Wolfsburg (dpa)

„Schmadtke raus“-Rufe in Wolfsburg: Krise spitzt sich zu

Sebastian Stiekel, dpa
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Von Sebastian Stiekel, dpa
| 12.12.2021 07:27 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Jörg Schmadtke steht bei einigen Wolfsburger Fans in der Kritik. Foto: Swen Pförtner/dpa
Jörg Schmadtke steht bei einigen Wolfsburger Fans in der Kritik. Foto: Swen Pförtner/dpa
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Nur drei Tage nach dem Champions-League-Aus fällt der VfL Wolfsburg auch in der Bundesliga noch weiter zurück. Fünf Spiele am Stück hat der Volkswagen-Club mittlerweile verloren.

Auch 5000 Zuschauer in einem fast leeren Fußball-Stadion können manchmal richtig laut sein. In Wolfsburg pfiffen sie am Samstagabend ihre Mannschaft aus.

Die war erst drei Tage zuvor aus der Champions League geflogen und kassierte jetzt beim 0:2 (0:1) gegen den VfB Stuttgart in der Bundesliga bereits die fünfte Niederlage nacheinander. Das Neue und bis vor kurzem auch kaum Vorstellbare daran war: Einige Fans riefen auch laut „Schmadtke raus“! Es war nicht die Mehrheit der 5000, sie riefen das auch nicht den halben Abend lang. Aber dass der Geschäftsführer Sport des VfL überhaupt so öffentlich angegangen wird, ist schon bemerkenswert.

Denn Jörg Schmadtke ist in Wolfsburg für einen Aufschwung verantwortlich, der 2018 kurz nach dem zweiten Fast-Abstieg begann und nur drei Jahre später vorläufig in der Champions League endete. Die sportlichen Probleme des VfL verschärfen sich zwar gerade von Spiel zu Spiel, sie bilden aber auch die erste handfeste Krise seines fast dreieinhalbjährigen Schaffens beim Volkswagen-Club. Entsprechend loyal fielen auch die Reaktionen außerhalb der Fankurve aus.

„Schmadtke hat hier Beispielloses aufgebaut“

Schmadtkes Sportdirektor und engster Mitarbeiter Marcel Schäfer sprach von einer „Unverfrorenheit“. Und auch Trainer Florian Kohfeldt, erst Ende Oktober von Schmadtke und Schäfer geholt, verteidigte seinen Chef. „Die Rufe sind für mich null Komma null nachvollziehbar“, sagte er. „Jörg Schmadtke hat seit seinem Beginn hier Beispielloses aufgebaut. Er hat als Manager eine Mannschaft nach der Relegation übernommen und jetzt drei Mal ins internationale Geschäft geführt.“ Er halte die Kritik für „sehr verfrüht“.

Das Thema Schmadtke zeigt aber auch, wie angespannt die Situation in Wolfsburg aktuell ist. Der 57-Jährige selbst beendete am Samstag seine wochenlange öffentliche Zurückhaltung und gab gleich zwei TV-Interviews. Bei Sky stellte er sich schon vor dem Stuttgart-Spiel vor sein kriselndes Team („Der VfL Wolfsburg ist nicht die Schande des deutschen Fußballs“). Im ZDF-Sportstudio äußerte er sich danach zwar nicht zu den Rufen im Stadion, übte aber durchaus Selbstkritik.

„Wir müssen da jetzt durchgehen“

„Ich bin für die Planung zuständig.“ Und die Entwicklung dieser Saison sei „natürlich auch ein Planungsfehler“, sagte Schmadtke. „Wir haben drei Jahre extremst performt – mit dem Endresultat, dass wir uns für die Champions League qualifiziert haben. Dann haben wir versucht, den nächsten Schritt in unserer Entwicklung zu gehen. Und der ist missraten, das muss man so festhalten.“

In seinen Verantwortungsbereich fällt vor allem die Trainerfrage. Der erfolgreiche Oliver Glasner wechselte im Sommer nach Frankfurt, weil Schmadtke und er sich nicht mehr verstanden. Für ihn den früheren Bayern-Kapitän Mark van Bommel zu holen, war ein Fehler, den der erfahrene Manager schon nach neun Bundesliga-Spielen wieder korrigierte. Van Bommels Nachfolger nahm Schmadtke ausdrücklich in Schutz. „Florian Kohfeldt muss derzeit Dinge ausbaden, die er nicht zu verantworten hat“, sagte er. „Wir werden mit ihm da herauskommen, weil er die Dinge erkennt, weil er sie klar anspricht und weil wir sie – wenn die Zeit dafür ist – auch verändern werden.“

Und so funktioniert in Wolfsburg in dieser Krise mindestens der Zusammenhalt. Der Aufsichtsrat möchte, dass Schmadtke bleibt („Dann ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass ich ein Jahr verlängere“). Der Sportchef stützt den Trainer - und der Trainer sein durch die schwere Verletzung von Paulo Otavio (Knie) noch weiter geschwächtes Team. „Niemand will in so eine Phase kommen“, sagte Kohfeldt. „Aber wir müssen da jetzt durchgehen, stabil bleiben und die Frustration abschütteln.“

© dpa-infocom, dpa:211212-99-350908/4

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