Sydney (dpa)

Australiens Osten unter Wasser: Premier ruft Notstand aus

| 09.03.2022 11:17 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Ein Mann vor den Trümmern seines Hauses in Lismore. Foto: Jason O’brien/AAP/dpa
Ein Mann vor den Trümmern seines Hauses in Lismore. Foto: Jason O’brien/AAP/dpa
Artikel teilen:

Australien ist extreme Naturereignisse gewöhnt. Aber 16 Tage Regen am Stück - wie zuletzt in Sydney - sind auch in Down Under ein Jahrhundertereignis. Viele Menschen stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.

An der australischen Ostküste wird das ganze Ausmaß der katastrophalen Überschwemmungen der vergangenen Tage allmählich deutlich. Die Infrastruktur in Teilen der Bundesstaaten Queensland und New South Wales ist völlig zerstört.

Tausende Menschen haben in den Wassermassen ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Überflutungen solchen Ausmaßes kämen höchstens einmal in 500 Jahren vor, sagte Australiens Premierminister Scott Morrison am Mittwoch bei einem Besuch in der Stadt Lismore, wo die Lage besonders dramatisch ist. Die Regierung rief den nationalen Notstand aus. Dadurch will sie möglichst schnelle und unbürokratische Hilfe gewährleisten.

Hoffnung für die Zukunft

Morrison versprach auch zusätzliche finanzielle Unterstützung für die überschwemmten Regionen und für besonders betroffene Familien. „Ein derartiges Hochwasserereignis in diesem Teil Australiens gab es seit Menschengedenken noch nicht, und das ist eine tiefgründige Aussage.“ Es müssten dringend Maßnahmen ergriffen werden, um Hochwassern in der Region besser vorzubeugen. Die Menschen bräuchten jetzt vor allem Hoffnung für die Zukunft. „Aber was auch immer getan wird, es wird angesichts der schieren Verzweiflung nie genug sein, um der Lage gerecht zu werden“, betonte Morrison.

In Greendale, einem westlichen Vorort Sydneys, wurde derweil ein weiteres Todesopfer aus den Fluten geborgen. Der 50-Jährige sei wahrscheinlich ertrunken, teilten die Behörden mit. Am Dienstag waren im nicht weit entfernten Wentworthville bereits eine 67-jährige Frau und ihr 34-jähriger Sohn tot in den Wassermassen entdeckt worden. Damit sind seit Beginn des Extremwetters Ende Februar bereits mehr als 20 Menschen in Queensland und New South Wales ums Leben gekommen.

In Sydney hat es zweieinhalb Wochen lang fast ununterbrochen geregnet. Meteorologen sprachen vom nassesten Jahresbeginn in der größten Stadt Australiens seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1858. Wegen der steigenden Wasserstände in den Flüssen hatten die Behörden am Dienstag Evakuierungsbefehle und -warnungen für etwa ein Dutzend Vororte ausgegeben. Rund 60.000 Menschen waren betroffen.

Am Mittwoch blieb es weitgehend trocken. Und auch für die kommenden Tage sagten die Meteorologen für das Gebiet nur geringe Niederschläge voraus.

Als Folge des Hochwassers war das sonst blauschimmernde Wasser im weltberühmten Hafen von Sydney braun gefärbt. Das Meer vor vielen Stränden der Metropole „von Palm Beach bis hinunter nach Cronulla“ sei verschmutzt und voller Treibgut, teilte das Umweltministerium der Region mit. Vielerorts wurde deshalb davon abgeraten, im Ozean zu schwimmen.

Neue Sturmwarnung

In Queensland gab es derweil eine neue Sturmwarnung für die gesamte Küstenregion von Mackay bis zur Grenze mit New South Wales. Die auch bei Touristen beliebte Region mit der Sunshine Coast, der Gold Coast und der Metropole Brisbane müssten sich auf „gigantischen Hagel, zerstörerische Winde und intensiven Regen“ einstellen, zitierte der Sender 9News Jackson Browne vom Wetteramt.

Verantwortlich für die historischen Überschwemmungen war ein sich nur langsam bewegendes Tiefdruckgebiet. In einigen Gegenden hat es innerhalb weniger Tage so viel geregnet wie sonst in einem ganzen Jahr. Viele Straßen und Brücken sind zerstört, Häuser und Weideland verwüstet.

Australien leidet besonders unter dem Klimawandel. Von August 2019 bis März 2020 hatten katastrophale Buschbrände Millionen Hektar Land verwüstet. Und erst vor wenigen Wochen schwitzte Westaustralien noch unter einer erbarmungslosen Hitzeglocke. Dabei wurden Werte von teilweise mehr als 50 Grad verzeichnet.

© dpa-infocom, dpa:220309-99-446184/2

Ähnliche Artikel