Frankfurt/Main (dpa)

Nach Wechselfehler: Sieg des FC Bayern bleibt bestehen

Christoph Lother und Klaus Bergmann, dpa
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Von Christoph Lother und Klaus Bergmann, dpa
| 08.04.2022 12:15 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Schiedsrichter Christian Dingert (l) bespricht nach dem Wechselfehler mit Akteuren vom FC Bayern und SC Freiburg das weitere Vorgehen. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa
Schiedsrichter Christian Dingert (l) bespricht nach dem Wechselfehler mit Akteuren vom FC Bayern und SC Freiburg das weitere Vorgehen. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa
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Das DFB-Sportgericht hat den Einspruch des SC Freiburg gegen das 1:4 gegen die Bayern zurückgewiesen. Es sei kein schuldhaftes Vergehen nachzuweisen. Stattdessen rügt das Gericht die Schiedsrichter.

Christian Streich war ziemlich sauer - Julian Nagelsmann darum bemüht, die Wogen wieder etwas zu glätten. Der 4:1-Sieg des FC Bayern in der Bundesliga-Partie beim SC Freiburg bleibt trotz des Wechselfehlers des Tabellenführers bestehen.

Diese Entscheidung seines Sportgerichts verkündete der Deutsche Fußball-Bund (DFB). Dass der Protest des SC gegen die Spielwertung zurückgewiesen worden war, ärgerte Streich nicht wirklich. Sehr wohl aber die Begleitumstände. Gegen die Kritik an den Badenern für ihr Vorgehen wehrte sich der 56-Jährige vehement. Auch Nagelsmann durfte sich davon angesprochen fühlen. Weitere Rechtsmittel gegen das Urteil wird der SC nicht einlegen.

Sportgericht begründet Entscheidung

„Der einzige Weg, den man einschlagen musste, weil es uns sozusagen aufgrund dieser Rechtsunsicherheit zugeschoben wurde, war Einspruch zu erheben“, sagte Streich. Die Bayern hatten bei der Partie vergangenen Samstag infolge eines Wechselfehlers für wenige Sekunden zu zwölft gespielt. Die Freiburger hatten am Montagabend Protest gegen die Spielwertung eingelegt, da der Club formal in der aktiven Rolle sei, die Vorgänge rechtlich überprüfen zu lassen. Münchens Trainer Nagelsmann hatte dieses Vorgehen der Breisgauer kritisiert.

Nach Ansicht des Sportgerichts war den Bayern „der schuldhafte Einsatz eines nicht einsatzberechtigten Spielers“ nicht anzulasten. Damit liege kein Grund für eine Aberkennung des Sieges vor. Vielmehr sei ein gravierendes Fehlverhalten von Schiedsrichter Christian Dingert und seinem Team Ursache des Wechselfehlers. Die Beteiligung der Bayern an dem Wechsel-Chaos reiche „auch unter Gesichtspunkten der Verhältnismäßigkeit nicht aus, um die gravierende Rechtsfolge einer Spielumwertung zu rechtfertigen“, sagte Stephan Oberholz, der Vorsitzende des Sportgerichts.

Das Schiedsrichter-Team sei seinen Pflichten „in mehrfacher Hinsicht schuldhaft nicht nachgekommen“, fügte Oberholz hinzu. Der vorliegende Fall sei auch nicht vergleichbar mit dem Wechselfehler des VfL Wolfsburg, der im DFB-Pokal bei Preußen Münster unerlaubt einen sechsten Auswechselspieler in die Partie gebracht hatte. Dem VfL war danach der Sieg aberkannt worden.

Bayern bleiben damit Spitzenreiter

Die Bayern reagierten erfreut auf das DFB-Urteil vom Freitag. „Wir freuen uns über diese Entscheidung, die unsere Auffassung bestätigt hat“, sagte Vorstandschef Oliver Kahn auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Freiburger akzeptierten es. „Weil wir Sportsleute sind“, wie Streich betonte. Der SC-Coach wünschte sich aber ausdrücklich, dass es künftig „andere Verfahrensregelungen gibt“. Dann könne man sagen, „hat es doch noch was Gutes gehabt“.

Die Rechtsordnung des DFB habe die Breisgauer in eine aktive Rolle gezwungen, die ihnen „äußerst unangenehm“ gewesen sei. „Es kann nicht sein, dass es drei Parteien sind. Zwei machen einen Fehler, keinen unerheblichen Fehler. Was überhaupt nicht schlimm ist. Jeder macht Fehler. Ich mache auch Fehler. Und nachher ist der Dritte derjenige, der dann noch von gewissen Leuten, teilweise von denen, die die Fehler gemacht haben, an den Pranger gestellt wird. Das ist ein absolutes Unding. Das haben wir sehr genau vernommen, so Streich.

Die Treuepflicht und die persönliche Haftung habe die SC-Vorstände zum Handeln gezwungen, betonte Freiburgs Trainer. „All diese Punkte wurden offensichtlich von einigen nicht berücksichtigt oder sie haben nicht verstanden, um was es da allumfassend geht.“

Nagelsmann: Bin nicht vom SC Freiburg enttäuscht

Bayern-Coach Nagelsmann hatte aus seinem persönlichen Empfinden zunächst Kritik am SC geübt. Am Freitag bemerkte er dazu: „Mir ist schon wichtig in diesem ganzen Thema, dass ich in keinster Weise enttäuscht vom SC Freiburg oder von Christian Streich bin. Ich bin Christian Streich keinen Meter böse, dass sie das gemacht haben.“

Bis er von jemandem enttäuscht sei, „müssen schon andere Dinge passieren, die weit über das Berufliche hinausgehen und nicht ein Anfechten eines Spiels“, sagte der 34-Jährige. „Ich finde Christian Streich immer noch herausragend als Typ und als Trainer. Daran hat diese Anfechtung des Spielergebnisses nichts geändert.“

In der Tabelle lagen die Bayern vor Beginn des 29. Spieltags somit weiter neun Punkte vor Verfolger Borussia Dortmund an der Spitze. Freiburg belegt den zur Teilnahme an der Europa League berechtigenden Rang fünf - mit drei Punkten Rückstand auf RB Leipzig auf Champions-League-Platz vier und mit einem Zähler Vorsprung auf die sechstplatzierte TSG 1899 Hoffenheim. „Als Trainer von RB und direkter Tabellennachbar habe ich eine RB-Brille auf, da weiß man, wie ich denke“, sagte Leipzigs Coach Domenico Tedesco. „Ich verstehe aber auch die andere Partei aufgrund der juristischen Fragen.“

© dpa-infocom, dpa:220408-99-844504/8

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