Berlin (dpa)

Sparkassen: Ukraine-Krieg stellt uns vor Herausforderungen

| 16.03.2022 12:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Bei den Sparkassen in Deutschland stimmen die Zahlen. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa
Bei den Sparkassen in Deutschland stimmen die Zahlen. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa
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Das direkte Russland-Geschäft spielt für die Sparkassen in Deutschland praktisch keine Rolle. Allerdings rechnen die Institute mit indirekten Folgen des Ukraine-Krieges.

Nach einem Gewinnzuwachs im vergangenen Jahr stellen sich die Sparkassen in Deutschland auf Folgen durch den Ukraine-Krieg ein.

„Wir alle werden in diesem Jahr politisch, aber auch wirtschaftlich und gesellschaftlich vor immense Herausforderungen gestellt werden“, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Helmut Schleweis, am Mittwoch. Zwar spiele das direkte Russland-Geschäft bei Sparkassen praktisch keine Rolle und das Russland- und Ukraine-Engagement der Landesbanken sei sehr gering. Es werde aber zu deutlichen Zweit- und Drittrundeneffekten kommen.

„Diese werden erst langsam spürbar, sie werden uns aber vermutlich auf längere Sicht belasten“, sagte Schleweis. Als ein Beispiel nannte er den massiven Anstieg der Energiekosten, der Verbraucher und die energieintensive Industrie belasteten. Die Sanktionen gegen Russland bezeichnete Schleweis als richtig und unverzichtbar. „Wir sollten aber nicht glauben, dass es nicht auch Rückwirkungen auf uns selbst gibt.“

Jahresüberschuss 2021

Im vergangenen Jahr kamen die inzwischen 367 (Vorjahr: 376) Sparkassen in Deutschland den vorläufigen Zahlen zufolge zusammen auf einen Jahresüberschuss von 1,8 Milliarden Euro. Das waren 366 Millionen Euro mehr als im Corona-Krisenjahr 2020. Die öffentlich-rechtlichen Institute profitierten von einer um rund 91 Prozent auf 122 Millionen Euro gesunkenen Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite, weil die befürchtete Welle von Firmenpleiten in der Corona-Pandemie ausgeblieben war. Hinzu kamen gestiegene Provisionsüberschüsse.

Erstmals stiegen die Provisionsüberschüsse den Angaben zufolge stärker, als sich das Zinsergebnis verringerte. Einem Minus von 314 Millionen Euro beim Zinsergebnis standen Provisionserlöse von 560 Millionen Euro gegenüber. Im Ergebnis sei das Geschäftsjahr 2021 für die Sparkassen deutlich besser verlaufen, als dies angesichts der Rahmenbedingungen zu erwarten gewesen wäre, sagte Schleweis. „Auch besser als unsere eigenen Prognosen.“

Plus 4,5 Prozent Einlagenzuwachs

Die Sparkassen verbuchten einen Einlagenzuwachs von 48,4 Milliarden Euro - ein Plus von 4,5 Prozent. Dabei sei es den Instituten gelungen, ihre Kundinnen und Kunden stärker vom Wertpapiergeschäft zu überzeugen, berichtete Schleweis. „Der Nettoabsatz war mit 29,5 Milliarden Euro der höchste in der Sparkassenhistorie.“

Das angestrebte Zentralinstitut für den öffentlich-rechtlichen Sektor liegt vorerst weiter auf Eis. Er halte das Thema weiter für wichtig, sagte Schleweis. Aber es gebe derzeit keine Bereitschaft, darüber zu sprechen, was angesichts der Krise verständlich sei.

An dem Projekt eines einheitlichen europaweiten Bezahlsystems wollen die Sparkassen ungeachtet der Absage der DZ Bank und damit der Volks- und Raiffeisenbanken vorerst weiterarbeiten. Man versuche gemeinsam mit den verbliebenen Banken eine Lösung zu entwickeln. „Wir bleiben dran“, sagte das geschäftsführende DSGV-Vorstandsmitglied Joachim Schmalzl. Europa brauche ein eigenes Zahlungssystem. Die European Payment Initiative (EPI) war 2020 von großen Euro-Banken gegründet worden. Sie wollten ein einheitliches europaweites System aufbauen, das das Bezahlen per Karte und Smartphone abdeckt, um der Kundschaft ein Konkurrenzangebot zu mächtigen US-Konzernen wie Paypal zu machen.

Konten für Geflüchtete

Geflüchtete aus der Ukraine können mit ihrem Identitätsnachweis ein Konto bei den Sparkassen eröffnen. Die Finanzaufsicht Bafin habe eine Kontoeröffnung auch auf Basis einer ukrainischen Identity Card ermöglicht, sagte Helmut Schleweis. Da die Geflüchteten nicht in ein Asylverfahren gingen, verfügten sie nicht über den sogenannten Ankunftsnachweis, ein Reisepass sei häufig nicht vorhanden.

Es müsse damit gerechnet werden, dass die Menschen länger blieben, als sie sich das selbst wünschen. „Umso wichtiger ist es, diesen zumeist sehr gut ausgebildeten und außerordentlich leistungsbereiten Menschen schnell die Arbeitsaufnahme zu ermöglichen“, sagte Schleweis.

© dpa-infocom, dpa:220316-99-541936/5

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