Berlin (dpa)

Russland nicht mehr erwünscht: Die Folgen im Weltsport

| 01.03.2022 05:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Der Vertrag des Handballtrainers mit dem russischen Verband läuft noch bis 2024. Foto: Frank Molter/dpa
Der Vertrag des Handballtrainers mit dem russischen Verband läuft noch bis 2024. Foto: Frank Molter/dpa
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Fußball-WM? Nicht mit Russland. Europacup? Spartak Moskau muss zusehen. Paralympics? Womöglich ohne russische Athleten. Und auch bei der Eishockey-WM bleibt der Sbornaja nur die Zuschauerrolle.

Das Internationale Olympische Komitee hat an alle Weltverbände und Ausrichter von Sportveranstaltungen die Empfehlung abgegeben, Russland und seinen Verbündeten Belarus wegen der Invasion in die Ukraine auszuschließen. Etliche Verbände folgten der Empfehlung.

Fußball-WM: Die Nationalmannschaft Russlands wird von der WM-Qualifikation ausgeschlossen und hat keine Chance mehr auf ein Ticket für die Endrunde Ende des Jahres in Katar. Ursprünglich sollte Russland im Playoff-Halbfinale im März gegen Polen in Moskau spielen. Bei einem Sieg hätte der WM-Gastgeber von 2018 im Finale gegen Schweden und Tschechien wieder Heimrecht gehabt. Der Ausschluss sei „ausdrücklich diskriminierend“, kritisierte der Russische Fußballverband (RFS).

Fußball-EM: Bis zur EM der Frauen im Juli in England ist es noch etwas hin. Stand jetzt wäre die qualifizierte russische Mannschaft nicht mehr spielberechtigt. Das Team war in Gruppe C mit der Niederlande, Schweden und Schweiz gelost worden.

Fußball-Europacup: Bundesligist RB Leipzig profitiert vom Ausschluss Spartak Moskaus und zieht ohne Spiele ins Viertelfinale ein. Da im Europapokal kein weiteres Team aus Russland mehr im Wettbewerb vertreten ist, halten sich die Auswirkungen in Grenzen.

Paralympics: Das Internationale Paralympische Komitee will am Mittwoch eine Entscheidung in dieser Angelegenheit treffen. Es wäre ein schwerer Schlag für Russland. 2018 in Pyeongchang hatten die russischen Sportler - damals wegen des großen Dopingskandals als neutrale Athleten geführt - die zweitbeste Ausbeute erzielt. Übrigens: Auch Belarus war in Südkorea auf Platz acht im Medaillenspiegel stark vertreten.

Leichtathletik: Die Hallen-WM im März in Belgrad, die Freiluft-WM im Juli in Eugene/USA sowie die Mannschafts-WM im Gehen in Muscat, die am Freitag in Oman beginnt - alle Leichtathletik-Veranstaltungen finden ohne „Athleten, Betreuer und Offizielle aus Russland und Belarus“ statt. Das gilt für alle Veranstaltungen der Weltserie, teilte der Dachverband World Athletics mit.

Eishockey-WM: Eine Eishockey-WM ohne Russland war bislang nicht vorstellbar. 27 Mal hat die Sbornaja den Titel geholt und ist damit neben Kanada der Rekordsieger. Bei den Olympischen Spielen in Peking hatte Russland noch ganz knapp im Finale gegen Finnland den Titel verpasst. Die Nordeuropäer sind nun Gastgeber der WM vom 13. bis 29. Mai und haben bereits klargestellt, dass sie auf die Anwesenheit von Russland und Belarus keinen Wert legen. Der Weltverband IIHF hat beide Länder „bis auf Weiteres“ ausgeschlossen.

Volleyball: Der Volleyball-Weltverband FIVB hat Russland die Männer-Weltmeisterschaft entzogen. Ein neuer Ausrichter für das WM-Turnier vom 26. August bis 11. September werde nun gesucht, teilte die FIVB am Dienstag mit. Wegen des Krieges in der Ukraine sei es „unmöglich, Weltmeisterschaften in Russland vorzubereiten und durchzuführen“, hieß es in dem Statement. Der Weltverband sei „ernsthaft besorgt über die eskalierende Situation und die Sicherheit der Menschen in der Ukraine“.

