München (dpa)
Probleme mit Windkraft: Börse straft Siemens Energy ab
Siemens Energy muss erneut seine Ziele nach unten schrauben, weil die spanische Windkrafttochter Probleme hat. Sogar die mittelfristige Prognose steht jetzt auf dem Prüfstand.
Die Probleme beim Windkraftunternehmen Siemens Gamesa reißen nicht ab und belasten auch den Mehrheitseigner Siemens Energy.
Die Münchner mussten am späten Donnerstagabend zum wiederholten Male wegen der spanischen Tochter ihre Ziele nach unten schrauben, nun wackelt sogar die mittelfristige Prognose. An der Börse wurde Energy am Freitag abgestraft, die Aktie fiel im Xetra-Handel um zeitweise mehr als 14 Prozent und war damit der mit Abstand größte Verlierer im Dax.
Siemens Energy hatte am Donnerstagabend auch erste vorläufige Zahlen für das erste Quartal seines Geschäftsjahres genannt. Der Umsatz fiel demnach um 11,4 Prozent auf knapp 6 Milliarden Euro, das angepasste operative Ergebnis rutschte mit einem Verlust von 57 Millionen Euro wieder in die roten Zahlen. Nur der Auftragseingang glänzte mit einem Plus von gut 10 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro.
Das Geschäft mit Anlagen für fossile Energieträger lief relativ solide. Erneut waren es Probleme im Geschäft mit Windrädern an Land, die Gamesa und damit auch Siemens Energy die Zahlen verhageln. Die Spanier machen länger anhaltende Probleme in den Lieferketten, Auswirkungen der Corona-Pandemie steigende Kosten und verunsicherte Kunden für die schwachen Zahlen verantwortlich.
Probleme mit Windrädern
Schon im vergangenen Geschäftsjahr hatte das sogenannte Onshore-Geschäft der Spanier zwei Mal dafür gesorgt, dass Energy seine Erwartungen nach unten schrauben musste. Und wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, kam die Nachricht aus Spanien erneut relativ überraschend, weswegen man in München verärgert über die mangelnde Transparenz ist.
Mehr Transparenz und eine Verbesserung der Leistung bei Gamesa hatte Konzernchef Christian Bruch schon vor einem halben Jahr eingefordert. Aktuell äußerte er sich nicht. Aus Unternehmenskreisen heißt es aber, dass sich die grundsätzliche Position gegenüber Gamesa nicht geändert habe. Zumal es in anderen Bereichen wie Offshore gut laufe. Dementsprechend dürfte weiter gelten, was Bruch am Ende des Geschäftsjahres im November über Gamesa sagte: „An sich weiß die Firma, wie es geht.“ Das müsse man nun überall umsetzen.
Gamesa erklärte am Freitag, man rechne nicht mehr mit einer Entspannung der Lieferkette im zweiten Halbjahr. Unternehmenschef Andreas Nauen kündigte am Freitag weitere Maßnahmen zur Stabilisierung des Onshore-Geschäfts an. So dringt der Konzern derzeit bei Kunden auf Preiserhöhungen, um die hohen Kosten aufzufangen. Ein Problem dabei sind jene Verträge, die Projekte zu einem Fixpreis garantieren.
Schwache Gamesa-Zahlen
Trennen will sich Gamesa vom seit Jahren schwächelnden Geschäft mit Landanlagen nicht - zumindest derzeit. Im Konzern gebe es zwar durchaus „von Zeit zu Zeit“ Überlegungen zu „Alternativen“, sagte Nauen. Gleichzeitig verwies er aber auf das umfangreiche und margenstarke Servicegeschäft im Zusammenhang mit diesen Anlagen. Er zeigte sich zuversichtlich, das verlustreiche Geschäft bis 2024 oder 2025 wieder in die Spur zu bringen.
In Folge der schwachen Gamesa-Zahlen hat Siemens Energy nun auch seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr gesenkt. Die operative Marge (Ebitda vor Sondereffekten) soll nun zwischen 2 und 4 Prozent liegen - das ist ein Prozentpunkt tiefer als bisher angekündigt. Bei der Umsatzerwartung wurde das untere Ende des Korridors um einen Punkt auf minus 2 Prozent angepasst. Das Obere Ende blieb bei drei Prozent.
Und auch für das kommende Geschäftsjahr ist man sich seiner Tochter offenbar nicht ganz sicher. Die Erwartungen für die Marge sollen überprüft werden, hieß es. Ein Vertrauensbeweis für Siemens Gamesa ist das nicht.
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