Berlin (dpa)

Drosten: Keine Entwarnung wegen Corona-Impflücke

| 02.02.2022 01:51 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Christian Drosten in der Bundespressekonferenz. (Archivbild). Foto: Kay Nietfeld/dpa
Christian Drosten in der Bundespressekonferenz. (Archivbild). Foto: Kay Nietfeld/dpa
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In Deutschland dringen viele auf Corona-Lockerungen trotz beispiellos vieler Neuansteckungen. Der Virologe Christian Drosten mahnt, blickt auf die neue Variante BA.2 - und macht auch Mut.

In der Debatte um mögliche Lockerungen von Corona-Maßnahmen in Deutschland sieht der Virologe Christian Drosten den Zeitpunkt für Entwarnung noch nicht gekommen.

„Es gibt eine Sache, die sich erstmal nicht verändert hat. Das ist die Impflücke in Deutschland. Da kommen wir nicht so richtig vorwärts“, sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité am Dienstag im Podcast „Coronavirus-Update“ bei NDR-Info. Zuletzt sei die Impfrate sogar wieder gesunken. Beispielsweise in Dänemark fielen nun angesichts der hohen Impfquote weitgehend die Corona-Restriktionen - in Deutschland sei die Lage aber nicht vergleichbar. „Deswegen ist eben keine Entwarnung für Deutschland zu geben“, so Drosten.

Der Virologe gab zu bedenken, dass die neue Variante BA.2 von Omikron eine noch höhere Übertragbarkeit haben könnte als der derzeit in Deutschland vorherrschende Subtyp BA.1. Auf Basis neuer Daten aus Dänemark nehme er an, dass BA.2 möglicherweise einen sogenannten Fitnessvorteil und damit eine gesteigerte Übertragungsfähigkeit haben könnte.

Höheres Infektionsrisiko bei BA.2

Drosten erklärte den angenommenen Unterschied zwischen den beiden Subtypen mit der Metapher von zwei Autos und sagte mit Blick auf BA.2: „Der Motor, der hat schon ein paar PS mehr.“ Bei BA.1 hingegen sei er der Auffassung, dass die Variante der Immunantwort des Körpers ausweichen könnte, weshalb sie sich so schnell ausbreite.

Die dänischen im Preprint - also ohne Überprüfung von Fachkollegen - veröffentlichten Studiendaten deuteten darauf hin, dass das Infektionsrisiko bei BA.2 deutlich höher sei als bei BA.1. Das Risiko der Weitergabe des Virus ist demnach bei infizierten Ungeimpften ebenfalls stark erhöht, bei geimpften Kontaktpersonen allerdings verringert.

Der Anteil von BA.2 in Deutschland ist laut dem jüngsten Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) in Deutschland „nach wie vor sehr gering“ mit 2,3 Prozent in der zweiten Woche des Jahres (Woche zuvor: 1,4 Prozent). Das RKI schreibt zu dem Subtyp: „International wird beobachtet, dass sich BA.2 stärker ausbreitet als BA.1“. Das betreffe etwa Dänemark und das Vereinigte Königreich.

Drosten sagte im Podcast, zwar werde der Anteil von BA.2 wohl auch in Deutschland steigen - wegen der geltenden Infektionsschutzmaßnahmen aber möglicherweise langsamer als in anderen Ländern. Genaueres sei wegen der geringen Datenlage aber noch nicht vorherzusagen.

„Ideale Immunisierung“ sind drei Impfdosen

Er sehe in den kommenden Osterferien eine zeitliche Schwelle und einen „Planungshorizont“ für die Entspannung der Corona-Lage, so der Virologe. „Wir haben ganz eindeutig den Befund in Deutschland, dass die Übertragungsnetzwerke im Moment aus dem Schulbetrieb gespeist werden. Da werden spätestens die Osterferien dann den Riegel vorschieben“, sagte er. Auch die dann wieder wärmeren Temperaturen dürften sich senkend auf die Inzidenzen auswirken. Ob BA.2 bis dahin „komplett das Feld übernommen“ habe, bleibe abzuwarten.

Drosten sagte, die „ideale Immunisierung“ sei der vollständige Impfschutz durch drei Impfdosen, auf deren Boden man sich dann einmal oder auch häufiger mit dem Virus infiziere und dadurch solch eine starke Immunität entwickle, „ohne dabei schwere Verläufe in Kauf nehmen zu müssen“. Wer dies durchgemacht habe, „der ist dann irgendwann wirklich über Jahre belastbar, immun und wird sich nicht wieder reinfizieren“, sagte Drosten.

Mit Blick auf die vielen Ungeimpften in Deutschland wiederholte er seine Warnung vor dem Zulassen einer Durchseuchung. Er kritisierte eindringlich die Denkweise, eine Infektion mit einer der Omikron-Varianten könne eine Impfung ersetzen und verwies auf die hohe Wahrscheinlichkeit wiederholter Ansteckungen. Deshalb gehe die Rechnung „der Omikron-Infektion als Impfung durch die Hintertür“ einfach nicht auf.

© dpa-infocom, dpa:220202-99-938033/2

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