Frankfurt/Main (dpa)
Frankfurter Städel mit großer Renoir-Schau
„Renoir. Rococo Revival.“ ist eines der Ausstellungshighlights des Jahres. Die Schau im Frankfurter Städel präsentiert den französischen Impressionisten - und stellt Bezüge zur Malerei des Rokoko her.
Es ist die erste große Renoir-Ausstellung seit vielen Jahren in Deutschland. Mit „Renoir. Rococo Revival.“ präsentiert das Frankfurter Städel mehr als 70 Werke des großen französischen Impressionisten.
Die Schau zeigt zudem eine überraschende Verbindungslinie zur Malerei des Rokoko. „Der Impressionismus hat verschiedene Quellen, aber im Fall von Renoir ist es das Rokoko, es ist das französische 18. Jahrhundert, das ihn inspiriert“, sagt Städel-Direktor Philipp Demandt.
Zu sehen gibt es rund 120 Gemälde, Arbeiten auf Papier, Skulpturen und kunsthandwerkliche Objekte. Dabei werden um die 70 Werke von Pierre-Auguste Renoir (1841-1919) den Arbeiten aus dem 18. Jahrhundert gegenübergestellt. Erweitert wird das Ganze um Renoirs Zeitgenossen und Wegbegleiter, so werden etwa eindrückliche Exponate von Edgar Degas, Édouard Manet und Claude Monet gezeigt.
„Damit wollen wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzeigen und den Blick auf Renoir noch einmal schärfen“, sagt Alexander Eiling, der gemeinsam mit Juliane Betz und Fabienne Ruppen die Schau kuratiert hat.
Das Rokoko, also der Stil, der zwischen 1715 und 1780 Architektur, Mobiliar und Kunst geprägt hat, galt nach der Französischen Revolution zunächst als frivol und unmoralisch, wie es im Begleittext zur Ausstellung heißt. Doch im 19. Jahrhundert kam es demnach zu einer fulminanten Wiederbelebung und der Stil war zu Lebzeiten Renoirs überaus präsent.
Beim Besuch der Ausstellung wird schnell klar, dass sich sowohl die Malerei des Rokoko als auch der Impressionist Renoir ähnlichen Themen widmeten: dem Flanieren im Grünen, der Rast im Freien, Gartenfesten. Zu sehen sind oft auch badende Frauen oder familiäres Miteinander. Aber nicht nur die Motive, auch die Technik, also die lockere und skizzenhafte Malweise sowie die leuchtende Palette der Werke, waren prägend für Renoir. Und: Schon während seiner Ausbildung zum Porzellanmaler orientierte er sich an Künstlern des Rokoko.
Konkret wird der Einfluss gleich zu Beginn der Schau deutlich. Dort wird die älteste Fassung von „Die Einschiffung nach Kythera“ (ca. 1709/10) von Antoine Watteau gezeigt, einem der wichtigsten Vertreter der Rokoko-Malerei. Auf dem Gemälde ist eine Gruppe prächtig gekleideter Menschen in freier Natur zu sehen, die auf die Liebesinsel aufbrechen. Solche Szenen habe Renoir eins zu eins in das Paris des 19. Jahrhunderts übersetzt, erklärt Demandt. So wirkt etwa das Gemälde „Der Spaziergang“ (1870) wie ein Ausschnitt aus Watteaus traumverlorenen galanten Darstellungen.
Nach Angaben des Städel ist „Renoir. Rococo Revival.“ die erste große Renoir-Ausstellung in Deutschland seit mehr als 25 Jahren. Rund ein Viertel aller Werke stammen aus dem eigenen Bestand des Museums. Hinzu kommen Leihgaben aus aller Welt, etwa aus dem Musée d’Orsay in Paris, der National Gallery in London und dem Metropolitan Museum of Art in New York. Eigentlich sollten auch zwei Kunstwerke aus Russland zu sehen sein. Auf die Leihgaben sei aufgrund der aktuellen Weltlage auch aus logistischen Gründen kurzfristig verzichtet worden, sagte Demandt. „Renoir. Rococo Revival.“ läuft bis zum 19. Juni.
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