die Sterbebegleiterin. „Der Hörsinn ist der letzte Sinn, der geht.“ Gerade Demenzerkrankten würde so Geborgenheit geschenkt. „Sie brauchen die Gewissheit, das jemand da ist“, sagt Ute Petersen-Nast.

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