Düsseldorf (dpa)

Was bleibt 2022 im Portemonnaie?

Erich Reimann, dpa
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Von Erich Reimann, dpa
| 20.12.2021 08:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Die Corona-Krise, steigende Energiekosten und höhere Lebensmittelpreise sorgen zur Zeit dafür, dass in etlichen Haushalten das Geld knapp wird. Doch im kommenden Jahr könnte es wieder etwas aufwärts gehen. Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa
Die Corona-Krise, steigende Energiekosten und höhere Lebensmittelpreise sorgen zur Zeit dafür, dass in etlichen Haushalten das Geld knapp wird. Doch im kommenden Jahr könnte es wieder etwas aufwärts gehen. Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa
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Corona-Krise, steigende Energiekosten und höhere Lebensmittelpreise sorgen zur Zeit dafür, dass in etlichen Haushalten das Geld knapp wird. Doch im kommenden Jahr könnte es wieder etwas aufwärts gehen.

Die Corona-Jahre 2020 und 2021 waren für viele Menschen nicht nur gesundheitlich, sondern auch finanziell eine Herausforderung.

Kurzarbeit, steigende Energiepreise und die Verteuerung etlicher Konsumgüter machten es vielen Haushalten schwer, über die Runden zu kommen. Doch vieles spricht dafür, dass es im kommenden Jahr besser wird und Verbraucherinnen und Verbraucher wieder mehr Geld - oder zumindest nicht weniger - im Portemonnaie haben werden.

2022 werde die Kaufkraft erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder deutlich ansteigen, prognostizierte im Dezember Filip Vojtech vom Marktforschungsunternehmen GfK in einer Studie. Die Marktforscher gehen davon aus, dass die Kaufkraft der Verbraucher im kommenden Jahr nominal um 4,3 Prozent steigen wird. Selbst nach Abzug der Inflationsrate, die nach den Prognosen führender Wirtschaftsforschungsinstitute bei 2,5 Prozent liegen dürfte, bliebe also noch einiges an zusätzlicher Kaufkraft übrig.

Stagnierende Löhne erwartet

Nicht ganz so optimistisch ist allerdings der Konjunkturexperte Torsten Schmidt vom RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen. Er geht davon aus, dass die Reallöhne 2022 eher stagnieren werden. Doch auch das wäre nach dem spürbaren Minus in diesem Jahr schon eine Verbesserung.

Tatsächlich können sich einige Gruppen auf überdurchschnittliche Zuwächse freuen. Geringverdiener werden 2021 davon profitieren, dass der gesetzliche Mindestlohn zum 1. Januar angehoben wird - von derzeit 9,60 Euro auf 9,82 Euro pro Stunde. Zum 1. Juli soll er dann noch einmal um weitere 63 Cent auf 10,45 Euro pro Stunde erhöht werden. Zusammen bedeutet das ein Plus von fast 9 Prozent. Möglicherweise könnte es auch noch mehr werden. Denn die Ampel-Parteien haben in ihrem Koalitionsvertrag eine Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro die Stunde verabredet. Wann dies allerdings umgesetzt werden soll, ist noch ungewiss.

Auch Auszubildende dürfen sich über mehr Geld freuen. Die gesetzliche Mindestsausbildungsvergütung im ersten Ausbildungsjahr steigt von 550 Euro monatlich im Ausbildungsjahrgang 2021 auf 585 Euro im Ausbildungsjahrgang 2022. Entsprechend erhöhen sich die Vergütungen in den folgenden Ausbildungsjahren.

Mehr Rente

Auch die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland können ab Juli mit mehr Geld rechnen. Die Frage ist nur: Mit wie viel mehr? Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte Ende November, er erwarte, „dass die Renten in Deutschland ab Juli 2022 um 4,4 Prozent steigen.“ Das klingt viel, ist aber weniger als noch im vergangenen Sommer prognostiziert - als von Rentenerhöhungen von 5,2 Prozent im Westen und 5,9 Prozent im Osten die Rede war.

Der Hintergrund: Die Ampelparteien haben im Koalitionsvertrag die Wiedereinführung des sogenannten Nachholfaktors vereinbart, der die Rentensteigerung dämpft. Mit Ihm soll der Tatsache Rechnung getragen werden, dass die Renten 2021 wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die allgemeine Lohnentwicklung eigentlich hätten gekürzt werden müssen, was jedoch gesetzlich ausgeschlossen ist.

Ab Januar 2022 erhalten aber auch alle, die auf Sozialhilfe, Arbeitslosengeld II sowie Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderungen angewiesen sind - ein bisschen - mehr Geld. Der Regelsatz für alleinstehende Erwachsene steigt um drei Euro auf 449 Euro im Monat. Die Regelsätze für Kinder und Jugendliche steigen ebenfalls.

Kostenfaktoren Heizen und Tanken

Doch einiges wird absehbar auch teurer werden im kommenden Jahr - etwa der Stopp an der Tankstelle und das Nachfüllen des Heizöltanks. Der Hintergrund: Die im Januar 2021 eingeführte CO2-Steuer für fossile Brennstoffe steigt zum Jahresbeginn von 25 Auf 30 Euro pro Tonne. Und damit verteuern sich nach Angaben der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Benzin um 1,5 Cent pro Liter, Heizöl und Diesel um 1,6 Cent pro Liter und Erdgas um 0,1 Cent pro Kilowattstunde. Nicht absehbar ist die Entwicklung der Rohölpreise, die maßgeblich die Tank- und Heizölkosten für Verbraucher bestimmen.

Etwas anders ist die Situation beim Strom. Hier sinkt zwar die EEG-Umlage zum 1. Januar von 6,5 Cent auf 3,72 Cent pro Kilowattstunde. Das ist der niedrigste Stand seit zehn Jahren. Doch dürfte der positive Effekt auf die Geldbörsen der Verbraucher weitgehend von den beträchtlichen Preissteigerungen an der Strombörse aufgefressen werden. Unter dem Strich rechnet die Verbraucherzentrale NRW für das kommende Jahr aber immerhin mit „stabilen Strompreisen“.

Teure Glimmstengel

Für Raucher wird außerdem der Griff zur Zigarette teurer: Die Tabaksteuer für eine Packung mit 20 Zigaretten steigt 2022 um durchschnittlich 10 Cent. Die höheren Steuern dürften die Hersteller an die Endkunden weitergeben. Ab dem 1. Juli unterliegen dann auch erstmals die Substanzen für E-Zigaretten der Tabakbesteuerung. Für ein 10-Milliliter-Liquid, das aktuell grob gesagt 5 Euro kostet, soll 2022 1,60 Euro mehr Steuern anfallen, bis 2026 soll dieser Wert auf 3,20 Euro steigen. Auch Tabak für Wasserpfeifen wird künftig deutlich höher besteuert.

Keine großen Löcher dürfte eine weitere Preiserhöhung in die meisten Geldbeutel reißen: Die Deutsche Post erhöht zum 1. Januar die Preise. Die Postkarte kostet dann 70 statt 60 Cent, der Standardbrief 85 statt 80 Cent. Und auch einige andere Formate werden teurer.

Kleiner Trost: Insgesamt soll die Inflationsrate 2022 wieder spürbar sinken. Das RWI geht in seinem jüngsten Konjunkturbericht für 2022 „nur“ noch von einer Preissteigerung von 2,6 Prozent aus - nach einer Inflationsrate von 3,2 Prozent in diesem Jahr.

© dpa-infocom, dpa:211220-99-449076/3

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