Frankfurt/Main (dpa)

Comebacks und Debüts: Flick erklärt Fitness zur WM-Maxime

Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa
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Von Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa
| 18.03.2022 12:13 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Der Bundestrainer Hansi Flick hat den Kader für die anstehenden Spiele des DFB-Teams bekanntgegeben. Foto: Christian Charisius/dpa
Der Bundestrainer Hansi Flick hat den Kader für die anstehenden Spiele des DFB-Teams bekanntgegeben. Foto: Christian Charisius/dpa
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Die Personaldecke ist dünn. Für die Testspiele gegen Israel und die Niederlande nominiert Trainer Hansi Flick fast vergessene Akteure. An den Katar-Kriterien will der Bundestrainer nicht rütteln.

Die „schmerzhafte“ Absage von Niklas Süle und viele Blessuren und Wehwehchen bei seinen Katar-Kandidaten veranlassen Hansi Flick gleich zum Auftakt des WM-Jahres zu völlig unerwarteten Personalentscheidungen.

Als Reaktion auf die noch fehlende Fitness bei fix eingeplanten WM-Größen wie Leon Goretzka, Marco Reus oder Robin Gosens verblüffte der Bundestrainer am Freitag bei der Nominierung seines ersten Kaders 2022.

Neben dem Mainzer Überraschungsmann Anton Stach holte Flick Julian Weigl, Benjamin Henrichs und Robin Koch nach teils mehrjährigen Pausen wieder in die Fußball-Nationalmannschaft zurück. Auch Rio-Weltmeister Julian Draxler darf trotz des Reservisten-Daseins bei Paris Saint-Germain noch einmal für seine WM-Chance vorspielen.

„Wir wollten schon versuchen, dass wir die Topspieler dabei haben. Jetzt fallen einige aus, deswegen nutzen wir die Gelegenheit, den einen oder anderen zu sehen“, erklärte Flick seine Auswahl für das erste Testländerspiel gegen Israel am 26. März in Sinsheim und den folgenden Klassiker drei Tage später gegen die hoch geschätzten Niederlande in Amsterdam. „Es ist ein Ausprobieren auf der einen Seite“, sagte Flick. Aber natürlich wolle man beide Spiele „top seriös angehen und auch gewinnen“.

Flick will Mix finden

Über allem steht für Flick der heruntertickende Countdown bis zum WM-Anpfiff am Golf am 21. November. Nur acht Monate bleiben noch für die Vorbereitung. „Grundsätzlich wollen wir uns einspielen, die Automatismen reinbekommen“, sagte der 57-Jährige. Er wolle aber auch einen „Mix finden aus Ausprobieren und Einspielen“, betonte der in seinen sieben Spielen bislang immer siegreiche DFB-Chefcoach.

Die Ansprüche an die Nationalspieler sind unverändert hoch. Er erwarte in den kommenden Monaten, „dass eine Entwicklung stattfindet“, postulierte Flick eindeutig. Die werde man auch überprüfen und eventuelle Defizite klar ansprechen. Die Botschaft sei aber auch schon angekommen, spürte Flick das Feedback bei vielen Gesprächen in den vergangenen Wochen. „Ich habe das Gefühl, jeder will dabei sein, jeder will Teil des Teams sein.“

Nominierungsbedingung für den ersten Länderspiel-Doppelpack war für Flick die Einsatzfähigkeit in beiden Spielen. Durch dieses Anspruchsraster fiel auch Rechtsverteidiger Lukas Klostermann, der in Leipzig weiter Substanz aufbauen soll. Bei der WM wird die höchste Leistungsbereitschaft im Vier-Tage-Rhythmus gefragt sein, machte Flick klar.

„Wenn wir in Katar erfolgreich sein wollen, ist die Voraussetzung, dass alle Spieler topfit sind, das ist der Fokus, den wir setzen“, sagte Flick. Rekonvaleszenten sollen deshalb lieber bei ihren Clubs am Comeback arbeiten.

Ohne BVB-Profis

Weiterhin nicht im Aufgebot ist der zuletzt an Corona erkrankte BVB-Verteidiger Mats Hummels, mit dem der Bundestrainer in einem Telefonat nochmals die Situation besprach. Die WM-Perspektive ist für den Ex-Weltmeister nur noch minimal.

Da auch Reus sowie Julian Brandt, Mahmoud Dahoud und Emre Can keine Berücksichtigung fanden, ist diesmal kein Spieler von Borussia Dortmund bei der DFB-Auswahl dabei. Ein Zufall sei das und keine Abneigung gegen den Bundesliga-Zweiten, versicherte Flick. Das Gros im 26-Mann-Kader stellen sechs Spieler vom FC Bayern München um Kapitän Manuel Neuer sowie das Chelsea-Trio Kai Havertz, Antonio Rüdiger und Timo Werner.

Süle fehlt wegen seines Muskelfaserrisses, Florian Wirtz erlitt am Sonntag einen Kreuzbandriss und droht sogar die WM im Spätherbst zu verpassen. Für den Jahresstart ausfallen wird möglicherweise noch der angeschlagene Stürmer Karim Adeyemi von Red Bull Salzburg, wie Flick am Freitag berichtete.

Eine Debüt-Garantie bekam der Freiburger Innenverteidiger Nico Schlotterbeck, der zuletzt schon mehrfach nominiert war. „Er wird auf jeden Fall sein erstes Spiel machen, das ist in der Planung“, sagte Flick.

Debütant Stach freut sich über Nominierung

Als „Überraschung für alle“ bezeichnete auch der Bundestrainer die Berufung von U-21-Europameister Stach, der beim Treffpunkt am Montag in Frankfurt erstmals zum A-Aufgebot stoßen wird. „Wir wollen sehen, was für ein Potenzial er uns anbietet“, sagte Flick über den Mittelfeldakteur. Stach selbst berichtete, dass er vor Aufregung und Freude nach der Nominierung beim Autofahren gleich „zweimal falsch abgebogen“ sei.

Wieder in der Spur der Nationalmannschaft sind die Rückkehrer Weigl (letztes Länderspiel 2017), Henrichs (2020) und Koch (2021). Sie hätten bei ihren Clubs Benfica Lissabon, RB Leipzig und Leeds United zuletzt überzeugt, betonte Flick.

© dpa-infocom, dpa:220318-99-573884/5

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