Basketball-Europacup: Russische Teams werden vorerst von der Euroleague und dem Eurocup ausgeschlossen. Betroffen sind in der Euroleague ZSKA Moskau, Zenit St. Petersburg und Unics Kazan. Lokomotiv Kuban Krasnodar spielt im Eurocup. Die Euroleague will die Entwicklung der Situation kontinuierlich beobachten. Sollte sich die Lage nicht ändern, würden alle Spiele der regulären Saison gegen russische Teams annulliert und die Tabellen der Ligen angepasst werden. Vom 1. bis 18. September findet außerdem die Basketball-EM statt, da sollte Russland eigentlich in Gruppe A in Tiflis spielen.

Handball-Europapokal: Der europäische Handball-Verband EHF schließt Russland und Belarus ebenfalls aus. Weder die Nationalmannschaften noch Clubs aus den beiden Ländern dürfen an europäischen Wettbewerben teilnehmen. Betroffen ist beispielsweise in der Männer-Champions League Meshkow Brest aus Belarus. In der Königsklasse der Frauen spielen Rostow-Don und ZSKA Moskau.

Ski: „Um die Sicherheit aller Athleten bei Fis-Wettkämpfen zu gewährleisten, beschloss der Fis-Rat einstimmig, dass ab sofort kein russischer oder belarussischer Athlet bis zum Ende der Saison an Fis-Wettkämpfen auf allen Ebenen teilnehmen darf“, teilte der Ski-Weltverband am Dienstag mit.

Rudern: Auch Ruderer aus Russland und Belarus dürfen bis auf Weiteres nicht mehr an internationalen Wettkämpfen teilnehmen. Das gab der Ruder-Weltverband FISA am Dienstag bekannt. Darüber hinaus stellte die FISA klar, „dass 2022 keine Veranstaltungen in Russland oder Belarus stattfinden“. Die FISA rief ihre Mitgliedsverbände dazu auf, den ukrainischen Ruderern zu helfen, die „infolge des Angriffs auf ihr Land an der Teilnahme an internationalen Wettkämpfen gehindert“ würden.

Kanu: Auch im Kanusport dürfen vorerst keine Athleten aus Russland und Belarus antreten. Zusätzlich zu den Athleten habe das ICF-Exekutivkomitee beschlossen, alle Offiziellen aus Russland und Belarus von der Teilnahme an vom Verband sanktionierten Veranstaltungen sowie von der Teilnahme an Sitzungen, Ausschüssen und Foren des ICF auszuschließen, teilte der Dachverband ICF mit.

Schwimmen: Im Schwimmen dürfen russische und belarussische Athleten an internationalen Wettkämpfen des Weltverbands Fina teilnehmen. Sie sollen allerdings nur als neutrale Athleten oder Mannschaften zugelassen werden, wie die Fina am Dienstag mitteilte. Die Teilnahme unter dem Namen Russland oder Belarus sei nicht mehr erlaubt. Bei internationalen Veranstaltungen sollten demnach „keine nationalen Symbole, Farben, Flaggen gezeigt oder Hymnen gespielt werden“. Die Fina werde die Situation weiterhin beobachten und gegebenenfalls weitere Entscheidungen treffen. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wird zudem der Fina-Orden aberkannt, den er 2014 vom Verband erhalten hatte.

Eiskunstlauf/Eisschnelllauf: Auch die Internationale Eislauf-Union (ISU) teilte am Dienstag mit, dass die Eiskunstläufer, Eisschnellläufer und Shorttracker aus Russland und Belarus mit sofortiger Wirkung von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen sind. Damit ist Russland und Belarus der Start bei den Weltmeisterschaften im Eiskunstlauf vom 21. bis 27. März im französischen Montpellier, der Mehrkampf-WM der Eisschnellläufer am kommenden Wochenende im norwegischen Hamar sowie bei der Shorttrack-WM vom 18. bis 20. März im kanadischen Montreal verwehrt. Sportler beider Länder können zudem nicht beim Weltcup-Finale der Eisschnellläufer am 12. und 13. März im niederländischen Heerenveen antreten.

Taekwondo: Nach der Aberkennung der Ehrenpräsidentschaft durch den Judo-Weltverband hat Russlands Präsident Wladimir Putin wegen der Invasion in die Ukraine eine weitere Auszeichnung eines Sportverbandes verloren. Der Taekwondo-Weltverband entzog dem 69-Jährigen den 2013 ehrenhalber verliehenen Schwarzen Gürtel. Zugleich verurteilte der Verband scharf „die brutalen Attacken auf unschuldige Leben in der Ukraine, die sich gegen die Vision von World Taekwondo von "Frieden ist kostbarer als Triumphe" und die Werte von Respekt und Toleranz“ richten.

© dpa-infocom, dpa:220228-99-329313/9

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