Tampa (dpa)
Brady tritt zurück - oder doch nicht?
Der erfolgreichste Football-Spieler in der NFL-Geschichte beendet seine Karriere. Oder doch nicht? ESPN verkündet, dass Tom Brady einen Schlussstrich zieht. Offiziell ist dieser Schritt aber nicht.
Unmittelbar, nachdem das erste Gerücht die Runde machte, übertrafen sich die US-Medien mit den längst vorbereiteten Lobeshymnen zum Abschied des besten Spielers der Football-
„Das grenzenlose Leben des Tom Brady“, schrieb ESPN. „USA Today“ blickte auf das „zementierte Vermächtnis“ zurück, und die Profiliga NFL feierte „die legendäre Quarterback-Karriere“ des Superstars. Aber noch hat Tom Brady, der Einzigartige, seine Karriere gar nicht offiziell beendet.
In der deutschen Nacht zum Sonntag fing unter anderem die US-Nachrichtenagentur AP die zunächst von ESPN verbreiteten Berichte wieder ein und meldete, der 44-Jährige habe seine Entscheidung zum Rücktritt noch nicht getroffen. Davon sei auch der Manager seines Clubs, der Tampa Bay Buccaneers, während eines Telefonats unterrichtet worden. Die Aufregung im US-Sport und weit darüber hinaus war perfekt.
Die Entscheidung trifft allein Brady
Was stimmt? Das weiß nur Brady selbst, wie auch sein Agent Don Yee betonte. „Ohne auf die Genauigkeit oder Ungenauigkeit der Berichte einzugehen, Tom wird der Einzige sein, der seine Pläne mit absoluter Genauigkeit zum Ausdruck bringt“, hieß es in einem Statement. Bradys Vater Tom Senior bezeichnete die Berichte über einen Rücktritt sogar als „totale Vermutung“, wie er dem NFL Network sagte. „Tommy hat noch keine endgültige Entscheidung in die eine oder andere Richtung getroffen, und jeder, der etwas anderes sagt, liegt absolut falsch.“
Mitspieler wie Chris Godwin, die NFL und sogar seine Firma, TB12sports hatten Brady nur kurz zuvor via Twitter zu einer Karriere gratuliert, die ihresgleichen sucht und Brady für viele auch zu einem der besten Sportler dieses Planeten gemacht hat. Sieben Super Bowls holte der Familienvater in der National Football League - niemand sonst kommt auf mehr als fünf.
Mit den New England Patriots zählte er 20 Jahre lang immer zu den besten Teams der Liga, in seinem ersten Jahr nach dem Wechsel zu dem Tampa Bay Buccaneers holte er den Titel am Ende der vergangenen Saison erneut. Die Bucs waren das erste Team, das die Meisterschaft im eigenen Stadion holte - und das, nachdem sie vor Bradys Ankunft 18 Jahre lang nicht mal mehr ein Playoff-Spiel gewonnen hatten. Sein Vertrag in Florida läuft noch ein Jahr. Doch die Entscheidung, ob er ihn erfüllt, liegt allein bei ihm.
Als ESPN am Samstag unter Berufung auf mehrere anonyme Quellen berichtete, der Spielmacher habe die Entscheidung getroffen, war deshalb einzig der Zeitpunkt etwas überraschend. Brady hatte sich zuletzt kurz nach der knappen Niederlage gegen die Los Angeles Rams zu seiner Zukunft geäußert und darauf verwiesen, er habe sich damit noch nicht so beschäftigt so knapp nach der Partie. Er sagte aber auch: „Meine Kinder werden nicht jünger, und ich möchte sicherstellen, dass sie auch bekommen, was sie brauchen.“
Gesundheit und Familie Faktoren für Brady
Brady vollziehe den Schritt mit Blick auf seine Gesundheit und seine Familie, hieß es bei ESPN. Auf der Homepage der NFL hieß es zunächst: „TB12 geht mit einer Trophäenkiste voller Auszeichnungen.“ Später dann war zu lesen: „Wenn das wirklich das Ende für Brady ist...“ Auch TB12sports twitterte zunächst: „7 Super Bowl Ringe. 5 Super Bowl MVPs. 3 MVP-Auszeichnungen der Liga. 22 unfassbare Saisons. Danke für alles, Tom Brady.“ Der Tweet war gelöscht, als die Stellungnahme von Agent Yee veröffentlicht wurde.
In einem Bericht auf der NFL-Homepage hieß es allerdings unter Berufung auf einen eigenen Experten, die Frage sei nicht, ob Brady zurücktrete, sondern nur wann. Er habe dies wie alles in seiner Karriere gern in der eigenen Hand, befinde sich zur Zeit weit weg im Urlaub und sei vermutlich verärgert über die jetzigen Berichte.
Aus sportlichen Gründen wäre ein Rücktritt nicht notwendig. Dass es der älteste Spieler der Liga noch immer drauf hat, zeigte er bis zum Schluss der Saison. So hatte er in der Hauptrunde die Bestwerte bei Touchdowns, erfolgreichen Pässen, Passversuchen und geworfenen Yards. Gegen die Rams ermöglichte er den Buccaneers fast noch mal ein Comeback, für die er in der Liga gefürchtet und respektiert wird.
Neben dem Rekord für Titel hält er unter anderem auch die für Yards durch Pässe (84 520) und Touchdowns (624). Zehn Mal stand er im Super-Bowl-Finale. Als er im Jahr 2000 beim Draft in der sechsten Runde als Nummer 199 gezogen wurde, hatte das niemand für möglich gehalten. Dass Bradys Karriere wirklich vorüber ist, ist da nun viel wahrscheinlicher - trotz der ganzen Verwirrung.
© dpa-infocom, dpa:220129-99-901152/4