Washington (dpa)
US-Inflation steigt auf höchsten Stand seit 1982
Die Teuerungsrate in den USA geht steil nach oben und erreichte im Dezember ein Hoch. Der Anstieg ist zwar erwartet worden. Präsident Joe Biden stellt die Entwicklung aber vor Schwierigkeiten.
Der Preisauftrieb in den USA hat sich im Dezember von hohem Niveau aus weiter beschleunigt. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,0 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte.
Das ist die höchste Inflationsrate seit dem Jahr 1982. Analysten hatten diese Entwicklung erwartet. US-Präsident Joe Biden räumte ein, die Preissteigerungen seien zu hoch und belasteten das Budget von Familien im Land.
Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent. Hier war ein Anstieg um 0,4 Prozent prognostiziert worden. Die Rate liegt damit noch deutlicher über dem Inflationsziel der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) von zwei Prozent.
Biden sagte, an einigen Stellen gebe es Fortschritte, etwa bei den Preisen für Lebensmittel. Gleichzeitig zeigten die Daten, dass noch einige Arbeit bevorstehe. „Inflation ist ein globales Problem“, betonte der US-Präsident. Praktisch jedes Industrieland, das sich von den pandemiebedingten Wirtschaftsfolgen erhole, habe damit zu tun. Die Vereinigten Staaten hätten eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften, was dabei helfe, mit dieser Entwicklung umzugehen.
Kehrtwende der Fed
Wegen des raschen und nachhaltigen Anstiegs der Inflation hat die Fed bereits die Kehrtwende in ihrer Geldpolitik eingeleitet - weg von den konjunkturstützenden Maßnahmen der Corona-Krise und hin zu einem Abbau der Hilfen. Die milliardenschweren Anleihekäufe der Notenbank etwa, die die Märkte mit zusätzlicher Liquidität versorgen, werden bis März eingestellt. Nach Ansicht vieler Analysten könnte die Zentralbank angesichts der robusten Entwicklung des Arbeitsmarktes und des hohen Wachstums dann bereits bei ihrer Sitzung im März erstmals seit der Pandemie wieder den Leitzins erhöhen. Derzeit befindet er sich noch in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent.
Warnung vom Notenbankchef
Der jüngsten Prognose der Notenbank vom Dezember zufolge könnte es 2022 bis zu drei Zinsschritte geben. Mit einer Erhöhung des Leitzinses kann die Fed die Inflation bremsen, gleichzeitig wird aber auch die Konjunktur unter der strafferen Geldpolitik leiden. „Wenn sich dieses hohe Inflationsniveau in der Wirtschaft und in den Köpfen der Menschen festsetzt, dann wird das unausweichlich zu einer viel strafferen Geldpolitik von uns führen, was zu einer Rezession führen könnte“, warnte Notenbankchef Jerome Powell am Dienstag im US-Senat. „Das wäre schlecht für Arbeitnehmer“, fügte er hinzu. Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet.
Die hohe Inflationsrate zehn Monate vor den Kongresswahlen ist auch ein Problem für US-Präsident Joe Biden und dessen Demokraten. Es gilt eine einfache Faustregel: Je höher die Preise, umso unzufriedener sind die Wähler und umso mehr sinken Bidens Umfragewerte. Die Regierung bemüht sich mit verschiedenen Initiativen, den Anstieg der Teuerungsrate zu bremsen - sie sind aber im Umfang begrenzt. Die schlagkräftige Munition zur Bekämpfung der Inflation findet sich in Washington bei der Fed.
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