Aurich
Der Notarztwagen reichte nicht
Die Brüder Detlef und Dr. Jochen Wessels sind mit einem Notarztwagen auf dem Weg an die ukrainische Grenze. Sie hofften auf zahlreiche Spenden für die Aktion – und bekamen noch viel mehr.
Aurich - Eigentlich wollten die Brüder Detlef und Dr. Jochen Wessels gleich früh morgens mit ihrem Notarztwagen in Richtung polnisch-ukrainische Grenze losfahren – aber Spenden machten ihnen einen Strich durch die Planung. Nach der Berichterstattung der ON war die Hilfsbereitschaft gewaltig, sagt Jochen Wessels. Sie seien geradezu mit Spenden überschüttet worden.
Die beiden Brüder zogen am Donnerstag mit einem Notarztwagen los in Richtung ukrainische Grenze. Sie wollen den Flüchtenden helfen – mit Herztabletten, Asthmageräten, Verbandsmaterial und Schmerztabletten. Im Notfall könne der Notarztwagen als Operationssaal dienen, sagt Jochen Wessels, der in Aurich als Kieferchirurg arbeitet. Gemeinsam wollen die Brüder die schlimmste Not der Menschen lindern.
Abfahrt verzögerte sich
Um ihren Plan umzusetzen, sind die Brüder auf Spenden angewiesen. Den Notarztwagen kauften sie selbst. Für Medikamente brauchten sie jedoch Geld. In den ON riefen sie unter anderem dazu auf, übriggebliebene Tabletten oder abgelaufene Verbandskästen aus dem Auto zu spenden. Die Materialen darin seien immer noch gut, sagt Jochen Wessels.
Mit der Reaktion der Menschen auf die Berichterstattung hatten die Brüder nicht gerechnet. 6000 Euro haben die Rotarier noch für die Aktion gegeben, 5000 Euro bekamen sie bereits von „Ein Herz für Ostfriesland“, einer Organisation der Zeitungsgruppe Ostfriesland, zu der auch die Ostfriesischen Nachrichten gehören. Wegen der zahlreichen Spenden habe der Notarztwagen nicht ausgereicht. Ein Bulli gehört jetzt auch zu der Aktion, er sei vom Ihlower Hilfskonvoi, der von Hendrik de Vries organisiert wird, überlassen worden. Eigentlich wollten sie schon am frühen Morgen am Donnerstag losfahren. Jedoch habe das Sortieren und Einräumen der Spenden so viel Zeit gekostet, dass sich die Abfahrt um mehrere Stunden verzögerte.
Team ist gewachsen
Auch das Team hat sich nun vergrößert. Neben Detlef Wessels, der sich um Logistik und Organisation kümmert, und Jochen Wessels gehören nun auch eine Pflegerin mit Erfahrungen im Intensivbereich, ein Intensivpfleger und ein Rettungssanitäter dazu. Teilweise hätten die Freiwilligen sich extra Urlaub genommen, um den Menschen an der ukrainischen Grenze zu helfen, sagt Jochen Wessels. „Die Hilfsbereitschaft ist einfach unglaublich.“
Der Rettungskonvoi konnte jedoch nicht bis zur Grenze durchfahren. Die Freiwilligen mussten einen Zwischenstopp einlegen, um sich auszuruhen. Anders geht es nicht. „Wir brauchen ein ausgeruhtes Team“, sagt Jochen Wessels. Denn bei der Ankunft am Freitag im polnischen Dorohusk, nur knapp fünf Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, soll es direkt mit der Arbeit losgehen.