Hannover (dpa)
Trüberer Ausblick 2022 bei Continental
Wie stark Krieg, Kosten und Corona Wirtschaft und Verbraucher in diesem Jahr genau treffen werden, hängt von vielen Faktoren ab. Als Reifenhersteller und großer Zulieferer schwant Conti nichts Gutes.
Wegen der wirtschaftlichen Verwerfungen des Ukraine-Kriegs, gestiegener Rohstoffpreise und neuer Corona-Sorgen stellt sich Continental auf einen noch schwierigeren Jahresverlauf ein.
Der Dax-Konzern aus Hannover senkte einige seiner schon zuvor verhaltenen Prognosewerte für 2022. Vorstandschef Nikolai Setzer mahnte in einem vorab veröffentlichten Redemanuskript zur Hauptversammlung am kommenden Freitag (29. April) zur Vor- und Umsicht. In der Gesamtschau gab er sich noch relativ optimistisch.
Mindestens 3,5 Milliarden Euro mehr Kosten
Die Risiken hätten jedoch abermals zugenommen. „Auch die Kosten für Beschaffung steigen“, betonte der Conti-Chef in dem vorbereiteten Text für das bevorstehende Aktionärstreffen. „Insbesondere für ölbasierte Rohstoffe. Und im Energiebereich. Auch bei der Logistik, gerade für Reifen und Contitech.“ Das Geschäft mit Reifen und Maschinenbauprodukten war zuletzt deutlich profitabler als die Aktivitäten in der klassischen Autozulieferung. „Insgesamt rechnen wir mit mindestens 3,5 Milliarden Euro mehr Kosten.“
Hauptgründe laut Setzer: „Die geopolitische Lage ist angespannt. Die andauernde Covid-19-Pandemie wirkt sich weiter aus.“ Das führe zu „nachhaltigen Störungen in der Produktion, in den Lieferketten. Und auch bei der Nachfrage. Hinzu kommt das Thema Inflation.“
Für den bereinigten Gewinn rechnet Conti 2022 mit einem Anteil von noch 4,7 bis 5,7 Prozent am Umsatz. Bisher hatte der Konzern zwischen 5,5 und 6,5 Prozent als Ertragsspanne im laufenden Geschäft erwartet.
Die Schätzung zum möglichen Gesamtumsatz bleibt in der Größenordnung von 38,3 Milliarden bis 40,1 Milliarden Euro zwar fast konstant. Jedoch wird auch die für Zulieferer wichtige weltweite Konjunktur der Autoindustrie aus derzeitiger Sicht als deutlich schwächer bewertet. Die Zunahme der Fertigung von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen dürfte sich 2022 demnach gegenüber dem Vorjahr nur noch bei 4 bis 6 Prozent einpendeln, bislang war ein Plus von 6 bis 9 Prozent vermutet worden.
„Negative Auswirkungen der Kostensteigerungen für wichtige Zulieferungen, insbesondere für ölbasierte Rohstoffe sowie im Energiebereich und der Logistik“ würden sich in den nächsten Monaten wohl erheblich verstärken. Die Einschätzungen basieren dabei auf dem Szenario, dass Wechselkurs-Schwankungen keine großen Nachteile haben.
„An unseren mittelfristigen Zielen halten wir fest“
Zudem müsse man die Corona-Entwicklung genau beobachten. In China gibt es derzeit wieder harte Lockdowns. Setzer stellte aber auch klar: „An unseren mittelfristigen Zielen halten wir fest.“ Sofern wieder über 90 Millionen Fahrzeuge jährlich gebaut werden könnten, soll eine bereinigte Umsatzrendite von 8 bis 11 Prozent drin sein.
Für Continental sind - wie für viele andere Industrieunternehmen - Rohstofflieferungen aus Russland wichtig. Außerdem ist die Russische Föderation als Absatzmarkt relevant. Anfang März hatten die Hannoveraner ihre lokale Produktion und ihren Außenhandel mit dem Land nach Beginn des Angriffs auf die Ukraine zunächst eingestellt.
Kürzlich wurde bekannt, dass die Reifenherstellung in Kaluga südwestlich von Moskau wieder angelaufen ist, weil Mitarbeitern und Führungskräften sonst „harte strafrechtliche Konsequenzen“ drohten. Nun soll dort „im Bedarfsfall temporär“ weitergearbeitet werden.
Der Konzern legte Eckzahlen zum ersten Quartal vor. Die bereinigte Gewinnspanne im laufenden Geschäft sank demnach von Januar bis Ende März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 8,5 auf 4,7 Prozent. Der Umsatz legte hingegen von 8,6 Milliarden Euro auf 9,3 Milliarden Euro zu.
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