Zhangjiakou (dpa)

Quarantäne-Qual: Frust bei Kombinierer Frenzel

Patrick Reichardt, Thomas Eßer und Andreas Schirmer, dpa
|
Von Patrick Reichardt, Thomas Eßer und Andreas Schirmer, dpa
| 05.02.2022 04:40 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Die Kombinierer Terence Weber (l) und Eric Frenzel wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Die Kombinierer Terence Weber (l) und Eric Frenzel wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Foto: Hendrik Schmidt/dpa
Artikel teilen:

Den ersten Olympia-Wettkampf verpasst der mit dem Coronavirus infizierte Eric Frenzel definitiv. Teamarzt und sportliche Leitung schließen einen Einsatz aus. Schon am Sonntag wird sich ein weiterer Kombinierer nach Peking aufmachen.

Der corona-positive Olympiasieger Eric Frenzel hadert mit der Quarantäne-Situation und wird seinen Goldcoup von der Normalschanze nicht wiederholen können.

Der Alptraum-Start in China nahm den Nordischen Kombinierer ziemlich mit. „Ich habe ihn mental in so einer Situation noch nie gesehen“, sagte Teamarzt Stefan Pecher, der Frenzel nach eigenen Angaben seit 17 Jahren betreut. „Nicht bei Niederlagen, nicht bei Situationen mit Pech bei Weltcups oder Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen. Er war mental wirklich am Ende.“

Auch Weber fällt vorerst aus

Der 33 Jahre alte Rekordweltmeister, der vor vier Jahren in Pyeongchang in dieser Disziplin gesiegt hatte, wird das erste Einzel auf der Normalschanze am Mittwoch definitiv verpassen. Dies gilt auch für den ebenfalls positiv getesteten Terence Weber. „Für den ersten Wettkampf kann ich sie nicht freigeben, da muss ich sie schützen“, sagte Pecher in Zhangjiakou.

Dies sei nach Rücksprache mit Bundestrainer Hermann Weinbuch und der Teamleitung „definitiv ausgeschlossen“. Dabei gehe es nicht um CT-Werte, sondern auch „um medizinische Geschichten und die Sicherheit der Athleten“. Für die weiteren Wettkämpfe am 15. und 17. Februar sei er „guter Dinge“, sagte Pecher. Die beiden Leistungsträger Frenzel und Weber waren erst nach ihrer Einreise in China positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Faißt reist nach Peking

Nachnominiert wird nun Manuel Faißt, der am Sonntag von Zürich über Mailand in die chinesische Hauptstadt reisen soll. Dies bestätigte Teammanager Horst Hüttel. Offen ist aber noch, ob der 29-Jährige wirklich zum Einsatz kommt. Wegen einer speziellen Regel, wonach bei Hereinnahme von Faißt ein Athlet gestrichen werden müsste, müsse man dies abwägen. Hüttel beschrieb, dass es zu diesem Punkt noch Verhandlungen gebe. „Da laufen die Drähte auf Hochtouren.“

Bundestrainer Hermann Weinbuch habe bereits signalisiert, dass er einen solchen Tausch nur machen wolle, wenn dieser rückgängig gemacht werden könne, betonte Hüttel. Es sei wegen der Regel durchaus möglich, dass man beim ersten Einzel nur mit drei Athleten an den Start gehe. Vinzenz Geiger, Johannes Rydzek und Julian Schmid waren neben Frenzel und Weber für die Spiele nominiert worden.

DOSB bemüht sich um Verbesserung

Teamarzt Pecher beschrieb, wie die anfänglichen Bedingungen im Quarantänehotel ausgesehen haben. „Gestern hat sich die Situation sehr schlecht dargestellt. Als ich die ersten Videos bekommen habe, war ich ein bisschen erstaunt“, sagte der Arzt. Es habe sich nicht gerade um „ein Grand Hotel“ gehandelt. Inzwischen haben sich die Bedingungen aber gebessert. Pecher sagte: „Wir tun weiter alles dafür, dass das alles so bleibt.“ Anders als Frenzel isolierte sich Weber im Teamquartier.

Unterdessen bemüht sich der Deutsche Olympische Sportbund intensiv um eine Verbesserung der Quarantäne-Bedingungen für Frenzel. Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig bezeichnete sie am Samstag als „unzumutbar“. Deshalb sei der DOSB bereits im intensiven Austausch mit dem Internationalen Olympischen Komitee und den Olympia-Organisatoren, um „beschleunigt Abhilfe“ zu schaffen.

Dies gelte nicht nur für die Nordischen Kombinierer, sondern auch für den Eiskunstläufer Nolan Seegert, der schon drei Tage im Isolations-Hotel verbringen muss und nun ein größeres Zimmer und Trainingsgeräte erhält. „Uns ist wichtig, dass die Rahmenbedingungen in der Quarantäne gut sind“, sagte Schimmelpfennig. „Wichtig ist dabei, dass die drei Athleten die Perspektive haben, in den Wettkampf zurückzukehren und sich körperlich darauf weiter vorbereiten zu können.“ Er sei überzeugt, dass Lösungen gefunden werden, „die angemessen sind“.

Schon bei den vorolympischen Testwettkämpfen hatten sich die deutschen Bobfahrer und Rodler über unzumutbare Bedingungen in Peking geklagt. „Diese kritischen Rückmeldungen haben wir beim IOC platziert und Optimierungsbedarf eingefordert“, erklärte er.

© dpa-infocom, dpa:220205-99-983978/6

Ähnliche Artikel