Berlin/München (dpa)

Lauterbach: Haben Impfstoffmangel für das erste Quartal 2022

Sascha Meyer, Christoph Trost und Basil Wegener, dpa
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Von Sascha Meyer, Christoph Trost und Basil Wegener, dpa
| 14.12.2021 05:11 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Eine Helferin bereitet in der Pinakothek der Moderne eine Spritze mit dem Impfstoff gegen das Coronavirus (Biontech/Pfizer) vor. Foto: Sven Hoppe/dpa
Eine Helferin bereitet in der Pinakothek der Moderne eine Spritze mit dem Impfstoff gegen das Coronavirus (Biontech/Pfizer) vor. Foto: Sven Hoppe/dpa
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Vergangene Woche hatte Karl Lauterbach angekündigt, sich einen Überblick über die vorrätigen Mengen an Corona-Impfstoffen zu verschaffen. Das Ergebnis ist für den Gesundheitsminister kein Grund zur Freude.

Für Geimpfte mit Booster-Auffrischimpfung sollen zusätzliche Tests bei Corona-Zugangsregeln vorerst weitgehend wegfallen. Darauf verständigten sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Dienstag, nachdem einige Länder bereits so vorgehen.

Die Erleichterungen beim Zugang nach dem Modell 2G plus sollen aber spätestens nach zwei Monaten überprüft werden, wie der Vorsitzende der Länderminister, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, sagte. Nach Angaben des neuen Bundesministers Karl Lauterbach fehlt für die weitere Booster-Kampagne Anfang 2022 überraschend genug Impfstoff.

„Wir haben einen Impfstoffmangel für das erste Quartal“, sagte der SPD-Politiker den ARD-„Tagesthemen“ am Dienstagabend. Dies habe in einer jetzt vorgenommenen Inventur viele überrascht. „Mich auch.“ Lauterbach arbeitet nach eigenen Worten bereits daran, den Mangel zu beseitigen. „Ich hoffe, dass ich da in den nächsten Tagen eine positive Botschaft übermitteln kann.“ Bemühungen liefen über alle Kanäle, auch direkt zu Unternehmen, es müsse alles EU-konform sein. „Wir müssen hier Geschwindigkeit gewinnen.“ Holetschek sagte, die Länder hätten den Bund bestärkt, alle Hebel in Bewegung zu setzen.

Lauterbach rechtfertigte den Wegfall von Extra-Tests für dreifach Geimpfte. „Der Verzicht auf die Testung von Geboosterten macht epidemiologisch Sinn“, sagte er noch vor der Bund-Länder-Runde in Berlin. Mit einer Auffrischimpfung habe man nur noch ein geringes Risiko, sich zu infizieren - und ein noch geringeres, dass man für andere ansteckend sei.

Konkret geht es um Corona-Regeln nach dem Modell 2G plus - also, wenn bei Zugang nur für Geimpfte und Genesene (2G) zusätzlich ein Test verlangt wird. 2G gilt nach den jüngsten Bund-Länder-Beschlüssen etwa für Gaststätten, Freizeit- und Kultureinrichtungen - ergänzend können auch noch 2G-plus-Vorgaben dazu kommen. Holetschek erläuterte, dass eine Befreiung 15 Tage nach der Booster-Impfung greifen könne.

Allerdings soll bei medizinischen und Pflege-Einrichtungen zum Schutz der dort besonders verwundbaren Menschen weiter auch von Geboosterten zusätzlich ein Test verlangt werden, wie es im Beschluss heißt.

Kritik von Immunologen

An den Test-Erleichterungen wurde Kritik laut. „Eine solche Maßnahme würde dazu beitragen, dass die Omikron-Welle sogar früher kommt“, sagte der Generalsekretär der Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, der dpa, vor den Beschlüssen. „Wenn wir die Testpflicht jetzt lockern, sehe ich die Gefahr, dass Omikron gerade geboosterte Personen infiziert, die sich aber nie testen lassen müssen, und die dann das Virus munter verbreiten.“

Lauterbach sagte in der ARD, wenn Omikron in Deutschland Fuß fassen würde, müsse muss man an den Beschluss erneut heran. Daher sei er auf zwei Monate begrenzt. Für die jetzige Delta-Welle gebe es nun aber mehr Anreize für Booster-Impfungen - und die seien, das wichtigste Instrument, eine Omokron-Welle zu bekämpfen. Die verstärkende dritte Spritze soll in der Regel fünf bis sechs Monate nach einer vollständigen Grundimmunisierung gegeben werden.

Expertenrat nimmt Arbeit auf

Ein von der neuen Bundesregierung eingesetzter Corona-Expertenrat nahm am Dienstag die Arbeit auf. Lauterbach erwartet eine erste Stellungnahme zu Omikron noch vor Weihnachten. „Das wird die Grundlage wichtiger Entscheidungen sein, die wir im Bezug auf Omikron zu treffen haben.“ Dem Gremium gehören Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Kinderärzte sowie Bildungsforscher an. Omikron bereitet Sorgen wegen seiner besonders schnellen Ausbreitung.

Mit Blick auf mögliche weitere Einschränkungen an Weihnachten hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) nach der jüngsten Bund-Länder-Spitzenrunde gesagt, man wolle wissenschaftliche Expertise einholen und dann schauen, ob die Maßnahmen ausreichten. Notfalls würden kurzfristig auch weitere Entscheidungen auf die Tagesordnung kommen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte in München: „Wir brauchen für Omikron einheitliche nationale Regeln.“ Sofern keine Ministerpräsidentenkonferenz mehr vor Weihnachten möglich sei, halte er eine Terminansetzung „sehr früh im Januar“ für wichtig.

Lauterbach sagte mit Blick auf einen Eintrag der Omikron-Variante durch Reisende aus Virusvariantengebieten, er könnte einer Regelung nähertreten, „die eine PCR-Testung nach Einreise obligatorisch vorsieht“. Es könne sein, dass der eine oder andere PCR-Test von vor der Abreise seine Gültigkeit verloren habe.

Unterdessen ist die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz auf 375 gemeldete Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen gesunken. Es gab 30.823 registrierte neue Fälle sowie 473 Todesfälle binnen 24 Stunden. Knapp 700.000 Menschen wurden am Montag gegen das Coronavirus geimpft - ganz überwiegend waren das Auffrischimpfungen. Den vollständigen Impfschutz mit der meist nötigen zweiten Spritze haben laut Robert Koch-Institut (RKI) nun mindestens 57,9 Millionen Menschen oder 69,7 Prozent der Bevölkerung. 20,5 Millionen (24,7 Prozent) sind den Angaben zufolge geboostert.

© dpa-infocom, dpa:211214-99-372380/8

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