München (dpa)

Rekord-Preissprung bei Benzin und Diesel

| 09.03.2022 10:36 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Kraftstoffpreise an einer Tankstelle in Göttingen am Mittwochmorgen. Foto: Swen Pförtner/dpa
Kraftstoffpreise an einer Tankstelle in Göttingen am Mittwochmorgen. Foto: Swen Pförtner/dpa
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Die Spritpreise kennen derzeit kein Halten mehr. In der vergangenen Woche sind sie so schnell gestiegen wie noch nie. Und es zeichnet sich ab, dass Tanken noch teurer werden könnte.

Die Spritpreise steigen in nie gekannter Geschwindigkeit. In nur einer Woche hat sich Diesel um 39,4 Cent verteuert, wie der ADAC mitteilt. Im bundesweiten Tagesdurchschnitt des Dienstags kostete der Kraftstoff 2,150 Euro pro Liter.

Super E10 legte auf Wochensicht um 27,6 Cent auf 2,103 Euro zu. Alleine von Montag auf Dienstag hatten Diesel um zwölf und E10 und rund zehn Cent zugelegt. Und damit ist das Ende offenbar noch nicht erreicht: Am Mittwoch zeichnete sich bereits der nächste kräftige Anstieg ab. Zum Mittag lag Diesel elf, Super E10 acht Cent über dem Vergleichszeitpunkt des Vortags. „Die aktuelle Entwicklung am Ölmarkt gibt diesen weiteren Anstieg eigentlich nicht her“, hieß es dazu vom ADAC.

Grundsätzlich sind die Ölpreise der Haupttreiber des Preisanstiegs beim Sprit. Diese sind im Zuge des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland nach oben geschnellt.

Schwankende Rohölpreise

Am Mittwoch schwankten die Ölpreise stark. Am frühen Nachmittag lag der Preis der für Europa wichtigen Sorte Brent mit 124,45 Dollar je Fass (159 Liter). Das waren 3,53 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 3,45 Dollar auf 120,25 Dollar. Die Ölpreise entfernten sich so etwas von ihren am Montag erreichten mehrjährigen Höchstständen.

Die Rückgänge am Mittwoch erklärten Beobachter zum einen mit einer Gegenbewegung nach den zuletzt deutlichen Kursgewinnen. Zudem gibt es eine leichte Hoffnung auf eine Annäherung der beiden Kriegsparteien.

Der starke Dollar verstärkt den Preisanstieg zusätzlich, da Öl in Dollar gehandelt wird und deutsche Käufer in Euro bezahlen. Hinzu kommt eine aktuell ungewöhnlich starke Nachfrage nach Heizöl.

Schon vor dem russischen Krieg gegen die Ukraine waren die Spritpreise in Deutschland auf Rekordhöhe gestiegen. Damals hatte vor allem die wieder anziehende Konjunktur den Ölpreis getrieben.

Auf Jahressicht ist der Anstieg bei den Spritpreisen gewaltig: Im März vergangenen Jahres hatte Diesel noch 1,315 Euro pro Liter gekostet und Super E10 1,454 Euro. Das befeuert auch die Debatte um Entlastungen der Verbraucher. Der ADAC hat dazu zuletzt eine befristete Mehrwertsteuersenkung auf Kraftstoffe und Heizöl ins Spiel gebracht. Auch Politiker verschiedener Parteien forderten Entlastungen für die Bürger durch Anpassungen bei der Mehrwertsteuer oder Änderungen bei der Pendlerpauschale.

Auch Logistikunternehmen von Preisexplosion betroffen

Verbände der Logistikwirtschaft und der Busbranche fürchten angesichts der Explosion der Kraftstoffpreise um die Existenz von Unternehmen. Die Kraftstoffkosten für den Transport- und Logistiksektor aber auch für den Reisebusverkehr würden zu einem fundamentalen Belastungsfaktor für den deutschen Mittelstand und die Verkehrswirtschaft, hieß es in einer Mitteilung von vier Verbänden vom Mittwoch. Die massiven Preissteigerungen innerhalb kürzester Zeit würden in vielen Fällen zur Existenzfrage. Die Verbände forderten die Einführung eines verbilligten Gewerbediesels.

Andernfalls könne die Logistikwirtschaft die Versorgungssicherheit nicht aufrechterhalten und die Busbranche insbesondere nicht den Reisebusverkehr, hieß es in der Mitteilung unter anderem vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt wies im „Zeit“-Magazin „Zeit für Arbeit“ darauf hin, dass einige Nachbarländer Deutschlands bereits einen temporären Gewerbediesel eingeführt hätten. Das Bundeswirtschaftsministerium müsse jetzt „ein klares Signal“ senden. Steuervergünstigungen wie eine Rücknahme der CO2-Steuer seien unerlässlich, sagte Engelhardt.

© dpa-infocom, dpa:220309-99-445698/6

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