Shanghai (dpa)

In Shanghai beginnt neuer Corona-Lockdown für Millionen

| 01.04.2022 04:41 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Chinas Präsident Xi Jinping verhängte einen neuen Corona-Lockdown. Foto: Shen Hong/XinHua/dpa
Chinas Präsident Xi Jinping verhängte einen neuen Corona-Lockdown. Foto: Shen Hong/XinHua/dpa
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Nach deutlicher Kritik der Bevölkerung muss sich die Stadtregierung entschuldigen. Doch ein Kurswechsel bleibt aus. Deutsche Unternehmen sind wegen der wirtschaftlichen Folgen zunehmend besorgt.

In Shanghai ist die zweite Stufe des Lockdowns für weitere 16 Millionen Einwohner der ostchinesischen Hafenstadt in Kraft getreten.

Nach dem Osten und Süden gilt seit Freitagmorgen auch im Westen der insgesamt 26 Millionen Einwohner zählenden Metropole eine Ausgangssperre. Bis Montag dürfen die Menschen dort ihre Wohnungen nur für Covid-19-Tests verlassen.

Zwar endete offiziell die erste Stufe des seit Montag geltenden Lockdowns östlich des Huangpu-Flusses. Allerdings verhängten die Behörden dort am Donnerstagabend neue Beschränkungen. Demnach sollen Ausgangssperren für viele Wohnblocks und Nachbarschaften beibehalten werden, in denen während der Massentests der vergangenen Tage Infektionen gefunden wurden.

Stadtregierung entschuldigt sich

In sozialen Medien äußerten Shanghaier teilweise deutliche Kritik an den Regierungsmaßnahmen der vergangenen Tage. Selbst staatliche Medien berichteten von „Schwierigkeiten“, etwa bei der Versorgung mit Lebensmitteln und bei der medizinischen Versorgung. Ma Chunlei, Generalsekretär der Stadtregierung von Shanghai, entschuldigte sich bei der Bevölkerung für die verursachten Unannehmlichkeiten.

Die Regierung habe die Ausbreitung der Omikron-Variante unterschätzt, nicht genug Vorbereitungen für den Anstieg der Neuinfektionen getroffen und den Bewohnern in gesperrten Gebieten Schwierigkeiten bereitet. „Wir akzeptieren die Kritik aufrichtig und arbeiten an Verbesserungen“, sagte Ma Chunlei.

Eine Europäerin äußerte die Sorge, dass ihr Lockdown auch länger als bis Montag dauern könnte wie in Teilen von Pudong im Osten der Stadt. Dann gebe es ein Problem mit frischem Gemüse und Obst. Erstmal hätten sie genug Lebensmittel. „Wir wurden ja vorgewarnt. Aber viele Läden waren leer in den letzten Tagen“, sagte die 60-Jährige.

Es habe auch Hamsterkäufe gegeben. Die Stimmung sei gemischt. Einige seien in Wartehaltung, andere verärgert oder auch besorgt, positiv getestet und länger in eine Quarantäne-Einrichtung geschickt zu werden.

Schlimmste Corona-Welle seit Beginn der Pandemie

Mit der Ankunft von Omikron erlebt China die schlimmste Corona-Welle seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren. Zwar sind die Zahlen im internationalen Vergleich niedrig, doch verfolgt die Regierung eine Null-Covid-Strategie, die mit der BA.2-Variante auf eine harte Probe gestellt wird. Bisher hatten die Behörden kleinere Ausbrüche erfolgreich mit Ausgangssperren, Massentests und Quarantäne bekämpft. Ob die Strategie auch gegen Omikron funktioniert, muss sich zeigen.

Shanghai und die nordostchinesische Provinz Jilin sind gegenwärtig am schwersten betroffen. In der Hafenstadt wurden am Donnerstag 358 Neuinfektionen gemeldet, während weitere 4144 Fälle ohne Symptome gezählt wurden, wie am Freitag die Pekinger Gesundheitskommission bekanntgab. Landesweit gab es 1787 neue Ansteckungen und 5442 asymptomatische Infektionen, die in China gesondert aufgeführt werden. Alle Infizierten kommen in ein Krankenhaus oder eine Quarantäne-Einrichtung. In Shanghai wurden für die Isolation Sportstadien und Messehallen mit Betten eingerichtet.

Vor dem Hintergrund der strengen Corona-Maßnahmen zeigten sich deutsche Unternehmen zuletzt immer besorgter über die wirtschaftlichen Folgen. Die Deutsche Handelskammer in China rief die Behörden zu mehr Transparenz bei ihren Corona-Maßnahmen auf. Eine rechtzeitige und transparente Kommunikation sei „dringend erforderlich“.

Laut einer Mitgliederbefragung der Kammer hätten die derzeitigen Corona-Lockdowns eine vollständige Störung oder schwerwiegende Auswirkungen auf Logistik, Lagerhaltung und Lieferketten bei rund der Hälfte der Unternehmen zur Folge.

© dpa-infocom, dpa:220401-99-753061/5

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