Wiesbaden (dpa)
Darknet-Marktplatz abgeschaltet - Geldwäsche-Verdacht
Das Geschäft mit geklauten Daten, Dokumenten und Betäubungsmitteln florierte über den illegalen „Hydra Market“ seit mehr als sieben Jahren. Nun wurde die russischsprachige Plattform abgeschaltet.
Drogen, Geldwäsche, gestohlene Daten: Der weltweit größte illegale Marktplatz im Darknet ist von deutschen Behörden abgeschaltet worden.
Es seien Server in Deutschland und Bitcoins im Gesamtwert von 23 Millionen Euro sichergestellt worden, teilten das Bundeskriminalamt (BKA) und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Dienstag mit. Ermittelt werde gegen bislang unbekannte Betreiber und Administratoren der Plattform mit dem Namen „Hydra Market“. Sie stehen unter anderem unter dem Verdacht der gewerbsmäßigen Geldwäsche. Die Ermittlungen laufen seit August 2021, mehrere US-Behörden seien beteiligt gewesen.
Die russischsprachige Plattform sei mindestens seit 2015 über das sogenannte Tor-Netzwerk erreichbar gewesen. Gehandelt worden sei vor allem mit illegalen Betäubungsmitteln, aber es ging auch um weltweit ausgespähte Daten, gefälschte Dokumente sowie digitale Dienstleistungen. Einen aktuellen Bezug zum Krieg in der Ukraine gebe es nicht, sagte der Pressesprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, Sebastian Zwiebel.
Rund 17 Millionen Kunden- und mehr als 19.000 Verkäuferkonten seien auf der Plattform registriert gewesen. Das Darknet ist ein versteckter Teil des Internets, der nur über bestimmte Software erreichbar ist und nicht von den üblichen Suchmaschinen gefunden wird.
Großer Erfolg der Ermittler
Zwiebel sprach von einem riesigen Erfolg der Ermittler. Wie groß die Plattform gewesen sei, lasse sich alleine an den Umsätzen ablesen: Im Jahr 2020 seien mindestens 1,23 Milliarden Euro erzielt worden - dies habe „Hydra Market“ zum umsatzstärksten illegalen Marktplatz der Welt gemacht. Es sei auch ein Dienst zur Verschleierung digitaler Transaktionen namens „Bitcoin Bank Mixer“ angeboten worden und habe Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden „immens erschwert“.
Nach den Betreibern und Administratoren wird weiter international gefahndet. Es sei bislang noch keine Identität einzelner handelnder Personen bekannt. „Von daher sind die Ermittlungen auch noch lange nicht abgeschlossen“, sagte Zwiebel.
Wo in Deutschland die Server beschlagnahmt wurden, wollten die Ermittler unter Verweis auf das noch laufende Verfahren nicht mitteilen. Darauf, dass weitere im Ausland stünden, gebe es aktuell keine Hinweise. Auf der Webseite des Marktplatzes wurde am Dienstag ein Sicherstellungsbanner veröffentlicht. Darauf heißt es in mehreren Sprachen: „Die Plattform und der kriminelle Inhalt wurden beschlagnahmt.“
Der Milliarden-Umsatz alleine der einen Plattform zeige das Ausmaß des Kriminalitätsphänomens, sagte Zwiebel. „Das ist ein Phänomen, das nach wie vor sehr, sehr groß ist und uns auch in Zukunft beschäftigen wird.“ Um Online-Kriminellen auf die Spur zu kommen, gebe es ein permanentes Monitoring im Darknet und anderen Plattform wie etwa Telegram.
Die Zentralstelle ZIT kann immer wieder Schläge gegen Online-Kriminelle bekannt geben. Erst vergangenen Freitag hatte die ZIT die Anklage mehrerer Männer mitgeteilt, die eine Darknet-Plattform für Kinderpornografie mit mehr als 400.000 Mitgliedern betrieben haben sollen.
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